Home » Tests » Nearfield-Monitor HEDD Type 05 MK2 – Studio-Sound im Wohnzimmer
2. August 2023von Volker Frech
RedakteurMusikhören wie die Profis im Tonstudio – das reizt viele Musikhörer. HEDD Audio hat hier mit dem Type 05 MK2 einen aktiven Nahfeld-Monitor in petto, der dank seines schicken Designs ins Wohnambiente passt, hier eine ausgezeichnete Beschallung bietet und mit cleverer Feature-Vielfalt punktet. Das Portfolio reicht von der charakterverändernden Closed/Ported-Option über verschiedene Filter zur Raum- und Aufstellungsanpassung bis hin zum Clou für den klaren Klang: der zuschaltbaren Phasenkorrektur. Wir haben sie aktiviert …
Studio-Monitor mit Air Motion Transformer im Hochton? Wer jetzt an Adam Audio denkt, ist nicht ganz auf dem Holzweg: Dieser bestens beleumundete Monitor-Hersteller wurde vor über zwei Dekaden von dem Audio-Ass Klaus Heinz gegründet. Seit acht Jahren bringt der Physiker sein Know-How allerdings bei Heinz Electrodynamic Designs ein – und so ist HEDD ein relativ junges Unternehmen mit reichlich Erfahrung. Diese Kompetenz ist auch in den Type 05 MK2 eingeflossen. Die Adam-Assoziation weckt natürlich der charakteristische AMT-Tweeter, den Heinz optimiert hat und in jedem Mehrwege-Lautsprecher einsetzt. Ansonsten löst HEDD fast alles anders – und das sieht man auf den ersten Blick: Während die optische Erscheinung der meisten Studio-Abhören bestenfalls als nüchtern-funktional zu bezeichnen ist, bietet HEDDs Monitor-Serie ein attraktives Design, mit dem sich diese Lautsprecher auch geschmeidig ins heimische Wohnzimmer integrieren. Das gilt insbesondere für das kompakteste Modell der Serie, den fü kleine Beschallungs-Szenarien ausgelegten Nahfeldmonitor Type 05 MK2.
Attraktives Design im kompakten Format
Mit den Maßen 31 mal 18 mal 25 Zentimetern hat dieser Lautsprecher einen überaus moderaten Platzbedarf. Als Nahfeld-Monitor ist er für kleinere Räume konzipiert, empfiehlt sich aber ebenso als Beschallungslösung für den Desktop. Zum aparten Design, das sich insbesondere durch die sanften Rundungen der Front auszeichnet, kommt ein vorzügliches Finish: Statt des branchenüblichen rauen Strukturlacks besitzt der Type 05 MK2 ein haptisch angenehm glattes und mattes Coating. Zudem bietet HEDD seine Monitore neben dem studiogängigen Schwarz clevererweise auch im wohnraumfreundlichen Weiß an. In dieser Ausführung ist auch unser Testmodell gehalten. Die Lackierung ist makellos ausgeführt, im Ganzen ist die Material- und Verarbeitungsqualität ausgezeichnet. So strahlt dieser in Handarbeit gefertigte Monitor jene extreme Hochwertigkeit aus, die wir bereits beim Test des größeren Type 20 MK2 wertgeschätzt haben. Selbst die frontseitig geführten Bassreflex-Ports, die eine wandnahen Aufstellung des Monitors ermöglichen, aber normalerweise nicht gerade Design-dienlich sind, sind hier dezent und ansprechend realisiert.
Top-Treiber für Zwei-Wege-Wiedergabe
Der Blickfang des Monitor ist, neben seiner im Ganzen attraktiven Gestalt, natürlich der Hochtöner. HEDD-Chef Heinz ist seit Dekaden ein Verfechter des Air Motion Transformers – aus gutem Grund: Der AMT schallwandelt mit einer hauchdünnen Folie, die sich wie eine Ziehharmonika bewegt und dabei die Luft aus ihren Falten presst. Dadurch agiert der AMT deutlich schneller als ein konventionelles, kolbenartig nach vorn und hinten schwingendes Chassis. Mit seiner Impulstreue, Transparenz und Hochauflösung meistert der AMT den Frequenzbereich zwischen 2,5 Kiloherz und stratosphärisch hohen 40.000 Hertz. Zugunsten seiner optimalen Abstrahlung ist dieser in Handarbeit hergestellte AMT in eine Schallführung eingebettet. Die Mitten und Bässe übernimmt nun ein fünf Zoll durchmessender Woofer. Seine Staubkappen-bewehrte Konus-Membran besteht aus einer leichtgewichtigen Honigwaben-Struktur, die der Schwingfläche eine große Stabilität verleiht und die Membran gegen Resonanzen feit. Mit diesem Woofer spielt der Fullrange-Monitor runter bis 45 Hertz – und mitunter noch tiefer. Dazu später mehr.
Kräftige Verstärker, klangstarker DSP
Als Studio-Monitor ist der Type 05 MK2 natürlich mit eigenen Verstärkern ausgestattet. Sie sind in Class-D realisiert. Dies ist ein immens effektives Schaltungsdesign: Die meiste Energie wird in Leistung umgesetzt statt in Wärme verbraten. HEDD setzt in seinen Monitoren Verstärkermodule des angesehenen dänischen Class-D-Spezialisten ICEpower ein. Für Tweeter und Woofer kommt je ein eigener, 100 Watt liefernder Verstärker zum Zug. Diese insgesamt 200 Watt pro Lautsprecher bürgen für ordentlich Power und üppige Reserven – zumal wir hier von einem Nahfeld-Monitor reden. Da auch energieeffiziente Verstärker Verbraucher sind, geht der Lautsprecher nach einer halben Stunde ohne Input automatisch in den Standby-Modus. Sobald ein Signal eingeht, ist der Monitor prompt wieder aktiv. Die eingehenden Signale sind entweder digital oder werden umgehend konvertiert, damit sie vom Soundprozessor optimiert werden können. Hier agieren erstklassige, für Audio-Anwendungen konzipierte A/D- und D/A-Wandler sowie ein exzellenter Sharc-Prozessor. Die Signalverarbeitung geschieht im studioüblichen HiRes-Format PCM 96 Kilohertz/32 Bit.
Profi-Anschlüsse für die Analog- und Digitalsektion
Damit sind wie bei den Anschlüssen und Einstellmöglichkeiten. Hier hat der Type 05 MK2 gegenüber seinem Vorgänger gravierende Veränderungen erfahren. In puncto Konnektivität ist analogseitig der Cinch-Eingang weggefallen. Diese im HiFi-Bereich verbreitetste Anschluss-Art ist im Pro-Audio-Sektor unüblich. Der bei den Profis gängige symmetrische XLR-Eingang, der den Standard für Studio-Monitore darstellt, ist selbstverständlich geblieben. Die Digital-Sektion des Monitors wurde komplett neu konzipiert. Der Vorgänger besaß einen Kartenslot für zukaufbare Module. So konnte man den Monitor wahlweise mit den Schnittstellen AES3/EBU und USB sowie den Audio-Over-IP-Protokollen Dante und Ravenna/AES67 ausstatten. Dieses Modul-Konzept hat HEDD aufgegeben. Bei der MK2-Version wurde komplett auf USB und Audio-Over-IP verzichtet. Dafür ist aufpreisfrei ab Werk der im Studio-Bereich übliche AES/EBU-Input in Gestalt einer XLR-Buchse integriert. Nutzt man diese für PCM-Signale bis 96 Kilohertz/32 Bit ausgelegte Schnittstelle, spart das zwei DA/AD-Konvertierungsschritte, da der Monitor eh weitgehend digital agiert. Eine AES-Through-Buchse ermöglicht schließlich die Signal-Durchschleifung für Stereo-Betrieb oder Mehrkanal-Wiedergabe.
Immense Feature-Vielfalt
Beeindruckend ist der Zuwachs bei den Einstellmöglichkeiten: Hier bietet der Type 05 MK2 gegenüber seinem Vorgänger eine immense Feature-Vielfalt mit zudem besserem Bedienkomfort. Statt der wenigen versenkten Trimm-Potis und Schiebeschalter, die nur per Schraubendreher bewegt werden konnten, sorgen nun neun Drehregler und -schalter für eine leichte Handhabbarkeit. Die Features des Vorgängers wurden in Gänze übernommen. So kann man auch bei der MK2-Version festlegen, ob die Signalzuspielung analog oder digital erfolgt – und im Falle eines Digitalsignals, ob es mono ist oder die Daten des rechten oder linken Kanals genutzt werden sollen. Aus dem früheren Gain-Regler ist nun der „Input Sensitivity“-Schalter geworden. Er dient aber immer noch dazu, den Pegel des analogen Eingangssignals anzupassen. So wird der bestmögliche Signal-Rausch-Abstand erreicht und bei sehr lauten Signalen eine Übersteuerung vermieden, welche zu Verzerrungen führen würde. Diese grundlegende Pegeloptimierung im Bereich zwischen +4 Dezibel und -10 Dezibel erfolgt vor der Signalwandlung durch den AD-Wandler.
Equalizer zur Raum-Nivellierung und Bass-Anpassung
Auch die beiden Shelving-Filter waren bereits Features der MK1-Version. Mit ihnen werden um bis zu ±4 Dezibel die Höhen zwischen 3 und 20 Kilohertz sowie die Bässe zwischen 30 und 200 Hertz angepass. So lassen sich Raumeinflüsse nivellieren – bei akustisch hellen Zimmern etwa die zu starke Brillanz der Wiedergabe, bei wandnaher Positionierung oder gar Ecken-Aufstellung der Monitore die daraus resultierende Bassbetonung. Die Equalizer-Abteilung bereichert nun noch der neue „LF Range“-Regler. Mit ihm kann man einerseits den Frequenzgang bei 80 Hertz beschneiden, falls man die Monitor im Verbund mit einem Subwoofer betreibt. Andererseits ist eine Erweiterung des Tieftonbereichs möglich. Das gelingt, indem der Drei-Dezibel-Abfall im Frequenzgang von 45 Hertz hin zu 36 Hertz verlagert wird. Das Bass-Plus führt allerdings zu einem Schalldruckpegel-Minus: Der Verstärker investiert nun mehr Ressourcen in die Wiedergabe der leistungsfordernden tiefen Frequenzen. Hier hilft die gleichfalls neue Lautstärkeanpassung: Sie erlaubt eine Ausgangspegel-Anhebung oder -Absenkung um ±12 Dezibel.
Korrekte Wiedergabe dank Phasen-Linearisierung
Der absolute Leckerbissen unter den Klangoptimierungs-Delikatessen ist jedoch der integrierte HEDD Lineariser. Mit dieser zuschaltbaren Phasenkorrektur behebt der integrierte DSP den bei jedem aktiven und passiven Lautsprecher auftretenden Zeitversatz von höheren und tieferen Frequenzen. Die Korrektur gelingt durch eine gezielte Verzögerung verschiedener Frequenzbereiche, bis letztlich die Phasenlage aller Signalteile über den gesamten Frequenzgang hinweg gleich ist. Diese Phasen-Linearisierung sorgt für eine präzisere, stimmigere Wiedergabe. Früher hat HEDD den Lineariser als Software angeboten. Er konnte also nur über einen externen Rechner eingesetzt werden. Nun hat der Monitor diese Phasenkorrektur praktischerweise bereits an Bord. Hier ist sie nun einfacher realisiert: Auf die frühere Wahlmöglichkeit zwischen drei unterschiedlichen Linearisierungs-Einstellungen wurde verzichtet. Obwohl der Lineariser Fehler behebt und eine klangverbessernde Wirkung hat, ist er abschaltbar. Er verursacht nämlich eine Signalverzögerung von rund zehn Millisekunden. Diese Latenz ist beim Aufnahmeprozess störend. Für die reine Musikwiedergabe hingegen spielt der Versatz keine Rolle.
Aufstellung und Anschluss
Gibt’s was bei der Aufstellung zu beachten? Ja! Wie immer gilt: Boxen und Hörplatz bilden ein gleichschenkliges Dreieck. Dieses Triangel sollte zudem nicht zu groß ausfallen. Der Type 05 MK2 ist ja ein Monitor fürs Nahfeld – und dieser Bereich endet bei rund zwei Metern. Die Hochtöner sollten sich zudem auf Ohrhöhe befinden. Das gilt auch für den Fall, dass man die Monitore nicht, wie von HEDD empfohlen, vertikal aufstellt, sondern horizontal betreibt. Dann werden die Type 05 MK2 unbedingt symmetrisch aufgestellt. Bei beiden Monitoren sind die Tweeter also entweder nach innen oder nach außen gerichtet. Jetzt zur Anbindung an die Quelle oder den Vorverstärker: Besitzt der Zuspieler nur eine digitale S/PDIF-Schnittstelle oder einen unsymmetrischen Analog-Ausgang, helfen im Handel erhältliche Adapter. Viele hochwertige Komponenten verfügen jedoch über einen symmetrischen Analog Out oder einen AES/EBU-Anschluss – so auch der von uns eingesetzte Streaming Transport Lumin U2. Er komplettiert die modern-schicke Klangkette.
Der HEDD Type 05 MK2 in der Praxis
Wir starten mit dem Type 05 MK2 im Hörraum und platzieren ihn hier auf unserem Sideboard. Wir müssen für den Betrieb einzig mit dem „AES/Analog“-Schalter an den Monitoren festlegen, dass der eine das Signal des linken Kanals und der andere das Signal des rechten Kanals wiedergeben soll, ansonsten ist jeder Type 05 MK2 so eingestellt, dass er direkt für den normal-neutralen Einsatz spielfertig ist. Nach dem Einschalten erleben wir, was uns bereits beim Type 20 MK2 beeindruckt hat: Wir hören im Leerlauf ohne Signal nichts, der Monitor agiert immens rauscharm. Über den Lumin, bei dem wir den Musikdienst Qobuz eingebunden haben, streamen wir in 96kHz/24bit-Qualität „High Hopes“ von Pink Floyd. Der HiRes-Track beginnt ja mit dem Glockengeläut des fernen Kirchturms und dem Summen der nahen Fliege samt Zwitschern der Vögel im umgebenden Wald. Bereits diese atmosphärische Einleitung vermittelt uns der Type 05 MK2 mit einer überragenden Räumlichkeit.
Faszinierender Tastenanschlag
Wir schließen die Augen – und wähnen uns wirklich in freier Natur: Die Wiedergabe hat eine herrliche Offenheit und Weite, die uns unser reales, begrenztes Zimmer schlicht vergessen lässt. Überdies ist die Darstellung derart rein und realistisch, dass wir unwillkürlich nach der lästigen Fliege schlagen möchten. Dann setzt das Klavier ein – und hier beeindruckt uns der Monitor erneut: Der Tastenanschlag ist herrlich plastisch und präzise. Wir vernehmen jede niedergedrückte Taste, erleben das harte Auftreffen der filzbezogenen Hämmerchen auf den Stahlsaiten, können fasziniert verfolgen, wie die Diskant-Töne sich entwickeln und im Klang verändern, weil das Klavier hier für jeden Ton mit drei Saiten bespannt ist, die ein tonales Schillern und Schweben auslösen. Wow! Das hören wir uns gleich nochmal an, erhöhen aber beim Type 05 MK2 den Ausgangspegel um drei Dezibel, weil wir diese grandiose Wiedergabe gerne in allersattester Lautstärke hören möchten – und nun macht der Monitor souverän Pegel.
Erstaunliches Bassvolumen
Diesem intensiven Intro unterlegt David Gilmour nun einen Bass, der uns staunen lässt: Der lang ausgehaltene, stets wiederholte Grundton hat ein unglaubliches Volumen und immense Kraft. So füllt dieser Bass mühelos unseren Raum – auch jenseits der 1,60 Meter, die wir von den Monitoren entfernt sitzen. Der Bass wird durch das geschlossene Sideboard, auf dem die Monitore stehen, allerdings überbetont. Dafür hat der Monitor ja den Low Shelf-Filter: Wir senken hier um zwei Dezibel ab – und schon ist der Bass stimmiger und zudem definierter. Die amtliche Lösung ist aber, wie immer, eine Aufstellung auf Extra-Stativen. Hier können wir den Type 05 MK2 wieder mit neutraler Einstellung betreiben und bekommen den vollen Bass mit noch größerer Passgenauigkeit und Konturiertheit. Allerdings rücken wir mit dem Sofa auch etwas nach hinten, damit die Entfernungen wieder stimmen – auch hier erweist sich der Type 05 MK2 als Präzisionsinstrument und belohnt eine gewissenhafte Positionierung.
Klarheit und Transparenz
Mit dem Umlegen des „Low Range“-Schalters auf „Extend.“ erreichen wir sogar einen noch tieferen Bass. So wirkt „High Hopes“ noch imposanter. Weil der Pegel dadurch etwas gemindert wird, gleichen wir das am Monitor aus – hier bietet er trotzdem noch sechs Dezibel an Reserven. Doch schon jetzt überzeugt uns der Type 05 MK2 mit seiner Kraft: Die harten Schläge der vollgriffigen Klavierakkorde, denen neben Gilmours Bass nun auch Nick Masons Schlagzeug unterlegt ist, haben richtig Power – und Akkuratesse: Das dezent im Hintergrund unterlegte Keyboard ist hier ebenso leicht und ohne jegliche Verunklarung zu hören wie Gilmours prominent und frontal positionierter Gesang. Der Type 05 MK2 schallwandelt mit famoser Klarheit und Transparenz – und das bestätigt sich auch bei „H Gang“ von Donald Fagen, der seit Steely Dan-Zeiten für seine superb produzierten Fusion-Nummern berühmt ist. Hier begleiten ihn 13 Mitmusiker, das Großaufgebot reicht von Drums, Bass, Percussion, …
Durchhörbarkeit und Definiertheit
… über zwei Klaviere und drei Gitarren bis hin zur kompletten Bläsersektion und dem mehrstimmigen Background-Gesang. Trotz des daraus resultierenden dichten Satzes ist jedes Instrument heraushörbar, selbst bei den Tasteninstrumenten und den Bläsern können wir die oft etwas kniffligen Mittelstimmen locker nachverfolgen. Dank der herausragenden Durchhörbarkeit und Definiertheit fliegen uns die Details, mit dem jeder der superben Session-Cracks den Song bereichert, regelrecht zu. Das liegt auch an der ausgezeichneten Staffelung der Wiedergabe: Die Breite und Tiefe der Abbildung ist exzellent. So kann sich jeder Musiker uneingeschränkt entfalten – und das ist dank der Plastizität der Abbildung ein doppelter Genuss: Die Instrument besitzen eine verblüffend reale Griffigkeit und erscheinen absolut natürlich. Die wirklichkeitsgetreue Darstellung gelingt dem Type 05 MK2 mit einer angenehmen Anstrengungslosigkeit. Diese souveräne Selbstverständlichkeit ermöglicht ein ermüdungsfreies Hören: Wir registrieren mit Leichtigkeit, wer was wann und wo spielt – und können so völlig entspannt dem musikalischen Geschehen folgen.
Ermüdungsfreies Hören trotz satter Pegel
Dabei hören wir bereits seit geraumer Zeit auf sattem Pegel, der Type 05 MK2 macht auch mächtig Druck. Dies erleben wir insbesondere beim Schlagzeug: Keith Carlocks Set hat eine herrlich satte Bassdrum, die tief, aber definiert klingt und jeden Fußtritt mit reichlich Punch liefert. Die Snare besitzt die genau die richtige Mischung aus trockenem Anschlag, knackigem Hieb und minimal mitrasselndem Snareteppich, auch die Becken und vor allem die schnelle, durchgehende Hi-Hat setzen sich mit ihrem metallischen Ton gut durch, ohne dabei scharf zu sein und zu irritieren. So klingt die Wiedergabe frisch und vital. Kann es noch besser werden? Das verspricht HEDD ja mit dem Lineariser. Also legen wir den Drehschalter um, starten „H Gang“ von vorn – und bekommen große Augen, denn diese Phasenkorrektur sorgt für ein umfassendes Klang-Plus. Das Drumset legt in puncto Punch noch zu, zudem erleben wir einen Dynamikzugewinn, der wie ein Vitalitätsschub wirkt.
Plus in allen Punkten mit dem Lineariser
Vor allem erscheint die Wiedergabe mit dem Lineariser noch stimmiger. Carlocks Zusammenspiel mit Bassist Freddie Washington wirkt, als hätten sich die beiden nun perfekt aufeinander eingegroovt, auch die anderen Musiker – immerhin ein knappes Dutzend – spielen nun mit perfektem Timing. So ist die Musik noch schlüssiger und selbstverständlicher, aber auch intensiver: Donald Fagen, der die Leadvocals und die selbst eingesungenen Backings beigesteuert, klang zuvor etwas verhalten und fern, nun wirkt der Mastermind in der Mitte viel eindringlicher, auch sein Chor hat mehr Präsenz. Das gilt für alle Musiker: Ihre Instrumente erscheinen gegenwärtiger und entfalten so mehr Wirkung. Dazu trägt auch die nun noch größere Transparenz bei, die uns abermals mehr Details heraushören lässt. So haben die Instrumenten ein Plus in puncto Plastizität. Überdies nehmen wir den Hall des Aufnahme-Studios stärker wahr, erleben aber ebenso einen Zugewinn in der Darstellungstiefe. Zusammen führt das zu einer gesteigerten Räumlichkeit der gesamten Wiedergabe.
Ehrlich, entlarvend, offenbarend
Dabei bleibt die Wiedergabe, wie man sie von einem Monitor hören möchte: neutral, nüchtern, verfärbungsfrei. Der Lineariser ist also kein Enhancer, der den Klang aufpimpt. Diese Ehrlichkeit ist entlarvend: schlechte Aufnahmen bleiben bescheiden, und auch clever auf das Radio oder kompakte Anlagen zugeschnittene Produktionen zeigen hier ihren wahren Klang. Das merken wir bei „So Heavy I Fell Through The Earth“ von Grimes: Im Auto oder mit der kleinen Küchenbeschallung klingt die Nummer bombastisch und überwältigend, der Type 05 MK2 entlarvt die Nummer als Hall-überfrachtet, wenig plastisch-räumlich, überbrillant und unkonturiert – insbesondere im zu voluminösen Bass. Bei audiophilen Aufnahmen ist der Musikgenuss dafür umso größer. So sind die Klang-Welten von Yello, die etwa bei „Kiss In Blue“ eine akustische Entdeckungsreise bieten, mit ihren superben Hall-Szenarien und Echo-Einsätzen, den immer wieder und im Nu irgendwo im Raum aufploppenden Sounds und Samples und den grandios klingenden Instrumenten eine immersive Offenbarung.
Wesenswechsel
Wir haben den Type 05 MK2 bisher als Bassreflex-Box eingesetzt, jetzt aber verschließen wir die Ports der Gehäuse mit den mitgelieferten Stopfen. Sie bewirken eine wirkliche Abdichtung, sodass wir nun einen geschlossenen Lautsprecher haben. Der Wesenswechsel ist markant: Der Klang gewinnt an Agilität und Definition, ist dafür aber im Tiefton begrenzter. Bei „Kiss In Blue“ etwa geht das ständig wiederholte Synthesier-Bassmotiv am Ende mit einer Sexte ultraweit nach unten in den Frequenzkeller. Das hat der kleine Monitor im Bassreflex-Betrieb und mit der aktivierten Basserweiterung verblüffend gut wiedergegeben. Nun, mit geschlossenem Gehäuse, gerät dieser Tiefton überaus dezent. Wir haben jedoch vergessen, den CoP-Schalter umzustellen. Kaum haben wir dies getan, ist der Bass wieder da – wenn auch nicht ganz so kräftig und durchsetzungsstark wie im Bassreflex-Modus. Dafür haben Samples, Schlagwerk und selbst die unverzerrte Gitarre nun eine überragende Perkussivität und Crispheit. Offener oder geschlossener Betrieb – die Wahl fällt schwer.
Desktop-tauglich
Zum Finale zieht der Type 05 MK2 mit uns zum Redaktionsschreibtisch um. Mit seinen ziemlich kompakten Maßen bietet sich dieser Monitor ja auch als Abhöre für den Desktop an und hat mit dem „Desk Filter“ ausdrücklich ein Feature parat, das die kniffligen Reflexionen der Tischplatte in den Griff kriegen soll. Unser Schreibtisch misst 160 mal 80 Zentimeter, deshalb wählen wir mit „Small“ die kleinste Filterstufe – und das funktioniert prima: war „Kiss In Blue“ ohne das Filter doch etwas anämisch, saftlos und nicht ganz fokussiert, so klingt der Song mit aktiviertem „Desk Filter“ kräftiger bis in den Bass, kerniger und präziser, auch die Dreidimensionalität und die Plastizität legen merklich zu. Die beiden stärkeren Filterstufen bewirken keine weitere Verbesserung, sondern führen zu einer leichten Aushöhlung des Klangs. Deshalb setzen wir das Filter wieder auf „Small“. So glänzt dieser Nahfeld-Monitor auch auf unserem Schreibtisch mit seiner exzellenten Wiedergabe.
Fazit
Der HEDD Type 05 MK2 ist eine exzellente Beschallungslösung für den Nahfeld-Bereich und glänzt hier mit allen Eigenschaften, die man sich von einem professionellen Abhör-Monitor wünscht: Er schallwandelt ehrlich, neutral und verfärbungsfrei. Er liefert eine zuhöchst saubere, klare, transparente Wiedergabe, die das musikalische Geschehen mit beeindruckender Plastizität, Räumlichkeit und Dynamik darstellt. Dank der Phasen-Linearisierung erreicht der aktive Zwei-Wege-Monitor eine phänomenale Akkuratesse und Stimmigkeit. So sorgt der Type 05 MK2 für eine vorzügliche Durchhörbarkeit, bietet einen herrlichen Detailreichtum und ermöglicht ein langes, ermüdungsfreies Hören. Trotz seiner Kompaktheit liefert der Type 05 MK2 dabei einen verblüffend voluminösen, konturierten Bass, der durch die „Low Frequency Range“-Einstellungen und den wahlweisen Betrieb mit geschlossenem oder Bassreflex-Gehäuse beeinflussbar ist. Mit weiteren cleveren Features empfiehlt sich der Type 05 MK2 für jeden Aufstellungsort bis hin zum Desktop oder Sideboard – und bringt so superben Studio-Sound ins Wohnzimmer.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić
Klasse: Spitzenklasse
Preis/Leistung: ausgezeichnet
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Technische Daten
Modell: | HEDD Type 05 MK2 |
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Produktkategorie: | Kompaktlautsprecher, Nearfield-Monitor |
Preise: | - Gehäuse schwarz: 799,00 Euro / Stück - Gehäuse weiß: 855,00 Euro / Stück |
Garantie: | 2 Jahre (3 Jahre bei Produktregistrierung) |
Ausführungen: | Schwarz, Weiß |
Vertrieb: | HEDD Audio GmbH, Berlin Tel.: +49 30 72013470 https://hedd.audio |
Abmessungen (HBT): | 308 x 180 x 245 mm |
Gewicht: | 6,5 kg / Stück |
Prinzip: | aktiv, 2-Wege, Bassreflex bzw. geschlossen |
Hochtöner: | 1 x HEDD AMT (mit Waveguide) |
Mitteltieftöner: | 1 x 127 mm (Wabenmebran [Ultra Honeycomb-Composit]) |
Frequenzbereich: | - 45 Hz - 40 kHz - untere Grenzfrequenz einstellbar: xx- normal: 45 Hz xx- erweitert: 38 Hz xx- Satelliten-Modus: 80 Hz (Herstellerangaben) |
Übergangsfrequenz: | 2,5 kHz (48 db / Okt.) (Herstellerangabe) |
Verstärkerleistungen: | - Hochton: 100 W - Mitteltiefton: 100 W (Nennleistung der integrierten Verstärker; Herstellerangabe) |
Max. Schalldruck: | 112 dB (Herstellerangabe) |
Eingänge/Schnittstellen: | 1 x analog (symmetrisch, XLR) 1 x digital (AES3, XLR) 1 x RJ45 (nur für Herstellerbelange) |
Eingangsimpedanz: | 22 kΩ (Herstellerangabe) |
Input Gain: | +/- 12 dB (Herstellerangabe) |
Ausgang: | 1 x digital Through (AES3, XLR) |
Max. Samplingrate: | 96 kHz / 32 bit |
Lieferumfang: | - HEDD Audio Type 05 MK2 - Netzkabel - Quickstart-Guide - Stopfen + Schraube zur Verschließung des Bassreflex-Ports - Begleitblatt zur CoP-Handhabung (Englisch) - Bedienungsanleitung (Download von der Homepage) (Englisch) |
Pros und Contras: | + attraktives Design + erstklassige Material- und Fertigungsqualität + ehrliche, neutrale, verfärbungsfreie Wiedergabe + ermöglicht langes, ermüdungsfreies Hören + exzellente Klarheit und Transparenz für hochgradige Durchhörbarkeit + herausragende Plastizität und Räumlichkeit + ausgezeichnete Impulstreue und Dynamik + verblüffend voluminöser und tiefreichender Bass + überaus rauscharme Wiedergabe + gute Verstärkerleistung (2 x 100 W) ermöglicht hohe Pegel + HEDD Lineariser zur Phasenkorrektur des Signals (abschaltbar) + Eingangssignal-Anpassung + 2 Shelving-Filter zur ±4 dB-Anpassung der Bässe (30 Hz - 200 Hz) und Höhen (3 kHz - 20 kHz) + mit geschlossenem Gehäuse oder offenem Bassreflexport betreibbar + Lautstärke-Anpassung (± 12 dB) + Umschalter für Anpassung an das AES-Eingangssignal (linker Kanals, rechter Kanal, Mono-Signal + Anpassungsmöglichkeit der Eingangsempfindlichkeit (-4 dB / 0 dB / +4 dB / +10 dB) + Tiefton-Grenzfrequenz veränderbar (45 Hz / 38 Hz / 80 Hz) + dreistufiger Desk Filter zur Reflexions-Minderung (180 Hz, -1 dB/ -2 dB / -4 dB) + Auto-Standby (nach 30 min., automatisches Aufwachen bei Signaleingang) + digitaler AES3-Input-Durchschleifweg für Mehrkanal-Anwendungen - keine USB-Schnittstelle - kein Cinch- oder Klinkeneingang - keine Füße zur vibrationsabsorbierenden und flächenschonenden Aufstellung - Anleitungen nur auf Englisch |
Benotung: | |
Klang (60%): | 92/95 |
Praxis (20%): | 95/95 |
Ausstattung (20%): | 95/95 |
Gesamtnote: | 93/95 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis/Leistung: | ausgezeichnet |
Getestet mit: | Streaming Transport: Lumin U2 |