Home » Tests » Canton Smart Vento 3 – Ganz viel HiFi auf kleinem Raum
30. Juni 2019
von Martin Sowa
Redakteur
Modernes HiFi steht vor allem für digitale Mediatheken und kompakte Musiksysteme. Das endet allerdings auch häufig in vermeintlich trendigen Lautsprechern, denen jeglicher Charme „echter“ Schallwandler abgeht. Da ist es gut, wenn sich auch ein traditionsbewusstes Familienunternehmen wie Canton den neuen Wegen des Musikhörens nicht verschließt und diesem neuen Zeitalter in der Entwicklungsarbeit Rechnung trägt. Das Ergebnis sind aktive Lautsprecher wie die Smart Vento 3, die eigentlich ein vollwertiges HiFi-System verkörpern.
Die Vento-Serie der Zukunft
Zu einer klassischen HiFi-Kette gehört neben Lautsprechern und einer Endstufe auch mindestens ein Zuspieler, etwa für die Schallplatte oder die CD. In der Streaming-Ära sind komplexe Wiedergabesysteme allerdings wesentlich übersichtlicher – manchen Zeitgenossen genügt ja schon ein Smartphone samt Kopfhörer. Zuhause gehört zum HiFi-Feeling insbesondere für traditionsbewusste Musikfreunde allerdings auch eine gewisse Atmosphäre, die den futuristisch angehauchten Aktiv-Lautsprechern moderner Bauart meistens abgeht. Dabei schließen sich der Bedienkomfort moderner HiFi-Möglichkeiten und der elegante Look klassischer Schallwandler ja nicht zwingend aus. Canton beweist das in eindrucksvoller Art und Weise mit den beiden „Smart“-Modellen seiner Vento-Serie.
Die Produktreihe an sich gibt es bekanntlich schon länger im Portfolio der Hessen. Im vergangenen Jahr wurde sie allerdings grundlegend überarbeitet und verfügt seit dem Frühjahr 2019 über zwei (zugleich zur „Smart Wireless“-Sparte gehörenden) Aktivlautsprecher-Paare. Zu dieser Sorte gehört auch das Duo Smart Vento 3, das uns nun zum Test besuchte. Die großen Geschwister in Gestalt der Standbox Smart Vento 9 haben uns bereits vorab beehrt und auch diverse passive Verwandte durften wir in der Vergangenheit begrüßen. Stets haben die Canton-Lautsprecher einen hervorragenden Eindruck hinterlassen und die Smart-Modelle übertreffen die Erwartungen sogar noch.
Schließlich behalten sie nicht nur sämtliche Vorzüge der Vento-Familie bei, sondern ergänzen sie um zusätzliche Möglichkeiten, die modernes HiFi mit sich bringt. Integrierte Verstärker mit umfangreicher Klanganpassung, kabellosen Zuspielmöglichkeiten und einer hochauflösenden Signalverarbeitung sorgen für High-End-Klang und hohen Bedienkomfort. Keine Frage, dass wir nach der beeindruckenden Darbietung der großen Smart Vento 9 die Gelegenheit nutzen, auch die kompakte Variante auf den Testparcours zu schicken. Was uns dabei direkt auffällt: Optisch stehen sie den großen Geschwistern schon mal in nichts nach.
Klassisch elegant und doch topmodern
Canton setzt beim Design seiner Lautsprecher grundsätzlich auf eher unaufgeregte, aber sehr elegante und vor allem perfekt verarbeitete Gehäuse. So auch bei den modernen Modellen der Smart-Reihe. Das hochglänzende Lackkleid ist selbstverständlich völlig makellos. Die für die Vento-Serie charakteristischen Diamond-Cut Aluminiumringe setzen auch in den smarten Versionen edle Akzente. Die Farbpalette umfasst die beiden üblichen Varianten, nämlich das klassische Schwarz und wohnraumtaugliches Weiß. Die jeweils mitgelieferten Frontblenden sind in beiden Fällen mit feinmaschigem, schwarzem Stoff bezogen. Wie immer werden die Abdeckungen magnetisch befestigt, was den Smart Vento 3 wunderschöne Schallwände ohne sichtbare Schrauben beschert.
Das gilt auch für jeweils zwei Chassis, die bündig in der Schallwand versenkt sind. Hier sorgt vor allem der Mitteltieftöner mit seiner silbrig schimmernden Titanium-Membran und der schwarzen Wave-Sicke für einen ansehnlichen Kontrast. Der wird nur noch durch das darunter liegende Display getoppt. Hier gibt zunächst eine kleine LED dauerhaft Aufschluss über den Betriebszustand. Direkt daneben lassen sich in großen blauen Lettern beziehungsweise Ziffern Informationen über die Einstellungen oder die Quellen der Aktivboxen ablesen. Davon gibt es auch eine ganze Menge, weshalb sich der Blick in die Bedienungsanleitung lohnt (auch online als PDF verfügbar), um die maximal dreistelligen Menüeinträge zuordnen zu können.
Mit 22 Zentimetern Breite und der Tiefe von 30 Zentimetern nimmt die Smart Vento 3 nicht wesentlich mehr Platz ein als eine durchschnittliche Regalbox. Die Höhe von 40 Zentimetern liegt allerdings über dem üblichen Mittel. Das ist dem wie erwähnt umfangreichen Innenleben der Aktivlautsprecher geschuldet. Deren Gehäuse muss logischerweise deutlich mehr Ausstattung beherbergen, als es beim passiven Typ der Fall ist. So kommt auch das Gewicht von rund neun Kilogramm zustande. Die Lautsprecher aus Cantons Smart-Reihe sind nun mal komplexe HiFi-Systeme und nicht bloß simple Schallwandler.
Sehr viele Freiheiten, kaum Verpflichtungen
Die zusätzlichen Zentimeter in der Höhe beansprucht in erster Linie die Elektronik der Smart Vento 3. Hier spielt in jeder Box ein 350-Watt-Verstärker eine prominente Rolle. Anders als bei herkömmlichen Master/Slave-Kombinationen werden die Canton-Boxen nämlich nicht zwingend per Kabel miteinander verbunden (was natürlich trotzdem möglich ist), sondern kommunizieren standardmäßig per Funk miteinander. So lassen sich bei Bedarf sogar mehrere Vento-Modelle kombinieren, beispielsweise jeweils zwei Smart Vento 3 und zwei Smart Vento 9 als 4.0-Heimkino-System.
In diesem Szenario übernehmen die beiden Standlautsprecher auch den Center – eine praktische Lösung, wenn man auf ein Lowboard samt darauf platzierter Box verzichten möchte/muss.
Ein weiterer Vorteil der Funkverbindung: So muss auch die kabellose Variante keine Störungen zum Beispiel vom WLAN befürchten. Ein großer Vorteil, da die Smart Vento 3 somit lediglich zwei Stromanschlüsse (sprich: Steckdosen) benötigen. Passend dazu kann ihnen auch Musik kabellos via Bluetooth 3.0 mit aptX-Codec zugespielt werden.
Darüber hinaus ist die Masterbox allerdings auch mit diversen Anschlüssen bestückt. Neben je einem analogen Stereo-Cinch- und einem XLR-Eingang steht vor allem die digitale Sektion im Mittelpunkt. Darüber empfängt die Smart Vento 3 PCM-Signale in HiRes-Qualität mit bis zu 96 kHz/24 Bit. Konkret stehen hier jeweils ein koaxialer und ein optischer Digitaleingang zur Verfügung. Zusätzlich steht eine USB-B-Schnittstelle zur Anbindung an den Computer bereit, die übrigens auch den Unterschied zur Slave-Box deutlich macht.
Die eingehenden Signale passieren je nach Schnittstelle den integrierten Digital-Analog-Wandler und können per Klangregelung noch an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Über die Frequenzweiche werden sie laut Herstellerangabe bei 3.000 Hertz gesplittet und anschließend an den Mitteltief- und den Hochtöner weitergereicht. Der gesamte Frequenzbereich umfasst 25 bis 30.000 Hertz. Den unteren Part übernimmt die von einem rückseitigen Bassreflexport unterstützte, 18 Zentimeter große Titanium-Membran. Sie soll dank ihrer sehr leichten und hochfesten Beschaffenheit besonders saubere und unverzerrte Bässe reproduzieren. Im oberen Frequenzabschnitt wird sie von einem 2,5 Zentimeter messenden Hochtöner mit Keramikkalotte ergänzt, die als sehr linear und präzise gilt. Ein Wave-Guide sorgt für eine zusätzlich optimierte Schallabstrahlung.
Nutzerfreundlich mit Potenzial für Profis
Um diese Qualitäten genießen zu können, verspricht Canton eine sehr komfortable Inbetriebnahme. Tatsächlich ist nicht mehr zu tun, als die beiden Lautsprecher anzuschließen und einzuschalten. Die Kopplung untereinander erfolgt automatisch und nach wenigen Sekunden kann es schon losgehen. In den ersten 15 bis 20 Stunden sollte man den Smart Vento 3 allerdings noch ein wenig Entspannung gönnen und während der üblichen Einspielzeit auf allzu hohe Pegel verzichten. Gegebenenfalls kann man die Zeit auch nutzen, um die vielfältigen Möglichkeiten der Klanganpassung auszuloten, die zum Standardprogramm der Smart Ventos gehören. So können zum Beispiel die individuelle Lautstärke, die Distanz zum Hörplatz oder – beim Einsatz am Fernseher – die Lippen-Synchronität des TV-Tons feinjustiert werden. Dafür liegt der Master-Box eine handliche Fernbedienung bei. In Verbindung mit der umfangreichen Bedienungsanleitung ermöglicht diese eine komfortable Steuerung. So müssen auch Laien das große Angebot der Klanganpassung der Smart Vento 3 nicht fürchten.
Optisch wie klanglich sauber konturiert
In den meisten Fällen dürften die Smart Vento 3 diese Form der Hilfestellung allerdings gar nicht nötig haben. Im Hörtest haben wir zunächst auch auf jede Form der Anpassung verzichtet und das Stereo-Set im Werkszustand aufspielen lassen. Lediglich die Ausrichtung auf den Hörplatz nehmen wir vor und werden auf prompt mit der plastischen Wiedergabe belohnt, die den Kollegen schon im Test der Standbox Smart Vento 9 beeindruckt hat. Dieses Mal beginnen wir den Probelauf mit „Land Of Confusion“ von Genesis. Der 1986 veröffentlichte Titel hat schließlich auch heute noch seine inhaltliche Berechtigung und passt noch dazu klanglich ganz hervorragend zu den aktiven Smart Vento 3.
Der pulsierende Tiefton sorgt mit den sauber konturierten Bass-Riffs für eine sehr lebendige Grundstimmung und bewahrt jedes noch so kleine Detail der höheren Frequenzen davor, einfach verschluckt zu werden. Stattdessen präsentieren die Cantons sowohl eine feine und klare Stimmwiedergabe als auch eine vielschichtiges Instrumentalbild. Bei diesen durch Effekte verwobenen Titeln ist das längst keine Selbstverständlichkeit, wenngleich dem Vento-Pärchen derlei Probleme offenkundig völlig fremd sind. Die Musik flutet förmlich den Raum, ist dabei aber sehr viel mehr als nur die bloße Summe einzelner Klangtropfen.
Auch naturbelassen auf Hochglanz poliert
Die hervorragende Gesangswiedergabe der Smart Vento 3 zeigt sich folgerichtig auch (und besonders) bei „naturbelassenen“ Titeln wie zum Beispiel „Drag My Body“ von Hot Water Music. Chuck Ragans raue Stimme glänzt hier mit einem sehr authentischen Timbre. Die sehr detaillierte und plastische Reproduktion steht einem schwungvollen und sehr kraftvollen Instrumental-Setup jedoch nicht im Wege. Dabei braucht es noch nicht einmal besonders hohe Pegel. Das Canton-Duo muss keine großen Töne spucken, um sein Charisma auszuspielen. Der Bass spielt auch bei moderater Lautstärke schon extrem druckvoll auf und wirkt selbst bei steigendem Pegel stets klar und kontrolliert. Das Schlagzeug erweist sich als sehr knackiger Taktgeber, der die je nach Strophe und Refrain zwischen kristallklaren Melodien und temporeicher Verzerrung wechselnde E-Gitarre sauber in Szene setzt. Dabei bestätigen die Smart Vento 3 auch hier ihre exzellente Staffelung und Räumlichkeit.
Das maximal dreistellige LED-Display gibt großformatig und gut lesbar Auskunft über die Quellen und Menüpunkte.
Wirkungsvolle Presets für optimalen Klang
Insbesondere mit dem Wechsel des „Play Mode“ von „Stereo“ in „Music“ wachsen die Canton-Boxen wortwörtlich über sich hinaus. Der Klang gewinnt sofort an Volumen und Vitalität. Zwar muss man nun leichte Abstriche in Sachen Detailgrad und Präzision in Kauf nehmen, die aber längst nicht so schwer ins Gewicht fallen wie die Atmosphäre insgesamt gewinnt. Lediglich der „Movie“-Modus ist nicht unbedingt für die reine Musikwiedergabe gemacht – wie der Name schon sagt, ist diese Option das Mittel der Wahl, wenn man die Smart Vento 3 als Klangupgrade für ein TV-Gerät einsetzt. Die nötigen Reserven für diese Aufgabe bringen die Cantons jedenfalls locker mit.
„The Man“ von The Killers gibt den Smart Vento 3 anschließend endgültig eine hervorragende Gelegenheit zur Demonstration ihrer räumlichen Darstellung. Sänger Brandon Flowers ist exakt im Zentrum des Geschehens zu verorten, seine Mitstreiter gruppieren sich halbkreisförmig neben und hinter ihm. Die Tiefenwirkung gelingt perfekt und auch auf breiter Front gibt es nicht einmal ansatzweise Grund zur Klage. Schließlich beschränken sich die Kompaktlautsprecher längst nicht nur auf den zwischen ihnen liegenden Bereich.
Fazit
Die Smart Vento 3 von Canton verkörpern die perfekte Symbiose aus klassischen und modernen HiFi-Aspekten in einem Wireless-Musiksystem. So relativiert sich auch der nur auf den ersten Blick hohe Preis, der angesichts der Qualität und des Potenzials des Duos schnell in ganz neuem Licht erscheint. Materialwahl und Verarbeitung liegen auf dem für Canton üblichen, sehr hohen Niveau und auch die Ausstattung lässt keine Wünsche offen. Die Inbetriebnahme der eleganten Aktiv-Lautsprecher ist wie die anschließende Bedienung denkbar einfach. Klanglich überzeugen die Smart Vento 3 bereits in Werkseinstellung mit einem kraftvollen, detaillierten Sound, der sich je nach Einsatzort auch noch völlig problemlos perfekt auf individuelle Bedürfnisse anpassen lässt.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: Philipp Thielen
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut - sehr gut
98 of 100
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Technische Daten
Modell: | Canton Smart Vento 3 |
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Gerätekategorie: | Kompaktlautsprecher, aktiv |
Preis: | 2.300 Euro / Set (=Master-/Slave-Paar) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz Hochglanz - Weiß Hochglanz |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (H x B x T): | 400 x 220 x 300 mm |
Gewicht: | 9,1 kg/St. |
Prinzip: | aktiv, 2-Wege, Bassreflex |
Hochtöner: | 1 x 25 mm (Keramik-Kalotte) |
Mitteltieftöner: | 1 x 180 mm (Titanium-Membran) |
Frequenzgang: | 25 – 30.000 Hz (Herstellerangabe) |
Übergangsfrequenz: | 3.000 Hz (Herstellerangabe) |
Leistung: | 350 Watt (Systemleistung der integrierten Verstärker, Herstellerangabe) |
Eingänge: | - 1 x Digital (optisch, TOSLink) - 1 x Digital (Coax) - 1 x USB-B (Master-Box) - 1 x Bluetooth 3.0 (mit apt-X Decoder) - 1 x Analog (Cinch) - 1 x XLR |
Ausgänge: | 1 x Digital (Coax) |
Dekoder: | - Dolby Audio - DTS |
Maximale Samplingrate/Auflösung: | PCM 96 kHz/24 Bit |
Lieferumfang: | - 1 x Smart Vento 3 (Master) - 1 x Smart Vento 3 (Slave) - Fernbedienung - Netzkabel - optisches digitales Audiokabel (3 m) - koaxiales digitales Audiokabel (3 m) - analoges Stereo Audiokabel (3 m) - Bedienungsanleitung |
Pro und Kontra: | + makellose Verarbeitung + hervorragender Klang + integrierter Verstärker + integrierter DAC + USB-Wiedergabe von PC & Co + Equalizer mit drei Klang-Presets + LED-Display + übersichtliche Fernbedienung + kabellose Übertragung zwischen den Lautsprechern - kein WLAN |
Benotung: | |
Klang (60%): | 98/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 98/100 |
Gesamtnote: | 98/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | gut - sehr gut |