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Redakteur
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Herausragende Hornlautsprecher – dafür ist Acapella Audio Arts weltberühmt. Dabei haben viele Schallwandler der High End-Manufaktur einen zweiten, genauso faszinierenden Star: den Ionen-Hochtöner. Ohne Membran, allein mit einer Plasma-Flamme erzeugt er Schall. Dieses Wunder-Werk verrichtet er auch in der Acapella Campanile 2: Bei diesem Drei-Wege-Lautsprecher verspricht der Ionen-Tweeter im Verbund mit einem hypersphärischen Horn und vier Konus-Tieftönern ein atemberaubendes Hörerlebnis. Das fällt bei Acapella nicht nur klangstark aus, sondern auch schwergewichtig. Im Fall der Campanile 2 sind es satte 240 Kilo. Pro Stück. Grund genug, diesen skulpturalen Klangturm vor Ort im Duisburger Showroom zu hören.

Audiophiler Klangturm: Die Acapella Campanile 2 ragt fast 2,40 Meter in die Höhe. Hier ist sie in schwarzem Acryl und mit gelb-orangem Horn zu sehen.

Die meisten Schallwandler werden für einen virtuellen Raum gebaut – klar, woher soll der Hersteller auch wissen, wie es beim zukünftigen Käufer aussieht? Bei einer Manufaktur, die im Dialog mit ihren Kunden steht und den Schallwandler extra für ihn baut, sieht die Sache ganz anders aus: Hier ist das Ergebnis ein maßgeschneiderter Schallwandler. Bestes Beispiel ist die Acapella Campanile: Dieser Lautsprecher ist ursprünglich sogar für einen bestimmten Raum und Zweck entwickelt und gebaut worden. Alfred Rudolph, Mitbegründer von Acapella Audio Arts und Pionier der High End-Bewegung, musste einst seinen heimischen Hörraum für den eigenen Nachwuchs räumen und in ein bescheideneres Refugium ziehen. Rudolph war klar: In den 20-Quadratmeter-Raum würde das bislang betriebene, ausladende Hornsystem nicht passen. Deshalb entwickelte er die Campanile: Dieser schlanke Klangturm vereint mit einem Ionen-Hochtöner, einem Mitten-Horn und vier konventionellen Tieftönern alle Vorzüge des bisherigen Systems bei deutlich kompakteren Maßen. Bezüglich der Höhe hat sich Alfred Rudolph bewusst an der modernen Baunorm orientiert: Mit knapp 2,40 Metern Höhe reicht die Campanile fast bis zur heutigen Durchschnitts-Decke. Rudolph hat bei diesem Schallwandler nur einen Fehler gemacht: Er hat die Campanile zur Vorführung auf eine HiFi-Messe mitgenommen. Dort ist sie ihm prompt von einem begeisterten Hörer weggekauft worden. Das war der Anlass, diesen Schallwandler in das Acapella-Portfolio aufzunehmen. Was an der Campanile so begeistert, schauen wir uns nun im Einzelnen an.

Der Ionen-Hochtöner sitzt hinter dem Bronze-Horn. Er erzeugt den Ton ohne herkömmliche Membran, sondern mit einer Plasma-Flamme. Diese komplexe Schallwandlungstechnik beherrschen nur wenige Hersteller auf audiophilem Niveau.

Klang aus der Flamme: Der Ionen-Hochtöner

Der Ionen-Hochtöner ist die Verwirklichung des Lautsprecher-Ideals: die masselose Verwandlung von elektrischen Musiksignalen in Luftschwingungen. Bei konventionellen Lautsprechern ist diese Massefreiheit nicht gegeben: Hier muss eine Membran aus Papier, Kunststoff, Metall oder einem anderen Material bewegt werden. Diese Masse führt zu einer Trägheit, die Membran benötigt also eine gewisse Reaktionszeit. Deshalb kommt es bei der Schallwandlung zu kleinen Verzögerungen. Der Ionen-Hochtöner hingegen kommt ohne klassische Membran aus. Hier geschieht die Schallwandlung durch eine pulsierende Plasma-Flamme, die Membran besteht also aus ionisierter Luft. Die Masse ist somit gleich null, die Trägheit ebenso, die Musiksignale werden verzögerungsfrei und impulstreu gewandelt. Es gibt auch keine Verzerrungen oder tonalen Verfärbungen, wie sie gängige Membranen durch Eigenschwingungen des Materials erzeugen. Wie funktioniert nun so ein Ionen-Hochtöner? Im Prinzip nutzt er die Ausdehnungsfähigkeit der Luft. Das elektrische Musiksignal wird dafür in eine pulsierende Flamme übersetzt: Die Flamme ändert, gemäß der Musik, ihr Volumen. Dadurch wird die Umgebungs-Luft bewegt, es entsteht Schall. Hinter diesem Prinzip steckt knifflig-cleveres Know-How: Die Flamme ist kein frei flackerndes Feuerchen, sondern ein konstanter Lichtbogen. Er wird durch eine Hochspannung hervorgerufen, die an zwei Elektrode anliegt. Die vielen Kilovolt sorgen dafür, dass die Luft zwischen den Elektroden ionisiert wird, dadurch entsteht eine Plasma-Flamme.

Wer direkt in das Horn schaut, sieht die Plasma-Flamme.

Die Flamme schwingt im Takt

Diesem konstanten Lichtbogen wird nun das Musiksignal zugeführt, das Verfahren heißt „Amplitudenmodulation“, der Effekt ist: Die Flamme schwingt im Takt der Musik. Der Lichtbogen hat durch das aufmodulierte Musiksignal nämlich mal mehr, mal weniger Elektronen, dadurch schwankt das Volumen, also der Platzbedarf. Hierdurch werden Moleküle der Umgebungsluft mehr oder weniger stark verdrängt. Die Bewegung der Luft ist der Schall – wir hören Musik. Dieses komplexe Wandlungsprinzip ist eigentlich schon lange bekannt, doch es wird nur von wenigen Herstellern audiophil beherrscht. Acapella hat diese Schallwandlungstechnik mit dem Ion TW 1S als eigenständiges Hochton-Chassis realisiert. Darum ist das Modul komplett ausgestattet, auch mit dem Röhrenoszillator, der für die Erzeugung der Plasmaflamme nötig ist, und einem Katalysator, der das dabei freigesetzte Ozon am Austritt hindert. Das macht Acapella als weltweit einziger Hersteller. Zudem besitzt der Hochtöner einen Class-A-Treiberverstärker, der das zarte elektrische Musiksignal in sauberster Weise für den Gang ins Feuer kräftigt. Nach der Verwandlung in Schall bedarf das Signal aber nochmals der Verstärkung. Dies geschieht über ein vorgesetztes, sphärisch geformtes Horn aus purer Bronze. Derart ausgestattet kann der Ionen-Hochtöner ab 5.000 Hertz bis hin zu sagenhaften 50 Kilohertz arbeiten. Acapella setzt ihn für alle Frequenzen ab sieben Kilohertz aufwärts ein. Die Mitten darunter wandelt eine zweite Spezialität der Duisburger Manufaktur.

Das hypersphärische Horn mit seiner futuristischen Formung ist der optische Blickfang der Campanile 2.

Wunder-Wandlung: vom sphärischen Horn ..

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Acapella hat sein weltweites Renommee vor allem durch den gekonnten Einsatz von Treibern mit Trichtervorsatz erworben. Auf diesem Gebiet der Hornlautsprecher gehört die Duisburger Manufaktur zu den Pionieren der Branche, Acapella reklamiert für sich die Erfindung des sphärischen Horns. Erst diese spezielle Horn-Formung, die sich zum Hornmund hin immer stärker öffnet, hat eine audiophile Wiedergabe möglich gemacht. Die vorherigen Typen – sei es das konische Horn oder das Exponentialhorn – haben zwar einen prima Wirkungsgrad, das heißt: Sie verstärken ordentlich das Signal einer kleinen Kalottenmembran, die hinter dem Horn in einer Kammer schallwandelt. Doch diese Trichterformen sorgen für Trötenklang, sie verfärben und verzerren den Ton. Erst das sphärische Horn funktioniert ohne diese Nachteile und befördert eine kugelförmige Abstrahlung der Schallwellen – so, wie sich in der Natur der Schall von einer Punktschallquelle weg ausbreitet. Durch diese Kugelwellentrichter oder sphärischen Hörner wird die gerichtete Abstrahlung stark reduziert. Die Erfindung des Sphärenhorns ist somit der Grundstein für eine audiophile Wiedergabe.

Im Profil erkennt man die hypersphärische Formung: Das Horn öffnet sich über 180 Grad hinaus und flieht zum Rand hin nach hinten.

…zum hypersphärischen Horn

Das sphärische Horn lässt sich aber noch optimieren, die Acapella-Gründer Alfred Rudolph und Hermann Winters haben etliche Jahre an der Perfektion des Prinzips gearbeitet – und sind schließlich zum hypersphärischen Horn gelangt. Die zunehmend größer werdende Krümmung des Trichters geht nun über die bisherige 180 Grad-Öffnung am Trichtermund hinaus. Dadurch sieht das hypersphärische Horn aus, als hätte man sein Ende umgestülpt. Zudem ist der nach hinten fliehende Teil des Horns asymmetrisch gestaltet. Diese futuristische Formgebung wird mit resonanzarmem Glasfaserkunststoff realisiert. Sie bietet gegenüber dem Vorgänger einen großen Vorteil: Das hypersphärische Horn arbeitet breitbandiger, ohne nennenswert größer zu sein. Das Horn erreicht nun einen größeren Übertragungsbereich, er weitet sich von drei auf fünf Oktaven. Dadurch lässt sich das Horn besser mit den anderen Schallwandlern kombinieren. Bei der Acapella Campanile 2 gelingt so eine wesentlich sauberere Ankopplung des Ionen-Hochtöners als bei der Campanile 1, die noch mit dem nach außen versetzten sphärischen Horn ausgestattet ist. Der Hochtöner muss nun nicht mehr am unteren Ende seiner Schallwandlungsfähigkeit arbeiten, die Campanile 2 bietet eine breitere, weniger auf die Mitte fokussierte Abbildung. Zu den tieferen Tönen hin zahlt sich die Breitbandigkeit des hypersphärischen Horns ebenfalls aus. So kann die Bass-Abteilung besser ihre Kern-Kompetenz ausspielen.

Das Anschluss-Terminal ist mit ultrasoliden Klemmen ausgerüstet, die Verbindungen sind mit handgefertigten Kabeln aus der eigenen Manufaktur realisiert. Für das Horn gibt es eine Pegelanpassung: Durch Umstecken können die Mitten in Ein-Dezibel-Schritten auf „+“ und „++“ angehoben oder auf „-“ und „–“ abgesenkt werden.

Klassisches Konus-Quartett: Die Tieftöner

Im Vergleich mit den Spezialwandlern für Höhen und Mitten erscheinen die Bass-Chassis der Acapella Campanile 2 geradezu unspektakulär. Hier kommen konventionelle Lautsprecher mit Konus-Membran zum Zuge. Acapella setzt bei diesen klassischen Speakern seit vielen Jahren auf eine Kooperation mit dem renommierten norwegischen Hersteller SEAS. In der Campanile 2 stecken vier Woofer der Skandinavier. Jedes Chassis besitzt einen Membran-Durchmesser von 26 Zentimetern, daraus resultiert eine schwingende Fläche von 1.400 Quadratzentimetern. Dank dieser großen Fläche kann der Woofer-Verbund einen amtlichen Schalldruck erzeugen. So spielt die Campanile 2 bis weit hinab in den Frequenz-Keller, sie erreicht hier 20 Hertz. Je zwei Woofer teilen sich eine geschlossene Gehäusekammer, die beiden Kammern wiederum sitzen ober- und unterhalb der Hoch/Mitten-Sektion. Die Campanile 2 erweist sich damit als schön symmetrisch aufgebauter Drei-Wege-Lautsprecher.

Einer der insgesamt vier Bass-Lautsprecher. Diese Woofer sitzen paarweise in einem Gehäuse ober- und unterhalb der zentralen Hoch/Mitten-Sektion und verrichten ihre Arbeit hinter einer schwarzen Stoffblende.

Einzigartiger Klangturm für den Kunden

Durch den symmetrischen Aufbau wirkt der Schallwandler wie ein Klangturm. Diese Assoziation wird durch den Name legitimiert: Der Campanile ist ein frei neben der Kirche stehender Glockenturm, berühmt und typisch sind die Türme der Toskana. Zurück zum Duisburger Turm: Er ist mit 2,36 Metern Höhe bei einer Grundfläche von 62 mal 80 Zentimetern hochaufragend. Das eigentlich dreiteilige Gehäuse lässt Acapella von einem Schreiner fertigen. Die Veredlung zur Campanile erfolgt dann in der eigenen Werkstatt. Hier werden auch die Acrylplatten aufgebracht, im Verbund mit dem Holz besitzt dieses Sandwich-Material gute akustische Eigenschaften. Da Acapella eine Manufaktur ist, sind neben der Ausführung in schwarzem oder weißen Acryl aber ebenso Furniere in allen Holzarten machbar, ebenso Lackierungen in sämtlichen Farben, auch in seidenmatt. Selbst die Kolorierung des Horns kann der Kunde frei bestimmen – bis zu einer Grenze: „gepunktet oder gescheckt machen wir nicht“ sagt Alfred Rudolph. Sonst macht Acapella aber alles: Jede Campanile wird einzeln klangoptimiert, bei Acapella eingespielt, justiert und paarweise abgestimmt. Allein der Ionen-Hochtöner braucht zwei Wochen Einspielzeit. Dann wird die Campanile beim Kunden aufgebaut und installiert, anschließend geht es an die Optimierung des Klangs im Verbund mit dem Raum und den vorgeschalteten Audio-Komponenten. Da gibt es großes Potenzial, wie Rudolph mit über 50 Jahren Erfahrung weiß: „Wenn der Kunde es zulässt, spielt es noch besser als bei uns.“

Alfred Rudolph von Acapella Audio Arts im Gespräch mit lite-Redakteur Volker Frech.

Heilige Hallen

Da die Campanile 2 rund 240 Kilogramm pro Stück wiegt, ist für uns die „bei uns“-Variante die praktikabelste Lösung: Um den Schallwandler zu hören, verabreden wir uns mit Alfred Rudolph zu einem Treffen im Vorführraum des Audio Forums, dem Duisburger Domizil von Acapella Audio Arts. Ein Hörtermin ist auch für Interessenten der erste Schritt auf dem Weg zum eigenen, maßgeschneiderten Wunsch-Lautsprecher. Wie bei unserem letzten Besuch bei Acapella, bei dem wir die BassoNobile gehört haben, beeindruckt auch diesmal die ausgestellte Vielfalt an Schallwandlern aus dem Portfolio der Manufaktur: Hörner, soweit das Auge blickt. Hier stellen wir den Showroom des Audio Forums im Video vor:

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Die Klangkette und ihr Botschafter

Im rechten Bereich steht die Campanile 2 – fertig aufgebaut, eingerichtet und abgestimmt auf die zuspielenden Komponenten. Als Quelle dient ein Plattenspieler von Project – allerdings komplett überarbeitet von Alfred Rudolph. Die Verstärkung besorgt das Kraftwerk MK3 Reference samt zweier externer Netzteile von Symphonic Line – allerdings in einer Spezialausführung für Acapella. Hinter diesen Modifikationen steht der Klangketten-Gedanke, den Acapella seit Jahrzehnten vertritt: Es geht um ein stimmiges Zusammenspiel aller Komponenten. Das A und O ist dabei die Quelle, auch der Amp ist wichtig, der Lautsprecher ist für Alfred Rudolph hingegen eigentlich nur der Botschafter – der mit seiner Exzellenz freilich gnadenlos freilegt, wie gut die Zulieferung ist. Damit alles stimmt, steht die Elektronik in einem Resonanzen ableitenden Rack, gezielt positionierte Holzelemente und ein Big Block von Acapella besorgen die Absorbierung minimaler noch verbliebener Vibrationen, die Lautsprecherkabeln sind durch Abstandhalter ohne Kontakt zum Boden. Bei einer exzellenten High End-Kette wie dieser führen solche Maßnahmen zu hörbaren klanglichen Verbesserungen – und die Campanile 2 kann diese Veränderung von vermeintlichen Kleinigkeiten mit Leichtigkeit überliefern.

Zuspieler und Verstärker: Oben ist der modifizierte Project-Plattenspieler zu sehen, zwei Regalböden darunter thront das Kraftwerk von Symphonc Line.

So klingt die Acapella Campanile 2

Das erleben wir eindrucksvoll im Rahmen eines Experiments: Wir hören von Andreas Vollenweider „The Stone (Close Up)“ und „Phases Of The 3 Moons“ von seinem 1984er-Album „White Winds“. Beim ersten Mal läuft die Platte so, wie Rudolph sie in einem Plattengeschäft gekauft hat: unbehandelt. Das ist per se eigentlich ein großer Genuss, denn der Harfenvirtuose Vollenweider ist zugleich ein großer Klangtüftler. Sein Saitenspiel ist kunstvoll mit Soundlayern, Geräuschen, Meeresrauschen oder Sopranstimmen angereichert und von Schlagzeug, Percussion und anderen Instrumenten umgeben. Doch die Vinylplatte muss noch eingespielt werden: Trennmittelreste verunreinigen die Plattenspielernadel, die Reibung des Vinyls ist noch hoch, die Nadel kann nicht optimal abtasten. Also: Nadel reinigen, dann wird die Platte mit einer gaaanz geringen Menge Squalan-Öl behandelt. Nun der zweite Durchlauf – und wir können es kaum glauben: Es klingt, als hätte man einen Vorhang weggezogen oder ein Filter entfernt! Das einleitende, sich steigernde und quirlige Geräusch entpuppt sich nun als schnelles Dauertremolo auf den Harfensaiten, die bedrohlich dunklen Töne sind jetzt klar als Tonfolge einer Bassklarinette erkennbar, der sich in die Höhe schraubende Sopran entschwindet in Raumsphären, die vorher gar nicht existierten, auch das Anzupfen der Harfensaiten wirkt nun viel definierter, griffiger, echter. Wir sind wirklich perplex. Wir hören die Stücke noch ein drittes, viertes und fünftes Mal, und mit jedem Durchgang gewinnt die Abbildung ohne jedes weitere Zutun an Klarheit, Präzision und Stimmigkeit. Details wie der unterlegte Herzschlag fügen sich nun organisch in das Ganze, die Musik scheint in einem immer größeren, unbegrenzteren Raum stattzufinden. Die Plastizität, mit der die Campanile 2 Klarinette, Cello und insbesondere die Harfe in den Raum stellt, ist fantastisch: Wir können nun jeden virtuosen Kunstgriff Vollenweiders aus nächster Nähe genießen: wie er behutsam die Saiten anreißt, Flageoletts und Oberton-Glissandi erzeugt – Wahnsinn!

Der Korpus ist standardmäßig mit hochglänzendem schwarzem oder weißen Acryl bekleidet, alternativ wird das Laustprechergehäuse aber auch lackiert oder mit Echtholz furniert.

Holografie im ganzen Hörraum

Mit ihrer exzellenten holografischen Abbildungsfähigkeit glänzt die Campanile 2 erst recht bei einer echten Band-Aufnahme. Der Saxophonist John Zorn hat mit dem Sonny Clarc Memorial Quartet „Voodoo“ eingespielt, eine swingende Nummer, die vom Bass und Schlagzeug eingeleitet wird. Die Darstellung ist hochtransparent und feinauflösend: Man hört mit Leichtigkeit jeden Anschlag, jeden Finger auf den Saiten des Kontrabasses, das Instrument füllt spielend mit seinem tragenden, vollen Ton den Hörraum – hier leisten wiederum die Woofer ganze Arbeit. Das Schlagzeug ist genauso beeindruckend: Schon die filigrane Beckenarbeit ist famos, wir können fast sehen, wie Drummer Bobby Previte seinen Anschlag variiert: mal mehr zur Mitte des Beckens hin, wo es glockiger klingt, mal mehr zum Rand hin, wo der Ton an Schärfe gewinnt. Die Trommeln erscheinen genauso greifbar: Der Anschlag auf das Kunststoff-Fell, das vibrieren des Holzkessels – es ist alles bis ins kleinste Detail und mit grandioser Dynamik zu hören. Der Pianist Wayne Horvitz wird ebenfalls in bestes Licht gerückt: Es ist ein grandioser Genuss, der Abstufung seines Tastenanschlags vom Pianissimo bis zum Forte zu folgen, aber auch dem Ausklingen seiner Akkordtöne zuzuhören. Was für ein Reichtum und Wechsel an Klangfarben! Vor allen und allem steht nun John Zorn, der auf seinem Altsaxofon mit ganz viel Gefühl das Thema spielt, fast haucht. Wir hören seine Anblasgeräusche, wie er mit Luft, Lippen und dem Rohrblatt seines Instruments ein zartes Vibrato anschwellen lässt, um mit einem Riesentonsprung dann kraftvoll die Basstöne seines Saxophons auszuloten. Die Echtheit und Greifbarkeit des musikalischen Geschehens ist absolut faszinierend! Die perfekte Illusion bleibt auch erhalten, wenn wir den Sweet Spot, also den optimalen Hörplatz, verlassen. Wir können im Raum umherwandern, von rechts nach lins – John Zorn uns seine Band spielen nach wie vor auf der imaginären Bühne. Die Campanile 2 bewahrt auch hier die Dreidimensionalität ihrer Abbildung, die uns miteinbezieht: Hier gibt es keine Distanz, sondern eine berührende räumliche und emotionale Nähe – als wäre es live. Mehr kann man von einer Wiedergabe nicht verlangen.

Die imposante Acapella Campanile 2 beeindruckt uns im Hörtest durch ihre herausragend plastische, natürliche und organische Wiedergabe.

Fazit

Die Acapella Campanile 2 ist ein audiophiler Klangturm der High End-Klasse. Der rund 2,40 Meter hochragende Lautsprecher vereint gleich zwei Spezialitäten von Acapella: Um die hohen Frequenzen kümmert sich ein Ionen-Hochtöner, der per Plasmaflamme exakt und impulstreu wandelt, weil er ohne Masse und somit frei jeglicher Trägheit arbeitet, die Mitten übernimmt ein hypersphärisches Horn, das einen dynamischen, kräftigen Klang ohne Verfärbung ermöglicht. Dazu sorgen vier Konus-Chassis für ein sattes Bassfundament. Mit dieser Drei-Wege-Lösung bietet die Campanile eine maximal beeindruckende Wiedergabe: Sie spielt geradezu hochauflösend, sie offenbart jedes Detail mit einer grandiosen Klarheit und Offenheit, sie kann dynamisch auch kleinste Abstufungen hörbar machen. Die musikalische Wiedergabe klingt organisch, selbstverständlich und völlig anstrengungsfrei. Damit gelingt der Campanile 2 eine sensationell realistische, plastische Abbildung. So wird Musikhören zum faszinierenden, physischen Erlebnis. Diese perfekte Illusion bleibt auch weit außerhalb des eigentlichen Hörbereichs erhalten, und sie gelingt selbst bei geringer Lautstärke. Ein solcher Ausnahme-Lautsprecher hat seinen Preis, dafür erhält man aber einen einzigartigen Traumwandler, ein in Handarbeit gefertigtes Unikat, das auf die Wünsche und die Klangkette des stolzen Besitzers abgestimmt ist. Wegen des hohen Gewichts der Campanile 2 haben wir diesen Test nicht in der lite-Redaktion durchgeführt, sondern im Vorführraum von Acapella. Deshalb vergeben wir für die Campanile 2 keine Note, aber wir sprechen mit bestem Gewissen eine dringende Empfehlung aus.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Philipp Thielen

Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: angemessen
181108.Acapella-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Acapella
Campanile 2
Produktkategorie:Standlautsprecher
Preis:ab 70.000,00 Euro / Paar
Garantie:2 Jahre
Ausführungen:- nach Wunsch
- Gehäuse: Acryl (Weiß oder Schwarz), sämtliche Holzfurniere oder Lackierungen (gegen Aufpreis)
- Horn: alle Automotiv- oder RAL-Farben
Vertrieb:Acapella Audio Arts, Duisburg
+49 203 36 12 22
www.acapella.de
Abmessungen (HBT):2360 x 620 x 800 mm (mit Horn)
Gewicht:ca. 240 kg / Stück
Prinzip:3-Wege-Lautsprecher mit aktivem Ionen-Hochtöner, passivem Horn-Mitteltöner und passiven Konus-Tieftönern, geschlossenes Gehäuse
Hochtöner:1 x Ionenhochtöner mit Hornvorsatz
Mitteltöner 1 x 25 mm Kalotten-Lautsprecher mit hypersphärischem Hornvorsatz (62 cm)
Tieftöner:4 x 260 mm Konus-Lautsprecher (SEAS)
Frequenzbereich:20 Hz - 40 kHz
Übergangsfrequenzen:500 Hz / 7 kHz
Verstärkerleistung:ab 15 Watt
Wirkungsgrad:ca. 95 dB / 1 W / 1 m
Impedanz:8 Ohm
Lieferumfang:- Acapella Campanile 2
- Service: Lieferung, Einrichtung und Aufbau beim Kunden
- Bedienungsanleitung
Besonderes:- Ionen-Hochtöner
- breitbandiges hypersphärischen Horn für die Mitten
- überragend holografische Abbildung und Dynamik
- verzerrungs- und verfärbungsfreie Schallwandlung
- exzellente Verarbeitung
- Fertigung auf und nach Wunsch des Kunden
Klasse:Referenzklasse
Preis-/Leistungangemessen
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