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12. September 2014
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerAls Vorreiter in Sachen Frontsurround hat sich Canton längst einen Namen gemacht. Zu verdanken ist dies u.a. der mit Testsiegen und Lorbeeren überhäuften DM50. Basierend auf diesem Tausendsassa bieten die Hessen jetzt ein weiteres Modell namens DM75. Wo die Unterschiede liegen und für welchen Einsatzzweck sich die neue TV-Flunder am besten eignet, haben wir für Sie herausgefunden.

Ob frei auf dem Lowboard oder als Basis des LED-Bildriesen – Cantons DM75 liefert satten Surroundsound.
Platzsparende Klanglösung
Will man echtes Kinofeeling in den eigenen vier Wänden erleben, muss in erster Linie ein möglichst grosser LED-Fernseher her. Diese werden von Jahr zu Jahr immer flacher, immer grösser, immer günstiger und präsentieren sich darüber hinaus zudem als immer umfangreicher ausgestattet. Klingt erstmal grossartig. Doch leider haben all der Komfort und die exzellente Bildqualität dieser TV-Riesen auch ihre Kehrseite: durch die immer dünner werdenden Geräte verlieren selbige entsprechend an Gehäusevolumen. Das wiederum geht unweigerlich mit Einschnitten in Sachen Klangqualität einher. Eine Tatsache, die den Spass an der neuen Blu-ray oder der Fussball-Live-Übertragung oftmals schnell verdirbt. Doch soweit muss es gar nicht kommen, denn Abhilfe lässt sich durch den Einsatz eines sogenannten TV-Lautsprechers schaffen. Das sind in der Regel superflache Aktivboxen, die kurzerhand unter das Fernsehgerät geschoben werden und sich somit nahezu überall einsetzen lassen. Eine platzsparende und effektive Lösung, die kinderleicht aufzustellen, zu installieren und zu bedienen ist und darüber hinaus auch exzellent klingen kann. Das bewies Canton jüngst mit seiner DM50, die sich auch in unserem Test Bestnoten verdiente. Mit der DM75 legen die Audiospezialisten aus Weilrod jetzt noch einen drauf und präsentieren ein Gerät, das trotz nahezu identischer Optik völlig neue Möglichkeiten eröffnet.
Canton DM75 im Detail
Wie beschrieben handelt es sich bei unserem Testgerät um einen sogenannten TV-Lautsprecher. Da diese Gerätegattung in der Regel direkt unter dem neuen Fernseher platziert wird, ist es zwingend notwendig, dass ihre Form der Funktion folgt. Das bedeutet wiederum, dass sie superflach und äusserst stabil sein müssen. Dank einer mehrfach verstrebten Gehäusematrix aus Hochdichten-Faserplatten, die eine Bauhöhe von gerade einmal 68 Millimetern aufweist, hat Canton diese beiden Vorgaben schonmal mit Bravour gelöst. Hier wird dann auch gleich der erste Unterschied zur DM50 deutlich, denn mit einer Breite von 72,5 Zentimetern ist die DM75 satte 18 Zentimeter breiter als ihr erfolgreiches Geschwisterchen. Das wiederum bedeutet, dass unser Testproband in der Lage ist, auch TV-Geräte mit einer Bildschirmdiagonale jenseits der 50 Zoll aufzunehmen – immer vorausgesetzt die Abmessungen des TV-Fusses überschreiten die Gehäuseabmessungen nicht und sie wiegen nicht mehr als 40 Kilo. Das ist praktisch, denn dank dieser Vorgaben bietet die 75er nahezu jedem Gerät bis zu einer Diagonale von 60 Zoll (und auch einigen grösseren Geräten) eine stabile Basis. Als ebenfalls sehr praktisch erweist sich die Inbetriebnahme. Ist die wahlweise in schwarzer, weisser oder silberfarbener Schleiflack-Ausführung erhältliche Aktiv-Flunder nämlich einmal mit Strom versorgt, benötigt es nur noch der direkten Verbindung zum TV-Gerät. Dabei zeigt sich die Canton DM75 als erstaunlich „kontaktfreudig“ und bietet mit einem optischen, einem koaxialen und einem analogen (Cinch) Eingang gleich drei Möglichkeiten Toninformationen vom Fernseher zu empfangen. Da Deutschlands Marktführer in Sachen Lautsprechertechnik seit jeher auf Flexibilität und Komfort setzt, nehmen alle genannten Eingänge im Gegensatz zu manchem Konkurrenzmodell sogar zeitgleich Signale von verschiedenen Quellen (z.B. Blu-ray-Player, Settop-Box, Spielkonsole etc.) auf. Abgerundet wird das umfangreiche Anschlussfeld durch einen Subwoofer-Ausgang. Ein wichtiger Punkt, denn soll es im Bassbereich mal eine Etage tiefer zur Sache gehen, lässt sich hier optional ein vorhandener Aktiv-Subwoofer einbinden. Wie beim kleinen Geschwisterchen DM50 wurden sämtliche Anschlussbuchsen natürlich auch in diesem Modell in einer mittig positionierten Nische auf der Gehäuserückseite eingelassen. Clever, denn so lässt sich eine möglichst wandnahe Platzierung unseres Testprobanden realisieren.
Ein kurzer Blick auf die Gehäuseunterseite offenbart dann den nächsten Unterschied zur DM50: statt zweier Tieftöner finden sich hier gleich vier 100 Millimeter durchmessende Basschassis, die jede Menge Druck in unteren Frequenzlagen versprechen. Addiert man nun noch die frontseitig eingelassenen 50-Millimeter-Mittelton-Duos, die beiden 19er Hochtöner und die antreibende 200-Watt-Verstärkereinheit, lässt sich klanglich so einiges erwarten.
Ein weiteres Ausstattungsmerkmal bleibt dem neugierigen Auge dagegen eher verborgen, besitzt allerdings gerade in der heutigen Zeit einen hohen Stellenwert: das integrierte Bluetooth-Modul. Dank 4.0-Schnittstelle (apt-X) erlaubt dieses den kabellosen Signaltransfer von Bluetooth-Quellen jeder Art (z.B. Android-Handy, iPhone, Tablet, Blackberry etc.) – und zwar in CD-Qualität. Apropos Qualität: Um auch Filmsoundtracks möglichst realistisch wiedergeben zu können stattete Canton seine TV-Flunder gleich noch mit Dekodern für Dolby Digital und DTS TruSurround sowie mit einer LipSync-Funktion aus. Letztere hilft eventuell auftretende Verzögerungen in der Bild- und Tonübertragung auszugleichen.

Die zum Lieferumfang gehörige Fernbedienung ist sehr übersichtlich gestaltet und mit gerade einmal 9 Tasten ausgestattet. Mehr wird auch nicht benötigt.
Bluetooth-Einbindung
Wie bereits erwähnt, wartet das extraflache hessische Allroundgenie mit einem vollwertigen Bluetooth-Modul (apt-X) auf. Dieses dient der kabellosen Musikübertragung vom Tablet, Smartphone oder Computer. Wie von Canton gewohnt, erweist sich der Verbindungsaufbau auch im DM75 als ausserordentlich simpel und ist innerhalb weniger Augenblicke wie folgt durchgeführt:
1. „Bluetooth“ im mobilen Endgerät (z.B. Handy) aktivieren.
2. „Bluetooth-Pairing“ auf Fernbedienung drücken.
„BTP“ erscheint im Display.
3. „DM75“ aus der Liste der verfügbaren Bluetooth-Endgeräte wählen.
Die Verbindung wird mit „CON“ im Display bestätigt.

Ein Druck auf die Bluetooth-Taste der Canton-Fernbedienung genügt und die DM75 gibt sich als „CANTON DM75“ in der Liste der verfügbaren Bluetooth-Geräte zu erkennen. Wird anschliessend ein Stück aus der eigenen Playlist gewählt, wird dies automatisch über den Canton wiedergegeben.
Schlankes Gehäuse, fetter Sound
Die neugierige Untersuchung hat die Canton DM75 aufgrund ihrer hervorragenden Materialqualität, Verarbeitung und ihres umfangreichen Ausstattungspaketes also erfolgreich absolviert. Zeit also, den praktischen Eigenheiten der schicken, weissen All-In-One-Einheit auf den Grund zu gehen. Das diese es in sich haben, wird dann schnell klar, denn bereits die Wiedergabe der gerade laufenden Nachrichtensendung macht deutlich wie viel Sinn der Einsatz eines TV-Lautsprechers machen kann. Statt matschig und näselnd steht die Stimme des Moderators demonstrativ, satt und standfest im Raum. Ähnliches stellen wir nach dem Wechsel auf eine der vielen Daily Soaps fest. Wie zuvor, erfreuen wir uns auch hier an einer deutlich verbesserten Stimmwiedergabe, die in Verbindung mit der inzwischen aufgebauten Räumlichkeit ein völlig neues TV-Gefühl aufkommen lässt. Nach dem erneuten Programmwechsel – diesmal auf einen bekannten Musiksender – legt Cantons Lautsprecher-Flunder dann aber noch einen drauf. So wird die auf dem Bildschirm aufdrehende Rock-Kombo von einem dynamisch-druckvollen Sound unterlegt, der kaum glauben lässt, dass es sich hier um eine „einfache“ TV-Übertragung handelt. Nein, eher hat es den Eindruck wir hörten eine Live-CD, denn die Agilität und das Impulsverhalten, das wir hier erleben geht unweigerlich unter die Haut und weckt das Verlangen auf mehr. Jean Michel Jarres „Qxygen“ von DVD scheint dann das richtige Quellmaterial für uns zu sein. Das ist es zweifellos, denn die Klarheit und der Facettenreichtum, mit der die knackigen Synthesizer-Klänge nun in unseren Hörraum geworfen werden, verblüffen von der ersten Sekunde an. Eine Performance, bei der jedes Einzelereignis nahezu perfekt zu orten bleibt, ohne sich dabei auch nur im Geringsten in den Vordergrund zu drängen. Was dabei nicht minder ebenfalls verblüfft, ist die räumliche Darstellung der umlaufenden Elektrosounds, die immer wieder den Eindruck vermittelt von rücklings aufgestellten Lautsprechern unterstützt zu werden. Bitte nicht falsch verstehen: natürlich ersetzt die DM75 kein vollständiges 5.1-Lautsprecherset, dennoch gelingt es diesem All-In-One-System in beeindruckender Weise immer wieder punktuell für räumliche Effekte zu sorgen, die uns zwischendrin immer mal wieder glauben lassen weitere Schallwandler hinter unserem Testsofa zu orten. Nochmals verstärket erscheint dieser Effekt, als wir letztlich in den Filmmodus wechseln. Diesmal ist es der Soundtrack des Action-Thrillers „Salt“, der uns schnell in die Handlung zieht und innerhalb weniger Augenblicke echtes Kinofeeling aufkommen lässt. Ein Effekt, den wir ja schon aus unserem Test der DM50 kannten, der hier aber noch einen Tick eindrucksvoller wirkt. Kein Wunder, denn neben der exzellenten Raumdarstellung fällt auch hier die unglaublich gute Detailwiedergabe des Canton auf, die selbst in turbulentesten Passagen wie der spannungsgeladenen Autobahn-Flucht jede noch so kleine Einzelheit wie Schritte, Schüsse, Stimmen und Umgebungsgeräusche klar und deutlich in unseren Testraum stellt. Eine Performance, die man erlebt haben muss und so viel Spaß macht, dass wir die Lautstärke nach dieser Sequenz bis deutlich oberhalb der Zimmerlautstärke anheben. Ein Vorgang, der unserer DM75 aber keineswegs in Bedrängnis bringt, denn die Canton hat offenbar noch jede Menge Luft nach oben. Als Evelyn Salt (unter zuletzt gewähltem Pegel) schliesslich einen Teil der New Yorker Kathedrale in Schutt und Asche legt, läuft unser Testmodell zur dann zur absoluten Höchstform auf und unterlegt die Szenerie mit einem Bassfundament, das unseren Testraum aufgrund der nun erlebten Impulsgenauigkeit und Dynamik letztlich zum klang- und pegelstarken Heimkino macht.
Fazit
Mit dem DM50 hat Canton im Segment der TV-Lautsprecher einst Massstäbe gesetzt. Mit dem DM75 legen die Hessen nun noch einen drauf und präsentieren die perfekte Soundergänzung für Flachfernseher, deren Bildschirmdiagonale oberhalb 50 Zoll liegt. Und das in mehrfacher Hinsicht, denn neben eines stabilen Gehäuses und eines Ausstattungspaketes, das zudem die Aufgaben kompakter HiFi-Anlagen übernimmt, spielt dieses clevere All-In-One-Setup auch klanglich weit oberhalb dessen, was man für einen Preis von 499,00 Euro sonst erwarten würde.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder