Home » Tests » GGNTKT Model S1 – Einbau-Aktivlautsprecher für atemberaubendes Heimkino
10. September 2024von Volker Frech
RedakteurHeimkino mit realistischer Sound-Reproduktion und immersivem Klangerlebnis: Das verheißt GGNTKT mit seinem Model S1. Dieses pegelstarke Zwei-Wege-Aktivsystem sorgt mit modelliertem Abstrahlverhalten für eine gleichmäßige Schallverteilung im Raum, übernimmt dabei die Wiedergabe der Front- und Surround-Kanäle – und ist als Einbau-Lautsprecher Teil eines flexiblen, anpassbaren In-Wall Modulsystems für eine audiophile Mehrkanalbeschallung bis hin zum 7.1.4-Setup in kleineren bis mittelgroßen Räumen. Welch atemberaubende Wiedergabe dies ermöglich, haben wir im Fairland Studio erlebt, das ein GGNTKT-Referenz-Kino eingerichtet hat.
Fairland? Dieser Name hat seit einem halben Jahrhundert einen erstklassigen Ruf. Das in den 1970ern gegründete Bochumer Studio war eines der modernsten und erfolgreichsten Tonstudios Deutschlands für Musikproduktionen fast aller Genres. Zahlreiche Stars der Pop- und Rockgeschichte haben hier ihre Alben aufgenommen – darunter Chartsgrößen wie La Toya Jackson, Schlagerikonen wie Gitte Haenning oder Punkrock-Helden wie Die Toten Hosen. Diese Hör- und Produktionserfahrung sowie das fachliche Know-how bringen Günther Henne und sein Team seit 1995 in die Fachgebiete Lautsprecherkonzeption, Raumakustik und Mehrkanal-Installationen ein: Fairland plant und berät bei der Realisation von Heimkinos und gehört hier zu den führenden Spezialisten Deutschlands. So präsentiert die Manufaktur auf über 400 Quadratmetern in ihren Räumen die neuesten Audio- und Video-Lösungen für Heimkino und Wohnraum, ein Saal ist sogar als Dolby Atmos Dubbing-Stage realisiert. Ganz frisch ist die Beschallungslösung im gerade fertiggestellten dritten Vorführraum: Hier hat Fairland ein GGNTKT-Referenz-Kino eingerichtet.
GGNTKT: Spezialist für aktive Zwei- und Mehrkanal-Beschallungssysteme
GGNTKT? Mit ein paar eingestreuten Vokalen ergibt sich „Gegentakt“: Dies ist der Name einer sechs Jahre jungen Meckenheimer Audio-Manufaktur, die unter Chefentwickler Roland Schäfer Aktivlautsprecher und Beschallungssysteme für Tonstudios, Heimkinos und audiophile Privatnutzer entwickelt und produziert – mit dem Versprechen einer realistischen, neutralen und immersiven Wiedergabe. Diesen Anspruch eines totalen Eintauchens in Musik und Filmton hat GGNTKT bereits mit dem Lautsprecher Model M1 und dem großformatigen Schallwandler Model M3 materialisiert, welche uns im Test schwer beeindruckt haben. Auf diesem Know-how aufbauend bietet die Manufaktur aber ebenso eine modulare On-Wall-/In-Wall-Beschallungslösung für ambitionierte Heimkinos und professionelle Produktionsstudios an. Zentraler Baustein für eine derartige audiophile Mehrkanal-Installation ist das Model S1: Dies ist ein aktiver Zwei-Wege-Einbaulautsprecher für die Front- und Surroundkanäle. Im Verbund mit zwei weiteren Einbau-Modulen, nämlich dem SX als Basserweiterung für den S1 und dem Subwoofer SXBA, lässt sich nach dem Baukasten-Prinzip eine genau passende Mehrkanal-Beschallungslösung für kleinere bis mittelgroße Heimkinos erreichen.
Model S1: Spezial-AMT für den Hochton
Schauen wir uns zuerst das zentrale Modul an, das Model S1. Dieser aktive Zwei-Wege-Lautsprecher bietet im Hochton einen Air Motion Transformer. Er funktioniert mit einer Ziehharmonika-artigen Membran, wodurch er flotter und impulstreuer agiert als ein konventionell kolbenförmig arbeitendes Chassis. Dieser Spezial-Schallwandler ist hier auch noch in eine Spezial-Version ausgeführt, nämlich als 175 Millimeter lange vertikale Schallzeile. Dadurch agiert er einerseits als Linienquelle: Die lange Membran sorgt für eine gewünschte vertikale Bündelung, womit unerwünschte Decken- und Bodenreflexionen vermieden werden. Zugleich besitzt dieser extralange AMT ein großes Abstrahl-Areal: mit 55 Quadratzentimeter bietet er etwa die gleiche Membranfläche wie sieben Ein-Zoll-Kalotten. Zur Kräftigung der Wiedergabe ist dieser AMT in eine Kompressionskammer eingebettet. Zur Optimierung seiner Abstrahlung ist ihm dann ein Waveguide vorgesetzt. Er sorgt dafür, dass der vertikal gebündelte und Druckkammer-gestärkte Schall konstant und in einem extrem breiten 180-Grad-Winkel abstrahlt wird. Mit einem Schalldruck von 115 dB/1m/200W übertrifft der AMT die Dolby-Atmos-Spezifikationen.
Model S1: Treiber-Team für den Mitteltiefton
Ab 1.000 Hertz übernimmt ein Team von zwei Treibern, die als Langhub-Modelle ein großes lineares Auslenkungsvermögen besitzen und mit zwei 55-Millimeter-Membranen agieren. Dies erlaubt einen Bass bis 100 Hertz. Auch hier werden mit einer Belastbarkeit bis 300 Watt und einem Schalldruck von 120 dB/1m die Dolby-Atmos-Spezifikationen erfüllt. Die Treiber besitzen einen geringen vertikalen Abstand. Dies sorgt in Kombination mit der niedrigen Trennung bei ein Kilohertz für eine interferenzfreie Abstrahlung. Die Bassfähigkeit der Konus-Treiber ist umso bemerkenswerter, da die Treiber in einem geschlossenen Gehäuse agieren, das gerade mal fünf Liter Nettovolumen bietet und eine Einbautiefe gerade mal 96 Millimeter aufweist. Deshalb ist zur Maximierung des Korpusvolumens die Gehäusewanne in nur drei Millimeter starken, aber trotzdem hochrobustem Stahl realisiert. So ist neben der In-Wall- sogar eine unauffällige On-Wall-Montage möglich. Frontseitig besitzt das Model S1 eine CNC-gefräste, 339 mal 339 messende Schallwand aus Valchromat. Dieser hochsteife Holzfaser-Werkstoff erfährt standardmäßig eine Oberflächenbehandlung mit Öl.
Model S1: Dolby-/DTS-Pegelanforderungen und Abstrahlverhalten
Alternativ und gegen Aufpreis kann die Valchromat-Oberfläche in Weiß oder Schwarz lackiert werden – und für die On-Wall-Montage hat GGNTKT eine attraktive, wohnzimmerfreundliche Blende designt. So oder so bietet das Model S1 mit seinen Treibern eine Performance, die alle Dolby- und DTS-Pegelanforderungen auch bei etwas größeren Hörabständen bis fünf Meter erfüllt. Der Pegelverlust innerhalb dieser Distanz ist gering. Dies löst das Heimkino-Grundproblem: die je nach Hörposition falsche Balance. Das S1 liefert einen Spitzenpegel von 120 Dezibel mit erweitertem Headroom für eine unkomprimierte Wiedergabe bei geringsten Verzerrungen. Gemäß Freifeld-Frequenzgang agiert das Modul von 110 Hertz bis 20 Kilohertz. Die Schallabstrahlung geschieht zur Reduktion von Boden- und Deckenreflexionen vertikal sehr eng mit kontrollierter und zunehmender Bündelung: Sie fällt von 75 Grad auf 10 Grad. Horizontale hingegen weist die Abstrahlung einen Winkel von 180 Grad auf und erfolgt frequenzneutral. Dank dieser gleichmäßigen Schallverteilung ist keine Ausrichtung des Moduls auf den Hörplatz notwendig.
Controller mit DSP und Verstärkern
Das Model S1 agiert mit einer externen DSP/Verstärker-Einheit, an die es über eine robuste SpeakOn-Verbindung angeschlossen ist. Dieses Controller-Modul ist als 19-Zoll-Einschub ausgelegt. Er wird idealerweise in ein entsprechendes Rack eingebaut – zugunsten einer einfachen Systemintegration mit zentraler Strom- und Signalführung. Man benötigt für eine Mehrkanal-Beschallungslösung ja mehrere Controller-Module. Die digitale Frequenzweiche und der Soundprozessor sind mit FIR-Filtern linearphasig entzerrt. Zur Verzerrungsvermeidung agiert der DSP mit vorausschauenden Limitern. Die Format-Fähigkeit des Wandlers reicht von 32 bis 96 Kilohertz und 16 bis 24 Bit. Dank der USB-Schnittstelle können Updates vorgenommen werden, ebenso ist hierüber ein bequemes Systemmanagement möglich. Die Verstärkung übernehmen Class-D-Module von PASCAL. Für den Einsatz mit zwei S1 kommt der vier Kanäle und 560 Watt Leistung bietende Controller DSPVE 4×560 zum Zuge. Der DSPVE 6×840 offeriert hingegen sechs Kanäle und 840 Watt Leistung, um jede S1 mit einer SX-Basserweiterung betreiben zu können.
Die Mitspieler zur Skalierung des Systems: Basserweiterung Model SX …
Das Model S1 spielt runter bis 100 Hertz – es kann also eine Bassunterstützung gebrauchen. Hierfür bietet GGNTKT zwei Module, die ebenfalls für den Einbau ausgelegt sind. Das eine ist das Model SX, steht „X“ für Extension. Es bietet einen 10-Zoll-Treiber, der als Tieftöner agiert. Dieser Treiber sitzt auf einer Schallwand, die nahtlos-bündig an die Front des S1-Moduls angesetzt werden kann – sowohl seitlich als auch ober- oder unterhalb. Auch eine beidseitige Ergänzung mit zwei SX-Modulen ist möglich. Das SX-Modul agiert ebenfalls mit einem geschlossenes Gehäuse, das mit einer Stahlwanne realisiert ist und die gleiche Einbautiefe wie das S1 aufweist. Mit einem zusätzlichen SX-Modul ist ein Bass bis 35 Hertz (bei -6 Dezibel) oder maximal 28 Hertz (bei -10 Dezibel) möglich. Zudem kann das S1 etwas höher abgetrennt werden, um dessen Mitteltieftöner zu entlasten. Das SX-Modul ist die erste Möglichkeit, um das Beschallungssystem gemäß der Hörraum-Anforderungen anzupassen, also zu skalieren.
… und Subwoofer Model SXBA
Für einen Tiefgang bis hin zu zwanzig Hertz sorgt dann ein Bassmodul. Hier schallwandelt ein 255-Millimeter-Woofer, ebenfalls im geschlossenen, nun aber 15 Liter Volumen bietenden Gehäuse. Dieses Einzel-Bassmodul ist zum Aufbau eines Bass-Arrays gedacht. Es werden also mehrere Module zu Woofer-Arealen zusammengeschlossen, parallel betrieben und vom DSP gesteuert. Dadurch agieren alle SXBA-Module im Verbund wie ein einziger großer Woofer. So erreicht man – trotz geringer Einbautiefe von auch hier knapp 100 Millimeter – einen Tiefbass, den ein einzelnes Modul nicht erzielen würde. Diese Bass-Array-Lösung ist die zweite Möglichkeit, das ganze Beschallungssystem zu skalieren, also auf den Raum und die Anforderungen anzupassen. Die beeinflussbaren Größen sind dabei (neben der Verstärkerleistung) die resultierende Membranfläche und der Gesamt-Hub: Sie ergeben sich aus der Chassis-Gesamtanzahl der Subwoofer und der Addition der Gehäusevolumina. Diese beiden Größen skaliert man durch die Bildung von Bass-Arrays. Sie können mehrere Reihen bilden und werden idealerweise hinter der Leinwand installiert.
Das GGNTKT-Referenz-Kino im Fairland-Studio
Wie sieht eine Beschallungslösung mit dem S1-Modul und den anderen Baustein-Komponenten von GGNTKT nun in der Praxis aus? Das erfahren wir im Bochumer Fairland-Studio, wo Fairland-Mastermind Günter Henne und GGNTKT-Chefentwickler Roland Schäfer ein GGNTKT-Referenz-Kino eingerichtet haben: ein 7.1.4-Beschallungssystem nach Dolby-Atmos-Spezifikationen. Der Raum ist mit seinen ziemlich kubischen Maßen von fünf mal fünf mal vier Metern akustisch eigentlich ungünstig. Doch Henne als Heimkinobau-Koryphäe hat ihn einer akustischen Optimierung für das S1-System unterzogen. So sind Wände und Schrägen, Decken und Ecken aufwändig mit Dämmungen, Absorbern, reflektierenden Flächen und breitbandigen sowie engbandigen Bass-Fallen, letztere in Form von präzise abgestimmten Helmholtz-Resonatoren, ausgestattet. Für ein ambitioniertes Heimkino ist eine akustische Raumoptimierung unabdingbar – und hier lohnt es sich, das Know-how eines Fachmanns in Anspruch nehmen. In diesem Vorführraum ist als Bestuhlung nun eine Reihe von vier megabequemen Kino-Sesseln eingebaut. Von Ihnen aus schaut man auf eine fast wandfüllende Leinwand …
Bass-Array und Baukasten-Prinzip
… – und bei dieser Leinwand lugen schon ober- und unterhalb die Woofer des Bass-Arrays hervor: Hinter dem gerahmten Profi-Tuch agieren insgesamt 15 Woofer, die in drei Fünfer-Reihen installiert sind. Dabei misst die Schallwand jedes SXBA-Woofers 595 mal 595 Millimeter. Damit orientiert sich das Tiefton-Modul an dem im Innenausbau üblichen 600×600-Millimeter-Format: Es ermöglicht generell die Raumkonfiguration per Schachbrett-Raster. Diesem Raster-Gedanken folgen die GGNTKT-Module S1 und SX: Sie sind Format-konform maximal 300, 450, 600 oder 900 Millimeter breit oder hoch. Diese Kompatibilität ist die Grundvoraussetzung für eine praktische Installation des Beschallungssystems im Baukasten-Prinzip. Die Woofer hinter der Leinwand bilden nun ein Single Bass Array (SBA), das von der Font aus die Hörplatze beschallt. Alternativ ist auch eine Double-Bass-Array-Lösung (DBA) installierbar. Dann wird auch die Rückseite des Raums mit einem Bass-Array ausgestattet. So können zur Vermeidung ungewollter Bass-Überhöhungen die von der Front kommenden Bass-Schallwellen per DSP-Steuerung aktiv minimiert und hocheffektiv ausgelöscht werden.
Bass-Array und DSP für linearen Bass bis 20 Hertz
Beim Single Bass Array gelingt diese Schalloptimierung durch das Zusammenspiel von passiven Raumakustik-Elementen und aktivem Soundprocessing. Der DSP sorgt zum ersten über die Weiche für die Frequenztrennung: Die Woofer sind ausschließlich für den Tiefton unterhalb von 50 Hertz zuständig – und den liefern sie linear bis runter zu 20 Hertz. Dies wiederum gelingt durch die DSP-Entzerrung. Die Basswiedergabe ist auf die Sitzreihe mit den vier Kinosesseln hin optimiert. An diesem Hörplatz wurden die akustischen Messungen durchgeführt und anschließend die Entzerrung vorgenommen. Durch sie wird der von der Rückwand zurückgeworfene Bass-Anteil nivelliert und der Pegelabfall bei verschiedenen Frequenzen egalisiert. Dank der großen Verstärkerleistung gibt es hier reichlich Headroom. Diese Aussteuerungsreserve verhindert Verzerrungen und ermöglicht auch im Bass eine große Dynamik. Die Grundlage hierfür ist die Performance der SXBA-Woofer: Jedes Modul verträgt 250 Watt Dauerlast und 500 Watt Spitzenbelastung. Das ergibt bei diesem Referenz-Kino insgesamt eine Belastbarkeit zwischen 3.750 bis 7.500 Watt.
S1 solo oder mit SX für alle LRC- und Surround-Kanäle
Soweit die Subwoofer-Lösung für den LFE-Kanal. Alle anderen Kanäle können nun mit dem Model S1 oder einer Kombination von S1- und SX-Modul realisiert werden. Beim GGNTKT-Referenzkino ist die Front mit den LCR-Kanälen ausschließlich mit S1-Modulen ausgestattet, also mit einer reinen Zwei-Kanal-Lösung. Der Center ist dabei in Sitzhöhe mittig hinter der Leinwand positioniert. Rechts und links sind dann die Hauptkanäle der Front installiert. Sie müssen ja durchaus breitbandig wiedergeben, trotzdem kommen sie ohne Bass-Unterstützung durch ein SX-Modul aus. Die S1-Module profitieren nämlich von ihrer unmittelbaren Nähe zum Frontareal und dem dort abgestrahlten Bass. Die seitlichen und hinteren Kanäle sind dann durchweg als Drei-Wege-Beschallung ausgeführt: Hier agiert eine Kombination aus S1 und direkt benachbartem SX. Die S1-Module mögen eine schallharte Umrahmung, sie werden im Kino deshalb am besten in die Wand eingebaut. Beim Referenzkino im Bochumer Fairland-Studio sind die S1/SX-Modul-Kombinationen in flächige Paneele integriert.
Frequenz-Kompetenz der Chassis, Abstrahl-Exzellenz der Seitenkanäle
In diesem GGNTKT-Referenzkino sieht die Aufgabenverteilung für die Chassis nun so aus: Der AMT-Hochtöner des S1 spielt ab 1.000 Hertz aufwärts bis 20 Kilohertz, die Mitteltieftöner agieren abwärts bis etwa 200 Hertz, der SX-Tieftöner liefert einen Bass bis 50 Hertz. Alle darunter liegenden Tiefton-Anteile werden durch das Soundprocessing auf die Subwoofer geleitet, die bis 20 Hertz linear schallwandeln. Die beiden S1/SX-Modul-Kombinationen für die Seitenkanäle sind links und rechts der Kinostuhl-Sitzreihe platziert. Trotzdem können sie dank der Schallbündelungseigenschaften und der Pegelfähigkeit für alle vier Plätze eine homogene Wiedergabe liefern: Nahsitzende sind weniger im Schallfeld des S1, Fernsitzende erreicht etwas weniger Schallpegel. So entsteht eine gleichmäßige akustische „Ausleuchtung“ aller Sitzplätze mit fast gleichem Pegel. Zu diesen Haupt- und Surround-Kanälen kommen nun noch vier Höhenlautsprecher. Aktuell sind noch kleine Genelec-Monitore installiert, sie werden demnächst gegen S1-Module ausgewechselt. So ergibt sich insgesamt ein 7.1.4-Beschallungssystem nach Dolby-Atmos-Spezifikationen, das mit insgesamt 30 Lautsprechern agiert.
Soundprocessing und Verstärker-Management
Das Soundprocessing und die Verstärkung der Signale, die die S1-, SX- und SXBA-Module schließlich schallwandeln, geschieht extern und hier wiederum separat: Im GGNTKT-Referenzkino sind im hinteren Bereich vier DSPVE-Controller in ein Rack eingebaut. Diese vier- oder sechs-kanaligen DSP-Endstufen erbringen nominell 560 Watt beziehungsweise 840 Watt Leistung. Jeder Verstärkerkanal vermag aber bis 280 Watt liefern, wenn die anderen Kanäle nicht ausgelastet sind. Dadurch können die 18 Kanäle (3 mal 2-Wege für die Front, 4 mal 3-Wege für Sides und Rears) potenziell mit satten 5.040 Watt beliefert werden. Für den LFE liefert dann eine gebrückt betriebene P.A.-Endstufe eine Spitzenleistung von 6.000 Watt. Somit stehen satte 11.000 Watt zur Verfügung. Die separaten Controller mit jeweils eigenem DSP ermöglichen eine „verteilte Intelligenz“: Sie bieten eine bereits abgestimmte Verstärkung, sorgen für die FIR-Phasenentzerrung der Chassis und den vorausschauenden Limitern-Verzerrungsschutz. Das stellt geringe Anforderungen an das Pre-Processing, das hier der Surround-Vorverstärker Anthem AVM 90 8K übernimmt.
Das GGNTKT Model S1 in der Praxis
Wie klingt nun dieses GGNTKT-Referenzkino im Fairland-Studio? Bevor es losgeht, fällt uns erst einmal auf, wie wenig Rauschen das System im Leerlauf liefert – selbst bei hohen Pegeln. Dies gelingt durch Entstör-Drosseln für eine Filterung sowohl beim Eingang wie auch beim Ausgang. Durch die symmetrische Signalführung für alle analogen Inputs werden auch Einstreuungen über den Signalweg vermieden. Nun wollen wir endlich was hören – und starten erst einmal mit einem reinen 2.1-Stereo-Betrieb: Die Wiedergabe geschieht allein über zwei S1-Module, die als linker und rechter Hauptlautsprecher der Frontbeschallung dienen, sowie das Bass-Array hinter der Leinwand. So beginnen wir mit dem Song „Unusual“ von dem Duo Marian Hill – und schon nach den ersten Takten richten wir uns unwillkürlich staunend im doch so bequemen Kinosessel auf: Diese Pop, R&B und Electro kombinierende Nummer startet mit einem Synthesizer-Bass-Motiv, das uns mit seinem ultratiefen Frequenzen gleich mal eindrucksvoll die Tiefton-Macht des Bass-Arrays demonstriert.
Mächtige Leichtigkeit
Jeder dieser wenigen, stark abgesetzten, später dann länger ausklingenden Motiv-Töne sorgt der Reihe nach für eine Anregung unseres Körpers. Wir spüren den Druck von Kopf bis Fuß auf unserer ganzen Front. Uff! Kein Wunder: Wir messen am Hörplatz den Schalldruck und bekommen einen Pegel von satten 116 Dezibel attestiert. Neben dieser physischen Erfahrung ist dieser Bass aber auch ein akustisches Erlebnis: Bei aller Tiefe, bei allem Schalldruck und dem daraus resultierenden Schub erscheinen diese Basstöne zugleich federleicht und flink. Die geballte Woofer-Armada des Arrays und die satte, reservenreiche Power der sie antreibenden Verstärker bewirken eine grandiose Mühelosigkeit. Der Bass ist dadurch impulstreu und präzise. Hinzu kommt eine völlige Freiheit von Kompressionseffekten. Dies befördert die Behendigkeit und trägt zudem zu der Klarheit und Sauberkeit dieses Basses bei. Wow! Nun setzt Samantha Gongol ein: Mit ihrer reinen, schlanken, attraktiven Stimme steht sie direkt vor uns – und zieht uns in ihren Bann.
Immersiven Darstellungskraft
Samantha Gongol zieht dafür alle Register der Vokalkunst: Sie lässt ihre Stimme mal lasziv reiben, mal einschmeichelnd sanft säuseln, mal haucht sie die Worte, mal verziert die Phrasen-Enden mit einem gefühlvollen Vibrato – und stets hören wir ihre mal zarten, mal deutlichen Atmer. Gongols betörende Wirkung verdankt sich aber ebenso der herausragend realistischen Wiedergabe: Die Körperhaftigkeit und die Präsenz, mit der das 2.1-System uns die Sängerin abbildet ist, sind famos. Neben Bass und Stimme bietet der minimalistische Song Handclaps, Beats und diverse Percussion-Sounds, die dem Song einen immensen Groove geben. Dazu streut Gongol Duo-Partner Jeremy Lloyd verschiedenste Samples ein, die mit superbem Hall unterlegt sind und uns schwerelos umschwirren und einhüllen. Bereits hier bekommen wir eine Kostprobe von der immersiven Darstellungskraft des GGNTKT-Systems. Diese natürlich-reale, plastisch-dreidimensionale Wiedergabe erleben wir auch mit verschiedensten weiteren Musiken – sei es Gitarrenblues von Hans Theessink, sei es der atmosphärisch-intensive Klavier/Bass/Schlagzeug-Jazz des Bobo Stenson-Trios.
Mitten in der Berliner Philharmonie
Nun wollen wir natürlich wissen, wie die GGNTKT-Wiedergabe im 7.1.4-Setup gelingt. Dafür wählen wir die Dolby Atmos-Spur des „Berlin Concert“ von John Williams und den Berliner Philharmonikern – und hier das „Theme From Jurassic Park“. Diese Wiedergabe ist schlicht grandios und absolut faszinierend: Das Orchester hat eine herrliche Breite und Tiefe, wir erleben eine fantastische Durchhörbarkeit dieses Klangkörpers, können die verschiedenen Streicher- Bläser- und Perkussion-Gruppen und sogar einzelne Instrumente aus dem Musikerverbund heraushören. Dieser Eindruck, den Musikern beim Spielen auf die Finger gucken zu können, wird durch die Video-Unterstützung zum audiovisuellen Genuss. Vor allem haben wir das Gefühl, Teil dieses großartigen Konzerts zu sein, weil wir mitten in der Berliner Philharmonie sitzen. Die Mehrkanal-Wiedergabe intensiviert diese Immersivität, mit wir in das Konzertgeschehen einhüllt werden und eintauchen können, ebenso die Plastizität der Instrumente und die Imaginationskraft der räumlichen Abbildung. Hier erleben wir ein deutlich höheres audiophiles Level als mit der Zweikanal-Wiedergabe.
Unendliche Weiten
Auf den Stereo-Mix schalten wir zwischenzeitlich nämlich zum Vergleich um – und der Unterschied ist frappierend: Im Mehrkanal-Modus erfahren wir, abgesehen von der seitlich einhüllenden Wiedergabe, auch eine viel höheren Raumhöhe der Berliner Philharmonie. Die Darstellung wirkt hier umso offener, umso weiträumiger – und umso natürlicher und realer. Dies fällt etwa bei Instrumenten wie Triangel und Tamburin auf, deren Klang sich bis in luftige Höhen ausbreitet, womit die Wiedergabe in allen Dimensionen die realen Begrenzungen des GGNTKT-Referenzkinos mühelos auflöst. Ein regelrechtes Heimspiel für das Beschallungssystem ist nun das Album „Resonance“ von Boris Blank: Es ist als 3D-Audio-Produktion konzipiert und realisiert worden, und so verlieren wir uns mit Genuss in den unendlichen weiten des Blankschen Klangkosmos, in dem uns Soundschwaden umwabern, Stimmen-, Instrumenten- und Geräusch-Samples umschwirren und Synthesizer-Tiefsttonbässe mit sauber-akkuratester Wucht auf uns einwirken. Blanks perfekte Produktion finden in dieser audiophilen Mehrkanal-Wiedergabe ihre immersive Perfektion.
Horror in Vollendung
Diese herausragende Wiedergabequalität möchten wir natürlich auch cineastisch auskosten. Da kommt uns „Es“ in der 2017er-Neuverfilmung gerade recht. Wir wählen die „Beep Beep Richie“-Szene, in der Richie und die anderen Jugendlichen im verfallenen Haus auf den Clown Pennywise treffen. In der Mehrkanal-Wiedergabe wird der Grusel-Genuss nun potenziert: Die fiesen, uns von allen Seiten verstörenden Geräusche wie das umherwandernde Britzeln der defekten Stromleitung, das mal von hier, mal von da kommende Gelächter des Clowns, das Knarzen von Tür- und Bodendielen, die dumpf-dunklen Herzrhythmus-Schläge, die unheilvollen Streicher-Disharmonien, das tieffrequente böse Basston-Geraune, dazu die realistische Soundatmosphäre, die uns in die Räume dieses Horror-Hauses versetzt – das alles zeigt bei uns die gewollte umbehagliche Wirkung in eindrucksvoller Intensität. Höhepunkt ist dann der Schockeffekt, als Pennywise unverhofft aus einer verschlossenen Truhe herausspringt, ach was, quasi herausexplodiert: Der visuelle Horror wird durch die explosive Dynamik und die brachiale Soundgewalt der Soundtrack-Wiedergabe zum ultimativen Schreckmoment mit Herzattacken-Gefahr.
Fazit
Das GGNTKT-Referenzkino im Fairland-Studio zeigt, wie realistisch-natürlich eine Sound-Reproduktion und wie immersiv das damit erreichte Klangerlebnis sein kann. Die Basis hierfür ist das Model S1: Es übernimmt als pegelstarkes Zwei-Wege-Aktivsystem die Wiedergabe der Front- und Surround-Kanäle. Hier sorgt es dank seines modellierten Abstrahlverhaltens für eine gleichmäßige Schallverteilung im Raum. Dieser Einbau-Lautsprecher ist mit Tiefton- und Subwoofer-Ergänzungen zu einem flexiblen, an den Raum anpassbaren In-Wall Modulsystem ausbaubar – bis hin zu einer audiophilen Mehrkanalbeschallung im 7.1.4-Setup. So erreicht die Wiedergabe eine atemberaubende Immersivität, eine herausragende Räumlichkeit und großartige Plastizität mit einem zugleich mächtigen-schubstarken wie mühelos-leichten Bass, der bis 20 Hertz hinab linear ist. Durch diese einhüllende Darstellung mit höchstgradiger Imaginationskraft, absoluter Stimmigkeit und Selbstverständlichkeit gelingt dem GGNTKT-System im Audio-Betrieb wie im Home Cinema-Modus eine maximal beeindruckende und begeisternde Performance. Ein echtes Highlight!
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Carina Burau
Technische Daten
Modell: | GGNTKT Model S1 |
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Gerätekategorie: | In-Wall/On-Wall-Lautsprecher, aktiv (im Paket mit externer Soundprozessor/Verstärker-Einheit) |
Preise: | - Model S1: 1.975,00 / Stück - Controller DSPVE 4×560 (vierkanalige DSP-Verstärkereinheit für 2 x Model S1): 2.190,00 € - Controller DSPVE 6×840 (sechskanalige DSP-Verstärkereinheit für 2 x Model S1 + 1 x Model SX): 2.490,00 € |
Garantie: | - 2 Jahre - bei Registrierung: 3 Jahre |
Ausführungen: | - Standard: anthrazit (geölt) - gegen Aufpreis: Lackierung in Weiß oder Schwarz (seidenmatt oder matt) |
Vertrieb: | Roland Schäfer Elektroakustik und Audiotechnik, Meckenheim Tel.: 02225 / 99 89 689 https://ggntkt.de |
Abmessungen (H x B x T): | 339 x 339 x 96 mm |
Gewicht: | 11,3 kg / Stück |
Prinzip: | 2 Wege, geschlossen, aktiv |
Hochtöner: | 1 x 175 mm AMT Flächenhochtöner |
Mitteltieftöner: | 1 x 155 mm Konus (faserverstärkte Papiermembran) |
Frequenzgang: | nominal (-6 dB): 110 Hz - 20 kHz nutzbarer Bereich (-10 dB): 92 Hz - 20 kHz (Herstellerangabe) |
Übergangsfrequenz: | 1.000 Hz (Herstellerangabe) |
Abstrahlverhalten: | - horizontal (-6 dB): 180° konstant (CD) - vertikal (-6 dB, >2 kHz) 75° - vertikal (-6 dB, > 10 kHz) 10° (Herstellerangabe) |
Schalldruckpegel (max.): | - Sinussignal @3 % THD, @1 m, Halbraum (100 Hz – 10 kHz): 119 dB SPL - IEC 60268-5 Rauschen: 121 dB(C) SPL (Herstellerangabe) |
Klirrfaktor (90 dB @1 m): | - 100 - 300 Hz: < 3 % - 300 – 1.000 Hz: < 0,3 % - > 1.000 Hz: < 0,5 % (Herstellerangabe) |
Verstärker (Class D): | - Leistung bei Volllast aller Kanäle (definierte Limiter): 200 W (HF) + 280 W (LF) - max. Gesamtleistung (1 % THD): 560 W - Klirrfaktor (THD+N 1 kHz @1 W): 0,003 % Dynamikbereich: 119 dB(A) (Herstellerangabe) |
DSP, Frequenzweiche: | - digitale Signalverarbeitung: 24-Bit Delta-Sigma AD/DA Wandler @112 / 128 dB(A) SNR - zuspielbare Formate: 16-24 Bit / 32-96 kHz - Signallaufzeit (DSP group delay): 7,6 ms - Trennfrequenzen (akustisch): 1000 Hz @LR72, phasenlinear 100 Hz - 20 kHz via FIR |
Empfohlener Hörabstand: | 1-5 m |
Ergänzende Module: | Model SX: Basserweiterung für Model S1 - Abmessungen (HBT): 339 x 595 x 96mm - Treiber: 1x 255 mm Tieftöner in geschlossenem Gehäuse - untere Grenzfrequenz: 35 Hz ( -6 dB), 28 Hz (-10 dB) - Preis: 975,00 / Stück Model SXBA: Subwoofer - Einzelmodul zum Bau eines Bass-Arrays (SBA/DBA) - Abmessungen (HBT): 595 x 595 x 96mm - Treiber: 1x 255 mm Tieftöner in geschlossenem Gehäuse - Preis: 1.275,00 / Stück |
Pros und Contras: | + atemberaubend immersives Klangerlebnis + exzellente Räumlichkeit und Plastizität + natürlich-realistische Abbildung + hochgradige Transparenz und Reinheit + herausragende Auflösung und Detailwiedergabe + exzellente Dynamik + ermöglicht sehr hohe Schallpegel + optimierte Abstrahlung für homogene Beschallung aller Plätze ohne Pegelverlust + modulares System, mit SX- und SXBA-Erweiterung flexibel anpassbar auf kleine bis mittlere Räume + mit SX- und SXBA-Erweiterung: machtvoller, schubstarker Bass |
Benotung: | |
Gesamtnote: | Highlight |