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Das ist das Motto dieses etwas ungewöhnlichen Lautsprechers mit für heute ungewöhnlichen Ausmaßen, einer gigantischen Membran und einem Typenschild ohne Leistungsangabe. Die relativ neue Marke Vestlyd hat sich zum Ziel gesetzt, die Live-Performance ins heimische Wohnzimmer zu transportieren und so erinnert das Design wohl nicht zufällig an Bühnenmonitore. Wer viel Wert auf das stylische Erscheinungsbild legt, kann diesen Artikel ignorieren. Ist aber doch mal das Feeling des Rock-Konzerts des Vorabends oder Tanzlautstärke gefragt, dann lohnt sich ein Blick auf die kantige V12C auf jeden Fall.

Schon ein erster Blick auf die V12C zeigt, wo es lang geht. Mit PA-Optik und großen Treibern kommt hier der Konzertsaal nach Hause.

Vestlyd? Hab ich ja noch nie gehört. Das ist vermutlich die Reaktion der meisten Menschen. Das bezieht sich vermutlich nicht nur auf den Lautsprecher, sondern auch auf die Marke selbst. Der dänische Hersteller wurde 2021 gegründet und feiert sein Debüt mit diesem und einem weiteren Lautsprecher mit noch größerer Membran. Vestlyd gehört zu jenen Marken unter dem Dach von Hifi Klubben, die mit Argon Audio seit 20 Jahren unter Beweis stellen, dass sie konkurrenzfähige Produkte produzieren können. Der Name kombiniert die Worte Vest und Lyd. Ersteres steht für Produkte aus dem Westen Dänemarks, dort wo die Nordsee an die Küste brandet und der zweite Teil steht für den Klang. Und darum geht es bei dieser Marke. Beide „Monitore“ folgen dem Motto „Live Louder“ und dementsprechend fallen die Gehäuse auch aus. Sie sind robust, groß und auffallend schlicht gestaltet, so wie unsere Vestlyd V12C.

Von Tradition kann man bei einer so jungen Firma wie Vestlyd zwar noch nicht sprechen, doch die Designsprache von V12C und den größeren V15C, wird konsequent durchgezogen.

Brachial in allen Dimensionen

Ich muss meine Testexemplare leider selbst abholen und staune erst einmal über die Größe der beiden Kartons. Aber das soll nicht die einzige Überraschung bleiben, denn jeder bringt stattliche 27 Kilogramm auf die Waage. Die nächste Überraschung lässt nicht lang auf sich warten, denn im Karton steckt ein weiterer Karton. Gut, wenn man Videos von Paketzustellern im Internet trauen darf, ist das keine schlechte Option. Angesichts der schieren Masse im Karton, wird aber niemand auf die Idee kommen, ihn zu werfen. Gut gepolstert in 5 Zentimeter Schaumstoff kommen dann die Vestlyd V12C endlich in Griffweite. Befreit vom Verpackungsmaterial und einer weiteren Tüte bleiben 24 Kilogramm Eigengewicht übrig. Mit ihren 392 Millimetern in der Breite und 625 Millimetern in der Höhe steht da ein beachtliches Chassis vor mir. Auch in der Tiefe lässt sich die V12C nicht lumpen und genehmigt sich satte 367 Millimeter.

Breite und Tiefe der V12C sind üppig bemessen. Für einen Standlautsprecher ist die Höhe von etwa 63 Zentimetern aber überschaubar. Zumindest, wenn man auf die optionalen Ständer verzichtet.

Aufstellung der Vestlyd V12C

Bei der Handhabung der Vestlyd V12C gefällt auf jeden Fall schon einmal die Haptik. Die glatten Kartons waren eher schwer zu bewegen, da kommt das geriffelte Kunstleder doch deutlich geschmeidiger daher. Das fühlt sich gleich nach Bühne und Musikerequipment an und dort würde der wuchtige Kasten gar nicht weiter auffallen. Sehr gut gefallen mir die großen und festen Gummifüße. Sie entkoppeln die Schallkammer wirkungsvoll vom Boden und geben rutschfesten Halt ohne wertvolles Parkett mit Kratzern zu bedrohen. Da ich die ebenfalls sehr robust ausgeführten Lautsprecher-Stands von Vestlyd erhalten habe, muss ich die Gummis aber abschrauben, damit die V12C sicher auf dem Ständer steht. Dank der großkalibrigen Schrauben ist das aber im Handumdrehen erledigt. Da die Bassreflexöffnungen nach vorn ausgeführt sind, gestaltet sich die Platzwahl nicht sonderlich schwierig. Aufgrund der schieren Größe stelle ich die beiden „Live Louder“-Speaker vor mein TV-Rack und drehe sie leicht ein.

Statt Furnier oder Lack setzt Vestlyd auf Kunstleder. So machen die großen Bühnenmonitore einen entsprechtend rustikalen, robusten Eindruck.

Die Hardware und Verarbeitung

Da nun alles steht, kann ich mir das System ja endlich mal aus der Nähe ansehen. Die Vestlyd V12C hinterlässt zunächst einmal einen sehr robusten Eindruck. Einzig das sich um das Gehäuse schmiegende Kunstleder könnte etwas unauffälliger zusammengeführt sein. So fällt mir unten in der Mitte die Fügung des Materials ins Auge. Unter der Frontabdeckung fällt zunächst der wuchtige etwas über 30 Zentimeter messende Basslautsprecher ins Auge. Den separaten Hochtöner des Zwei-Wege-Systems sieht man erst auf den zweiten Blick. Denn im Zentrum des Basslautsprechers befindet sich nicht wie üblich eine Staubabdeckung sondern das Horn des Tweeters. Im Zentrum des Koaxial-Lautsprechers befindet sich ein kleiner Treiber, der geschickt die Form der Bassmembran als Horn nutzt. Um die angetriebene Masse nicht weiter in die Höhe zu treiben, sitzt dieser aber fest auf dem Magneten im Rücken und die Papiermembran des Basses schwingt frei um ihn herum.

Dem enormen 12-Zoll-Tieftöner mangelt es nicht an Hub und Tiefgang. Übermäßig viel Leistung verlangt der Koaxial-Treiber dafür aber nicht.

Dicke Hose

Die Vestlyd V12C fallen aber nicht nur durch den monströsen Basstreiber auf. Auch die Bassreflexöffnungen sind gigantisch und liefern der Membran viel Frischluft für ausladende Bewegungen. Damit lassen sich gigantische Luftmassen bewegen und die V12C erreicht auf dem Datenblatt stattliche 39 Hertz an Tiefgang. Damit das Gehäuse hier bei hohen Lautstärken keinen Strich durch die Rechnung macht, sind die Wandstärken mit 30 Millimetern alles andere als dünn ausgelegt. Die innere Verstrebung sorgt für absolute Steifigkeit der Holzplatten. Ab 1.200 Hertz übernimmt dann der kräftige Hochtöner bis hinauf nach 22.000 Hertz. Eine maximale Leistung gibt Vestlyd nicht an, nur die Empfindlichkeit mit 93 dB, die man als beachtlich betrachten darf. Mit 2 x 250 Watt Impulsleistung an 4 Ohm konnte ich die Vestlyd im Gegensatz zu meinen Nachbarn jedenfalls nicht aus dem Tritt bringen. Das war schon echt laut, aber dazu gleich mehr.

Zentral in die steife Papiermembran ist der Hochtöner der V12C eingelassen. Damit erreichen die Lautsprecher beachtliche 22 Kilohertz.

Motto versus Klang

„Live Louder“ wäre damit schon einmal grob geklärt, denn laut geht ohne Probleme. Aber das verspricht ja auch so mancher Billigheimer aus dem asiatischen Raum. Bei der Vestlyd V12C hat der dänische Hersteller sich aber auch Gedanken darum gemacht, wie das ganze beim Zuhörer ankommt. Außerdem spielt so ein Gerät ja nicht immer bei voller Lautstärke, vermute ich zumindest. Also probiere ich das Koaxialsystem einmal bei normaler Hörlautstärke aus. Hier muss das wuchtige System unter Beweis stellen, dass auch wenige Watt an Leistung einen ansprechenden Klang bereitstellen können. Und was ich hier auf die Ohren bekomme, kann durchweg überzeugen. Die Großmembran kann trotz ihrer Masse durch die hohe Steifigkeit auch sanftere Töne wiedergeben. Die koaxiale Bestückung spielt besonders in der räumlichen Ausgestaltung des Klanges ihre Stärken aus. Instrumente lassen sich gut orten und die aufgespannte Bühne wird eindrucksvoll bespielt.

Zusätzlich zu den festen Schraubklemmen verfügen die Vestlyd auch über eine Neutrik Speakon Buchse. Bühnentechnik lässt grüßen.

Die Kulisse

So gelingt es der Vestlyd V12C im Stück „Camioux“ von Boozoo Bajou ziemlich gut, bereits bei den ersten Klängen eine breite Kulisse vor mir aufzuspannen. Das Zirpen der Grillen breitet eine weite Ebene vor mir und um mich herum aus, die weit über die Lautsprecherebene hinaus geht. Das sanfte plätschern des Wassers liegt direkt vor mir und die aufflammende Stimme mit reichlich Hall ertönt in der Ferne. Die synthetischen Klänge, die die Grundakkorde immer wieder wiederholen, wabern eindrucksvoll in schnellem Wechsel von links nach rechts. Dann erklingt die Stimme des Künstlers direkt vor mir schon fast gespenstisch real. Die Bass-Line hat schon eine wuchtige Substanz, die man der riesigen Membran so noch gar nicht zutraut. Wenn im Break des Stücks plötzlich die Konga einsetzt, gewinnt die Kulisse erneut an Tiefe, speziell wenn im vierten Takt die letzten zwei Schläge durch den Hall tief in den Raum abtauchen.

Die beiliegenden Abdeckungen lassen die V12C ein wenig gefälliger aussehen. Das allerdings ein wenig zu Lasten ihres Retro-Charmes.

Bass, wir brauchen Bass

Das Bo sagte schon in „Türlich, Türlich (Sicher Dicker)“ wir brauchen Bass und so begebe ich mich mal in den elektronischen Bereich. „Still At Large“ von Clubroot geht wirklich tief in den Keller und bringt die Vestlyd V12C mal in Schwingung. Der etwas schepprige Sound der Bass-Drum kommt vom Stück selbst und liegt nicht an vibrierenden Gegenständen in der Umgebung. Viel interessanter ist aber das nach etwa einer Minute einsetzende tiefe Knurren, das nach 30 Sekunden so richtig nach unten wegdriftet. Und hier zeigt die wuchtige Membran, was sie kann. Ohne zu zögern setzt sie die Bewegung in tiefe Schwingungen um. Das klingt schon gut, aber diesen Bass will man einfach auch fühlen und so drehe ich behände am Lautstärkeregler des Magnat RV4. Selbst der Stoff der Frontabdeckung wackelt schon ob des Hubs der Membranen. Was für eine satte Darbietung.

Auf den stabilen, optionalen Metallständern, wirken die Lautsprecher etwas weniger massiv. Außerdem verbessert sich durch die leichte Neigung auch das Abstrahlverhalten des Koax-Treibers.

Musiker im Wohnzimmer

Eigentlich erwarte ich, dass die Höhen gleich anfangen zu verzerren, doch egal wie weit ich den Magnat ans Limit bringe, die Vestlyd V12C lässt sich davon nicht beirren. Der Verstärker liefert auch bei Vollanschlag (hier fließen bis zu 250 Watt Impulsleistung durch die Kabel) ein sauberes Signal und damit auch die Membranen dieser beiden Klangwandler. Neugierig geworden lasse ich „Let Me Go“ von Heaven 17 auf den 12-Zöller los. Auch hier wird der knackige Bass-Synth und die Bass-Drum satt und knackig abgefeuert. Die Gitarren haben eine wundervolle Fülle und auch die Stimme von Sänger Glen Gregory erscheint eindrucksvoll direkt vor mir. Das Video auf der Startseite der Vestyd-Homepage könnte es nicht besser darstellen. Man erhält wirklich den Eindruck, dass die Musiker direkt im Wohnzimmer musizieren. So macht laute Musik richtig Spaß.

Die frontseitigen Bassreflexports sorgen für kräftige Bässe und erleichtern gleichzeitig die Aufstellung der Lautsprecher.

Live Louder

Aber nun muss natürlich auch mal richtige Live-Musik zu Worte, also ich meine zu Klang kommen. Ich begebe mich virtuell ins Rome Olympic Stadium zu Muse und lausche „Supermassive Black Hole“. Gut, die Aufnahme besticht nicht unbedingt durch die allerhöchste audiophile Qualität, aber durch eine gewisse Lebendigkeit, weil auch das Publikum nicht ausgeblendet ist und ist damit ein idealer Kandidat zum Test der Livehaftigkeit der Vestlyd V12C. Und je weiter man sich der Originallaustärke annähert desto dichter fühlt man sich in der Tat in das Publikum direkt vor der Bühne integriert. Das gelingt den Vestlyd aufgrund der Leistungsreserven und der ziemlich präzisen Abbildung mühelos. Der Punch und der Sound sind absolut glaubwürdig und Matthew Bellamy singt mir sprichwörtlich direkt ins Gesicht während Dominic Howard mit behänden Schlägen die Felle seines Schlagzeugs massiert. Der verzerrte Bass von Chris Wolstenhome gelingt wunderbar knarzig und brummig.

Mit ordentlichem Pegel, viel Tiefgang und guter Ortung sorgen die V12C für jede Menge Live-Feeling.

Fazit

Der Vestlyd V12C ist ein besonderer Lautsprecher. Er sieht nicht nur robust aus, er kann auch kraftvoll zupacken und macht seinem Motto alle Ehre. „Live Louder“ ist ein Versprechen, dass eindrucksvoll eingelöst wird. Die robuste Ausführung und die Kunstlederoberfläche vermitteln nicht nur Live-Ambiente, auch auf einer kleineren Bühne kann der Hans Dampf in allen Gassen eine Party ordentlich in Schwung bringen. Auch bei sanften Tönen spielt die V12C ordentlich mit. Die räumliche Abbildung ist dank des Koaxial-Chassis sehr gut und detailreich. Mit den passenden Standfüßen macht das nicht gerade zierliche Gerät aber auch im Wohnzimmer eine gute Figur. Und die beweist die Vestlyd V12C auch in der Gesamtperformance. Brachiale Musik braucht auch einen brachialen Spielpartner und das beherrscht das System auf jeden Fall. Nun ziehe ich die Rocker-Kutte aber wieder aus, denn das Testobjekt muss wieder zurück in die Redaktion. Wir hatten auf jeden Fall viel Spaß, bei kleinen und extremen Lautstärken.

Test & Text: Dieter Pfeil
Fotos: Björn Kanka

Gesamtnote: 83/85
Klasse: Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: gut

83 of 85

82 of 85

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Technische Daten

Modell:Vestlyd V12C
Gerätekategorie:Standlautsprecher
Preis:1298 (Paar)
Ständer: 249 Euro (Paar)
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- Schwarz
Vertrieb:HiFi Klubben Deutschland, Hamburg
0800 0004670
www.hifiklubben.de
Abmessungen (H x B x T):22 x 392 x 367 mm
Gewicht:24 kg
Bauart/Prinzip:Zwei-Wege, passiv, Bassreflex
Anschlüsse:1 x Schraubterminal, Single-Wire
1 x Neutrik Speakon
Bestückung:1 x Koaxialtreiber mit 12 Zoll Tieftöner und 1 Zoll Hochtöner
Frequenzbereich:39 Hz – 22 kHz (Herstellerangabe)
Impedanz:4 - 8 Ohm
Belastbarkeit:300 Watt
Lieferumfang:1 x V12C
1 x Bedienungsanleitung
1 x Frontabdeckung
1 x Satz Gummifüße
Pro & Contra:+ gute Musikwiedergabe bei allen Lautstärken
+ robuste Gummifüße
+ sehr robuste Ausführung
+ Koaxialtreiber
+ klassisches Design

- Kunstlederfugen nicht ganz sauber
Benotung:
Klang (60%):83/85
Praxis (20%):82/82
Ausstattung (20%):82/82
Gesamtnote:83/85
Klasse:Einstiegsklasse
Preis-/Leistunggut
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