lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN

von

Redakteur
English
Zur Übersetzung unserer Seiten nutzen wir Google Translate. Dazu wird eine Verbindung zu Google-Servern hergestellt und Daten werden übertragen (weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung). Wenn Sie damit einverstanden sind, können Sie über folgende Buttons Google Translate aktivieren.

Piega präsentiert die neueste Generation seiner erfolgreichen Coax-Serie – und hat bei den Gen2-Modellen bis auf den stylischen Aluminium-Auftritt so ziemlich alles verändert: Die Weiterentwicklung reicht von der mehrfachen Modifikation des berühmten Koax-Bändchens bis zur völligen Prinzip-Umkehr bei der Schwingungs-Stilllegung des Gehäuses. Wie clever und klangvoll die Schweizer Novitäten sind, haben wir staunend beim Kompakt-Lautsprecher Coax 411 erlebt.

Edel und skulptural: Die Piega 411 ist mit ihrem perfekt gebürsteten Aluminium-Gehäuse ein hochästhetischer Lautsprecher. In der schwarz exloxierten Ausführung wirkt dieser Schallwandler noch nobler.

Edel und skulptural: Die Piega 411 ist mit ihrem perfekt gebürsteten Aluminium-Gehäuse ein hochästhetischer Lautsprecher. In der schwarz exloxierten Ausführung wirkt dieser Schallwandler noch nobler.

Generationenwechsel – das trifft hier gleich zweifach zu. Bei Piega fand 2018 eine Stabübergabe statt: Die Gründer Kurt Scheuch und Leo Greiner haben die Horgener Manufaktur für High End-Schallwandler an Alexander und Manuel Greiner übergeben. Sie führen das Schweizer Familienunternehmen nun in zweiter Generation fort – und haben mit Roger Kessler ein Audio-As für die Leitung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung an den Zürichsee geholt. Mit viel Erfahrung, frischem Blick und in Kooperation mit einer führenden Schweizer Universität hat Kessler das Herzstück der Coax-Serie, das koaxiale Bändchen, analysiert und daraufhin optimiert. Das war der Start für einen Generationenwechsel auch bei der 2003 eingeführten Coax-Serie. Sie ist längst ein Klassiker und zugleich die wichtigste Baureihe im Piega-Portfolio. Deshalb sind die optischen Veränderungen bei der Gen2-Version moderat. Die technischen Entwicklungen hingegen haben es in sich. Das gilt natürlich auch für die Coax 411: Diesen kompakten Drei-Wege-Lautsprecher schauen wir uns nun an.

Die elegante C-Form des Gehäuses gehört wie die Aluminium-Optik zu den Markenzeichen von Piega.

Die elegante C-Form des Gehäuses gehört wie die Aluminium-Optik zu den Markenzeichen von Piega.

Skulpturale Edel-Erscheinung

Die 411 ist in der Coax Gen2-Serie, die noch zwei Stand-Schallwandler und einen Center bietet, der Kompaktlautsprecher. Kompakt ist aber relativ: Die Coax 411 erweist sich mit den Maßen 45 mal 21 mal 31 Zentimeter als ziemlich imposante Erscheinung. Gegenüber dem Vorgängermodell Coax 311 hat der Korpus etwas an Volumen zugelegt. Dadurch kann der Woofer seine Basskraft noch souveräner ausspielen. Hierfür wurde das Areal unterhalb des Tieftöners erweitert. Dieser untere Abschluss lässt den eh schon skulptural anmutenden Lautsprecher noch schlanker, stimmiger und edler erscheinen. Dabei bleiben natürlich das stylisch-noble Aluminium-Design und die charakteristische C-Form des Gehäuses erhalten. Sie gehören schließlich zu den Markenzeichen von Piega. Bei unserem Testmodell ist der wunderschöne Metallkorpus perfekt gebürstet und schwarz eloxiert. Diese dunkle Optik lässt den superb verarbeiteten Lautsprecher noch hochwertiger und erhabener erscheinen. Alternativ ist die Coax 411 in rein gebürstetem Aluminium oder mit weiß lackiertem Gehäuse erhältlich.

Die neue 411 hat etwas an Volumen zugelegt: Das Korpus-Plus entsteht durch eine Gehäuseverlängerung unterhalb des Tieftöners. Hier finden wir nun in feinster Fräsung das Firmenlogo samt Herkunftsland. Diese Gravur erhöht abermals die edle Ausstrahlung dieses Lautsprechers.

Die neue 411 hat etwas an Volumen zugelegt: Das Korpus-Plus entsteht durch eine Gehäuseverlängerung unterhalb des Tieftöners. Hier finden wir nun in feinster Fräsung das Firmenlogo samt Herkunftsland. Diese Gravur erhöht abermals die edle Ausstrahlung dieses Lautsprechers.

Aus einem Block Aluminium

So oder so bleiben die Material-Meriten gewahrt: Aluminium besitzt eine deutlich höhere Steifigkeit und Festigkeit als Holz. Dadurch sind dünnere Wandstärken realisierbar. Dies vergrößert bei gleichen Außen-Abmessungen das Innen-Volumen, was vorteilhaft für die Basswiedergabe ist. Trotzdem beträgt die Wandstärke der Coax 411 immer noch stattliche vier bis fünf Millimeter. Das schlägt sich auch im Gewicht nieder: Dieser Kompaktlautsprecher bringt satte 21 Kilo auf die Waage – pro Stück. Die massive Wandung fördert die Resistenz gegen Gehäuseschwingungen – wie auch die C-Form des Gehäuses. Es wird in bewährter Piega-Tradition komplett aus einem Aluminium-Block als Strangprofil gepresst – ein eindrucksvoll-aufwändiges Herstellungsverfahren, das erst die nahtlose Premium-Erscheinung ermöglicht. Diese C-Form verhindert mit ihrer Rundung zudem im Gehäuse die Bildung von stehenden Wellen. Sie können durch die von den Chassis rückseitig abgestrahlten Schallanteile entstehen. Zur weiteren Resonanzen-Minimierung kommen zudem Dämpfungsmaterialien wie visko-elastische Dämpfungsfolie oder Wolle zum Einsatz – und die neuste Version von TIM.

Die Coax 411 von vorne und hinten. Auf der Rückseite erkennen wir den kleinen Port für die Bassreflexabstimmung des Lautsprechers.

Die Coax 411 von vorne und hinten. Auf der Rückseite erkennen wir den kleinen Port für die Bassreflexabstimmung des Lautsprechers.

Clevere Resonanzen-Minimierung

TIM ist die Abkürzung von „Tension Improve Module“ und steht für eine clevere Idee der Schweizer: Wenn man das Lautsprechergehäuse einer kontrollierten mechanischen Spannung aussetzt, lassen sich unerwünschte Restvibrationen des Metalls verhindern. Diese Idee führte zu aufwändigen Innen-Verstrebungen, die quer durch den Korpus verliefen und über einer Gewinde-Lösung spreizbar waren. So übten diese „Tension Improve Module“ Druck auf das Gehäuse aus. Diesen wirkungsvollen Mechanismus zur Schwingungs-Stilllegung hat Piega nun verbessert – durch die komplette Umkehrung des Prinzips: Die kontrollierte Spannung wird nun nicht mehr über Druck erzeugt, sondern über Zug. Dafür ist das Gehäuse innseitig mit Haken versehen, was die eh schon komplexe Mechanik der Module noch aufwändiger und massiver macht. Doch das Ergebnis führt bei gleicher Kraft zu einem stärkeren Versteifungs-Effekt. So lassen sich Vibrationen also noch wirkungsvoller unterbinden. Die neuen TIM2-Module setzt Piega erstmals in der Coax Gen2-Serie ein. Somit befördern sie auch in der 411 die Schwingungsminimierung.

Ein Blick ins Innere: Im Korpus der neuen Coax-Serie setzten Tension Improve Module der zweiten Generation das Gehäuse unter definierte Spannung – per Zugkraft. Diese massiven und aufwändig gefertigten TIM2 stehen formschlüssig mit dem Gehäuse in Kontakt.

Ein Blick ins Innere: Im Korpus der neuen Coax-Serie setzten Tension Improve Module der zweiten Generation das Gehäuse unter definierte Spannung – per Zugkraft. Diese massiven und aufwändig gefertigten TIM2 stehen formschlüssig mit dem Gehäuse in Kontakt.

Herzstück der Coax 411: Das Koax-Bändchen

Ein Plus an Schwingfähigkeit zeichnet hingegen das C112+ aus. Es ist die neueste Version des im Jahr 2000 eingeführten Koaxial-Bändchens. Dieser einzigartige Schallwandler für Mitten und Höhen ist das Herzstück der 411, der Namenspatron der erfolgreich-langlebigen Coax-Serie und grundsätzlich ein elementarer Bestandteil der Piega-DNA: Neben dem edlen Aluminium-Gehäuse ist der Bändchen-Lautsprecher das Markenzeichen der Schweizer Lautsprechermanufaktur. Das Wort Manufaktur trifft insbesondere auf diesen Wunder-Wandler zu: Die Fertigung des Koaxial-Bändchens geschieht aufgrund der Komplexität ausschließlich in Handarbeit. Hierfür ist exklusiv und seit langen Jahren Mario Ballabio zuständig. Er wiederum hat das Handwerk einst von seinem Vater Aldo übernommen – auch hier also wieder Gen2. Vier Stunden beansprucht die Fertigung jedes Exemplars dieses Doppel-Bändchens. Wer jemals im Horgener Firmenstammsitz die Fertigung dieses Treibers mitverfolgen durfte, weiß, warum: Insbesondere das präzise Aufziehen der hauchdünnen Folie ohne jegliche Verspannungen dieser Doppel-Membran ist geradezu Kunst-Handwerk. Doch warum betreibt Piega diesen immensen Aufwand?

Piegas einzigartiges Koaxial-Bändchen ist das Herzstück der 411: In der neuen Version C112+ übernimmt es die Wandlung der Mitten und Höhen von 450 Hertz bis hin zu stratosphärischen 50 Kilohertz.

Piegas einzigartiges Koaxial-Bändchen ist das Herzstück der 411: In der neuen Version C112+ übernimmt es die Wandlung der Mitten und Höhen von 450 Hertz bis hin zu stratosphärischen 50 Kilohertz.

Zwei Plus-Prinzipien in einem Chassis

Das Koaxial-Bändchen vereint gleich zwei vorteilhafte Schallwandlungs-Prinzipien. Zum einen ist es ein Magnetotstat: Hier schwingt eine hauchdünne, leiterbahndurchzogene Folie zwischen Magneten. Wegen ihres geringen Gewichts kann die Folienmembran extrem schnell schwingen und auch sehr hohe Frequenzen wiedergeben – in diesem Fall bis zu 50 Kilohertz. So setzt sie das Musiksignal mit hoher Impulstreue und Präzision um und ist wegen ihrer geringen Masseträgheit auch schneller wieder in ihrer Ruheposition. Dies gelingt zudem sehr verzerrungsarm. So bietet der Magnetostat eine überaus frische, offene und dynamische Wiedergabe. Zum anderen agiert das Chassis als koaxialer Treiber: Im Zentrum sitzt das Hochton-Bändchen, um dieses Tweeter-Areal befindet sich die Membran des Mittelton-Bändchens. Dadurch werden Höhen und Mitten quasi vom gleichen Ort abgestrahlt. Damit liefert das Koaxial-Bändchen eine sehr homogene Abstrahlung und kommt dem Ideal der Punktquelle nahe, also einer Schallausbreitung, wie sie in der Natur stattfindet. Dies befördert eine stimmige Wiedergabe mit exzellenter Räumlichkeit der Abbildung.

Im Zentrum ist der Hochtöner positioniert. Er sitzt hinter dem neu geformten Abdeckgitter, an dem innseitig die Magnetstäbe des Magnetostaten appliziert sind. Nun ist eine neue Strebe samt zusätzlichem Magnet über das Tweeter-Areal geführt. Dadurch hat der Hochtöner einen besseren Wirkungsgrad.

Im Zentrum ist der Hochtöner positioniert. Er sitzt hinter dem neu geformten Abdeckgitter, an dem innseitig die Magnetstäbe des Magnetostaten appliziert sind. Nun ist eine neue Strebe samt zusätzlichem Magnet über das Tweeter-Areal geführt. Dadurch hat der Hochtöner einen besseren Wirkungsgrad.

Meritenreiche Modifikationen

Diesen Wunder-Wandler hat Piegas Chefentwickler Roger Kessler nun mehrfach modifiziert. So wurde das Membran-Layout leicht verändert und der Mitteltöner-Bereich mit einer speziellen Folie versehen. Sie optimiert die Dämpfung, reduziert den Klirrfaktor und begradigt abermals den Frequenzgang. Dies ermöglicht eine größere Klarheit und Natürlichkeit der Wiedergabe mit einem größeren Detailreichtum. Zudem kann der Mitteltöner nun noch weiter herunterspielen: Er schallwandelt jetzt bis 450 Hertz. So agiert das Koax-Bändchen extrem breitbandig. Dadurch übernimmt es komplett den Bereich, in dem unser Gehör am sensibelsten und die Stimmenwiedergabe besonders kritisch ist. Auch die Frontplatte wurde verändert: Sie ist nun dicker, die auf der Rückseite dieses Gitters sitzenden Neodym-Magnetstäbe sind jetzt mit einem weicheren Klebstoff aufgetragen, was die Stäbe mechanisch besser entkoppelt. All dies verbessert die Dämpfungseigenschaften der Frontplatte und verhindert Magnetfeld-beeinflussende Mikroresonanzen der Neodym-Stäbe. Durch das ehedem ausgesparte Frontplatten-Zentrum zieht sich eine zusätzliche Strebe samt Magnetstab. Er erhöht den Wirkungsgrad des dahinter positionierten Hochtöners.

Der Bändchen-Bändiger: Mario Ballabio zeigt im Horgener Firmenstammsitz Piegas Magnetostat-Portfolio samt der einzelnen Bestandteile.

Der Bändchen-Bändiger: Mario Ballabio zeigt im Horgener Firmenstammsitz Piegas Magnetostat-Portfolio samt der einzelnen Bestandteile.

Bewährter Top-Woofer

Das derartig in puncto Klarheit und Räumlichkeit, Dynamik und Detailreichtum verbesserte Doppelbändchen trägt sein Plus auch gleich im Namen: Die neueste Version dieses Chassis heißt C112+. Unterhalb des Koaxial-Treibers agiert nun ein konventioneller Konus-Lautsprecher als Woofer für die Bässe. Damit agiert die Coax 411 insgesamt als Drei-Wege-Schallwandler – ein Prinzip, das im Kompaktlautsprecher-Bereich ziemlich selten verfolgt wird. Beim Woofer setzt Piega auf den bewährten UHQD-Tieftöner, der bereits den Vorgänger 311 komplettierte. Dieses 160-Millimeter-Chassis mit extrem steifer, keramikbeschichteter Alu-Membran wird vom bestens beleumundeten skandinavischen Spezialisten SEAS für Piega hergestellt – nach exakten Vorgaben der Schweizer. Mit diesem kraftvoll-präzise agierenden Woofer spielt die 411 runter bis zu bemerkenswerten 35 Hertz. Der Tiefgang wird auch durch eine Bassreflexabstimmung ermöglicht. Ihren Port zur definierten Ventilierung des Gehäusevolumens entdecken wir auf der Lautsprecher-Rückseite. Hier befindet sich auch das attraktive Anschlussterminal: Vier kleine, aber hochwertige rhodinierte Metallklemmen ermöglichen neben dem Single-Wire-Anschluss auch den Bi-Wiring- oder Bi-Amping-Betrieb.

Der 160 Millimeter durchmessende UltraHighQualityDriver (UHQD) komplettiert die Coax 411 zum Drei-Wege-Lautsprecher.

Der 160 Millimeter durchmessende UltraHighQualityDriver (UHQD) komplettiert die Coax 411 zum Drei-Wege-Lautsprecher.

Die Piega Coax 411 in der Praxis

Wir bleiben bei der klassischen Single-Wire-Variante und schließen die Coax 411 an unseren Hegel H360 an. Als Zuspieler kommt der Oppo UDP-203 zum Zug. Die beiden 411er stellen wir auf Stative, denn auch wenn man kompakte Lautsprecher gerne Regalboxen nennt: Durch das Mitschwingen des Möbels wird der Klang verunklart. Das belegt auch eine kurze Kontrollaufstellung auf unserem Sideboard. Darum kommen die 411er gleich wieder auf die Ständer. Hier haben sie einen Wandabstand von rund 50 Zentimeter, die Distanz zwischen den Lautsprechern sowie zum Hörplatz beträgt rund 2,20 Meter. Das ergibt ein gleichschenkliges Dreieck, welches als Grundaufstellung goldrichtig ist. Zudem sollte man darauf achten, dass der Hochtöner des Lautsprechers sich auf Ohrhöhe des Hörenden befindet. So starten wir mit „The Bitter End“ von Sinne Eeg. Die dänischen Jazzsängerin und Komponistin hilft uns mit ihrer Stimme bei der Ausrichtung der Schallwandler, ebenso ihre Begleitband, die aus Klavier, Kontrabass und Schlagzeug besteht.

Das Terminal bietet edle, rhodinierte Klemmen für den Anschluss blanker Litze oder von konfektionierten Kabeln mit Bananensteckern oder Schuhen. Die Anschlüsse ermöglichen die getrennte Ansteuerung der Hochton/Mitten-Sektion und des Basses – entweder via Bi-Wiring oder per Bi-Amping. In beiden Fällen entfernt man die ab Werk zwischen den Klemmen eingesetzten Kabelbrücken.

Das Terminal bietet edle, rhodinierte Klemmen für den Anschluss blanker Litze oder von konfektionierten Kabeln mit Bananensteckern oder Schuhen. Die Anschlüsse ermöglichen die getrennte Ansteuerung der Hochton/Mitten-Sektion und des Basses – entweder via Bi-Wiring oder per Bi-Amping. In beiden Fällen entfernt man die ab Werk zwischen den Klemmen eingesetzten Kabelbrücken.

Exzellente Dynamik und Akkuratesse

„The Bitter End“ läuft gerade mal eine Sekunde, aber schon haben wir große Augen: Schlagzeuger Joey Baron beginnt mit einem Auftakt auf Snare und Bassdrum – und diese beiden lapidaren Schläge haben eine derartige Dynamik und Akkuratesse, dass wir unwillkürlich zusammenzucken, obwohl wir den Anfang nun wirklich kennen. Baron hat seine große Bassdrum offenohrig kaum bedämpft, sie klingt fast wie eine Pauke. So beeindruckt uns als erstes der saubere Punch beim Anschlag dieser Trommel, danach das sich hieraus entwickelnde Bassvolumen des großen Kessels und dann das lange Schwingen des Fells mitsamt dem Resonieren des Holzes: Dieser paukenartig schwingende und sich verändernde Ton ist megapräsent und völlig faszinierend. Dem Auftakt folgt ein Schlag auf das Ridebecken – und auch dieses Becken hat eine unglaubliche Gegenwärtigkeit: Selbst im scheinbar ewig währenden Ausklingen hören wir jede Feinheit des metallenen, rasselnden und im Laufe der Zeit changierenden Tons.

Die Coax 411 wird am besten auf Stativen positioniert. So kann sie frei von klangeintrübenden Einflüssen eines Regals oder Sideboards ihre Klangkultur entfalten.

Die Coax 411 wird am besten auf Stativen positioniert. So kann sie frei von klangeintrübenden Einflüssen eines Regals oder Sideboards ihre Klangkultur entfalten.

Sensationelle Klangfarben-Abbildung

Auf den Beckenschlag setzt Scott Colley ein, auch sein Kontrabass steht sofort klar im Raum und füllt unser Zimmer. Colley liefert gleich ein cooles Bass-Intro und nutzt dabei den Tonumfang seines Instruments. Hier liefert die 411 ein volles Fundament ohne Übertreibung – und damit genau das, was einen Kontrabass so charakteristisch macht: die Konturiertheit in den tiefen Lagen, die Knurrigkeit in den mittleren Regionen und das Nasale bei den höheren Tönen. Bei diesem Intro steuert Joey Baron den Drum-Groove bei – und die 411 präsentiert uns diese Schlagzeug-Bass-Kollaboration derart frisch, lebhaft und stimmig, dass wir nach dem Auftakt-Zucken umgehend ins Groove-Mitwippen verfallen. Nach einer halben Minute kommt das Klavier dazu. Jacob Christoffersen spielt großenteils dezent-songdienliche Begleitakkorde. Spektakulär ist aber, wie direkt wir jeden Tastenanschlag seiner Finger hören – und geradezu sensationell ist, wie die 411 den komplexen, schwebenden, klangfarbensatten und im Spektrum sich stetig verändernden Ton der ausklingenden Saiten abbildet.

Der Tieftöner schallwandelt mit einer extrem steifen und deshalb gegen Verwindung und Resonanzbildung resistenten Membran aus beschichtetem Aluminium. Zusammen mit der optimierten Aufhängung und einem Antrieb, bei dem der Schwingspulenträger aus Titaniumfolie statt aus Alu gefertigt ist, punktet dieses Chassis zudem mit einer extrem großen Anstiegsgeschwindigkeit.

Der Tieftöner schallwandelt mit einer extrem steifen und deshalb gegen Verwindung und Resonanzbildung resistenten Membran aus beschichtetem Aluminium. Zusammen mit der optimierten Aufhängung und einem Antrieb, bei dem der Schwingspulenträger aus Titaniumfolie statt aus Alu gefertigt ist, punktet dieses Chassis zudem mit einer extrem großen Anstiegsgeschwindigkeit.

Herrliche Offenheit, superbe Auflösung

Dabei hat dieser Ton eine herrliche Offenheit und Freiheit zur Entfaltung. Diese Unbegrenztheit haben wir bereits bei der Rhythmussektion erfahren, doch sie fällt immer stärker auf, je mehr Instrumente mitspielen, die sich trotzdem nicht ins Gehege kommen. Die Coax 411 bietet den Musikern eine geräumige Bühne mit großer Tiefe – und dank der superben Auflösung und dem daraus resultierenden Detailreichtum bis in stratosphärische Höhen erleben wir diesen Raum überaus intensiv: Wir hören an den Hallzeiten und Reflexionen, dass die Musiker offenbar in einem mittelgroßen Studio stehen. Diesen Aufnahmeraum bildet die 411 so realistisch ab, dass sie unseren realen Hörraum vergessen macht. Auch die Plastizität ist herausragend: Das zeigt sich einmal mehr, als Sinne Eeg einsteigt. Mit ihrem Gesang wollten wir ja die Lautsprecher ausrichten. Die Coax 411 ist jedoch derart unkompliziert, dass wir die geringfügige Pi-mal-Daumen-Einwinklung hin zum Hörplatz nur noch minimal verändern brauchen, bis die Stimme perfekt mittig-stabil ist.

Vokale Verführungskunst

So steht die Frontfrau vor uns – und wir hören jeden sanften Atmer, jedes kurze Luftholen vor der Gesangsphrase, als säßen wir im Aufnahmeraum direkt vor ihr. Sinne Eeg hat eine wunderbar warme, volltönenden Stimme, und sie zieht alle Register, um uns mit diesem attraktiven Organ zu betören: Mal singt sie samtweich und haucht die Worte, mal verleiht sie ihrem sonoren Gesang ein veredelndes engelsgleiches Vibrato, mal klingt ihre Stimme reibend und raunend, guttural und verführerisch. Mit dieser großartigen Vokalkunst zieht Sinn Eeg uns in ihren Bann – und die Coax 411 verleiht auch dieser Stimme eine Körperlichkeit, durch die die Sängerin in unserem Raum zum physikalischen Erlebnis wird. Dabei bilden die Sängerin und ihre Band ein organisches Ganzes. Die Wiedergabe wirkt absolut stimmig, homogen und natürlich. Dies sind Konstanten der Wiedergabe, die die Coax 411 liefert – wie auch die immense Freiheit und Frische.

Die 411 mit und ohne Frontabdeckung. Die leicht gewölbte Blende schließt stimmig mit dem Gehäuse ab, hat überaus festen Halt in den seitlichen Aufnahmen und bildet so eine perfekte Einheit mit dem Lautsprecher.

Die 411 mit und ohne Frontabdeckung. Die leicht gewölbte Blende schließt stimmig mit dem Gehäuse ab, hat überaus festen Halt in den seitlichen Aufnahmen und bildet so eine perfekte Einheit mit dem Lautsprecher.

Souveräne Bass-Macht

Das erleben wir auch beim „Arabian Desert Groove“: In diesem Stück brennen der geniale Drummer Charly Antolini und der begnadete Perkussionist Nippy Noya ein schlagzeugerisches Feuerwerk ab. Hier kann die Coax 411 mit ihrer grandiosen Dynamikfähigkeit im Feinen wie im Groben glänzen, gerade bei Antolinis vertrackten Beats und Patterns, die er in der Anschlagsstärke sensibel abstuft und dabei sein ganzes Drumset einbezieht. Dieses Set ist perfekt gestimmt, es schwingt definiert – und diese Definition und Knackigkeit bewahrt die 411. Auch beim Monster-Bass von Wolfgang Schmid bleibt die 411 souverän. Natürlich gerät sie, wie jeder Kompaktlautsprecher, irgendwann an ihre physische Grenze der Tiefton-Wiedergabe. Doch die liegt so weit unten, dass wir den Druck und die Macht dieses Basses hören und spüren können. Das hätten wir der 411 in dieser Artikuliertheit und Trockenheit nicht zugetraut! Der Klang bleibt also auch hier klar – und das bleibt auch so bei sattesten Lautstärken. Chapeau6

Dreidimensionale Abbildungskraft

Wie meistert die 411 die große Bühne? Dafür begeben wir uns mit ihr in das Münchener Nationaltheater. Hier bietet das Bayerische Staatsorchester Wagners „Walküre“-Vorspiel. Die 411 verströmt sofort die spannungsgeladene, bedrohliche Atmosphäre der Musik: Violinen und Violen starten mit nervösem Dauer-Tremolo. Es sorgt mit schnell an- und abschwellender Lautstärke, welche die 411 exakt und in allen Nuancen sogar körperlich spürbar wiedergibt, für die gewollte Unruhe. Von der Präzision der 411 profitieren dann auch die Celli und Bässe bei ihren stechenden, abgehackten Staccato-Tönen im düsteren Moll-Motiv. Ganz klar: Hier dräut Unheil. Das bläuen uns nach beklemmenden Dissonanzen der Bläser auch die wie Donner reinfahrenden Paukenschläge ein. Wow! Mit der dreidimensionalen Abbildungskraft und der weiträumigen Orchesterabbildung, die uns die Verortung der verschiedenen Instrumentengruppen im Klangkörper mit Leichtigkeit ermöglicht, ist dieses Orchestervorspiel ein herrlich realistisches Erlebnis – zumal die 411 zur Vollendung des Live-Feelings selbst die Bühnengeräusche und die Publikumshuster perfekt abbildet.

Die Piega Coax 411 im Hörrambiente. Hier spielt der Drei-Wege-Lautsprecher mit dem Plattenspieler Thorens TD 1601, dem Phono-Vorverstärker Lehmannaudio Black Cube SE II und dem All-in-One-Player Ovation CS 8.3.

Die Piega Coax 411 im Hörrambiente. Hier spielt der Drei-Wege-Lautsprecher mit dem Plattenspieler Thorens TD 1601, dem Phono-Vorverstärker Lehmannaudio Black Cube SE II und dem All-in-One-Player Ovation CS 8.3.

Fazit

Die Piega Coax 411 aus der neuen Gen2-Reihe präsentiert sich als exzellenter Kompaktlautsprecher auf Referenz-Niveau. Mit dem modifizieren Koaxial-Bändchen besitzt sie eine herausragende Homogenität, eine großartige räumliche Abbildungskraft und eine superbe Plastizität der Darstellung. Der Doppel-Magnetostat liefert zudem in Vollendung jene Frische und Dynamik, Offenheit und Transparenz, für die diese agilen Schallwandler berühmt und beliebt sind. Trotz ihrer kompakten Maße beeindruckt die Coax 411 bis runter in den Bass. Hier glänzt sie dank der Gehäuse-Optimierung per neuem Tension Improve Module 2 mit Souveränität, Definition und Konturiertheit. Auch optisch hat die stylische Coax 411 nochmals an skulpuraler Schönheit gewonnen. So bietet sie optisch wie akustisch Horgener High End in neuer Veredlung.

Test & Text: Volker Frech
Fotos: Branislav Ćakić

Gesamtnote: 98/100
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: gut

98 of 100

98 of 100

99 of 100

221113.Piega-Testsiegel

Technische Daten

Modell:Piega
Coax 411
Produktkategorie:Kompaktlautsprecher, Regallautsprecher
Preis:ab 3.950,00 € / Stück
Garantie:6 Jahre (nach Registrierung)
Ausführungen:- Gehäuse gebürstet, silber / Abdeckung silber
- Gehäuse gebürstet, schwarz eloxiert / Abdeckung schwarz
- Gehäuse weiß lackiert / Abdeckung weiß
Vertrieb:Piega, Horgen (CH)
+41 44 7259042
www.piega.ch
Abmessungen (HBT):450 x 214 x 308 mm (ohne Anschlussklemmen)
Gewicht:21,0 kg / Stück
Bauart:3 Wege, passiv, Bassreflexabstimmung
Impedanz:4 Ω
Hochtöner/Mitteltöner:1 x Koaxialbändchen C112+
Tieftöner:1 × 160 mm UHQD (beschichteter Aluminium-Konus)
Frequenzbereich:35 Hz - 50 kHz (Herstellerangabe)
Trennfrequenzen:450 Hz, 3,5 kHz (Herstellerangabe)
Wirkungsgrad:90 dB / 1 W / 1 m (Herstellerangabe)
Empfohlene Verstärkerleistung:20 - 200 W (Herstellerangabe)
Lieferumfang:- Piega Coax 411
- selbstklebende Gummifüßchen
- Stoff-Schutzhülle
- Bedienungsanleitung incl. Garantiekarte (Deutsch, Englisch; auch als PDF-Download auf der Hersteller-Homepage verfügbar)
Pros und Contras:+ absolut stimmige und homogen Wiedergabe
+ überragende Plastizität und Präsenz
+ superbe Räumlichkeit
+ exzellente Dynamik und Akkuratesse
+ hochgradige Klarheit und Auflösung mit großem Detailreichtum
+ herausragende Offenheit und Frische
+ souveräner, tiefreichender Bass
+ auch für Bi-Wiring- und Bi-Amping-Betrieb geeignet
+ edles Design
+ perfekte Verarbeitungsqualität

- Abdeckungen sitzen sehr fest
Benotung:
Klang (60%):98/100
Praxis (20%):98/100
Ausstattung (20%):99/100
Gesamtnote:98/100
Klasse:Referenzklasse
Preis/Leistung:gut
Getestet mit:- SACD/CD-Player: Oppo UDP-203
- Vollverstärker: Hegel H360
- Signalkabel: Audioquest Diamondback
- Lautsprecherkabel: Supra Cables Quadrax
lite - DAS LIFESTYLE & TECHNIK MAGAZIN Über uns | Impressum | Datenschutz | Kontakt