Home » Tests » Hands on: Thorens TD 402DD und TD 1601
7. Juni 2019von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerThorens gehört zweifellos zu den legendärsten Marken in der Audio-Welt. Da ist es für uns eine besondere Ehre, wenn Thorens-CEO Gunter Kürten die Redaktion persönlich besucht, um zwei ganz besondere Neuheiten vorzustellen.
Für Thorens bricht 2019 fast schon so etwas wie ein neues Zeitalter an. Nur ein Jahr nach der Firmenübernahme durch Gunter Kürten fließt auch produkttechnisch wieder frisches Blut durch die Adern der renommierten Marke. Nicht weniger als sechs Plattenspieler-Neuheiten kündigte das in Bergisch Gladbach ansässige Unternehmen vor wenigen Wochen für 2019 auf der High End in München an. Im Mittelpunkt standen dort zwei besondere Modelle: Der direktbetriebene TD 124DD, direkter Nachfolger des legendären TD 124 und das Tonbandgerät TM 1600. Zwei Geräte, die neugierig machen. Zwar tragen beide Vinylplayer ganz eindeutig die DNA der Marke, ohne den Enthusiasmus von Gunter Kürten hätten beide aber vermutlich niemals realisiert werden können. Das macht sich im Besonderen am Beispiel des TD 124DD bemerkbar: Da die benötigten Gussvorlagen des TD 124 nicht mehr aufzutreiben waren, erstand der neue CEO beispielsweise ein sehr gut erhaltenes Originalmodell, um die wichtigsten Bauteile nachbauen und um moderne Features erweitern zu lassen. Und das ist nur ein kleiner Teil der Geschichte um den neuen 124er.
Da geht aber noch mehr
Auch wenn sich in München alles in der Hauptsache um das Tonbandgerät TM 1600 und den Nachfolger des eben kurz beschriebenen TD 124 drehte, gab es noch ein paar weitere interessante Highlights am Thorens-Stand zu entdecken: Gemeint sich hier in erster Linie die Modelle TD 1601 und den TD 402DD, über die wir im Vorfeld der Messe ja bereits berichteten. Entsprechend groß war und Neugier als Gunter Kürten die lite-Redaktion mit Vorserien-Versionen beider Modelle im Gepäck besuchte.
TD 1601, der Sub-Chassis-Player
Optisch ist die Familienherkunft sofort erkennbar. Und auch die Produktbezeichnung lässt zweifellos sofort vermuten, dass es sich beim TD 1601 um eine Anlehnung an den begehrten TD 160 handelt. Der wiederum nimmt die Bauart eines der ersten Sub-Chassis-Players der Welt, des TD 150, auf. Im TD 1601 wurde das Prinzip jetzt allerdings noch einmal auf die Spitze getrieben. Er ist ein auf drei massiven Federn gelagerter Sub-Chassis-Plattenspieler im typischen Thorens-Design. Die drei Kegelfedern des Subchassis hängen hier übrigens nicht am Top Board, sondern stehen auf dem Gehäuseboden. Technisch setzt der ab September 2019 verfügbare Vinyldreher zudem auf weitere neue Entwicklungserkenntnisse. Dabei liegt der Teufel im Detail: Beispielsweise verhindert ein gespanntes Metallseil zwischen Tonarm-Basis und Teller, dass der Teller Richtung Motor gezogen wird und zu taumeln beginnt. Ein unter der massiven Platte platzierter Sub-Teller sorgt für den sicheren Antrieb, während ein elektrischer Lift und die berührungslose Endabschaltung erhöhten Komfort bietet.
Wer es puristischer mag und auf den elektrischen Lift und die Endabschaltung verzichten kann, wählt das ansonsten identische Modell TD 1600.
Die kleinen Details
Ein kleines aber wichtiges Detail in beiden Varianten stellt die leicht mattierte und werkzeuglos demontierbare Haube dar. Sanft in der Bewegung, lässt sie sich bei Bedarf in nahezu jeder erdenklichen Stellung stoppen. Gute Nachrichten also für Vinylfreunde, die ihren Plattenspieler im Rack oder Audiomöbel aufstellen und bisher aus Furcht vor dem Herabfallen auf eine schützende Haube verzichteten. In Sachen Materialqualität und Verarbeitung spielen der TD 1600 (um 2.500 Euro) und TD 1601 (um 3.000 Euro) ebenfalls auf allerhöchstem Niveau. Perfekte Spaltmaße, bündig eingelassene Knöpfe, die wirklich gut gemachte Staubschutzhaube, die massiven und absorbierenden Füsse, sowie die zuverlässige Endabschaltung imponieren. Die wahlweise in hochglanzlackiertem Schwarz oder oder in edel-glänzendem Nussbaum gehaltene Zargen sind tadellos gefertigt. Als wäre das noch nicht genug, spendiert Thorens seinen 1600ern auch noch einen TP 92-Tonarm, für den man allein schon fast 1.000 Euro als Einzelteil zahlen müsste. Erwartungsgemäß kommt der TD 1601 zunächst ohne Tonabnehmer-System zum Kunden. Wie uns Gunter Kürten bestätigte, ist aber auch eine Variante mit (knallrotem) Thorens-System geplant. Weitere Infos sollen hier in absehbarer Zeit folgen. Symmetrische Ausgänge und ein hochwertiges, externes Netzteil runden das Ausstattungspaket ab.
TD 402DD, der Allrounder
Beim zweiten Highlight, das wir in der Redaktion begutachten durften, handelt es sich um den TD 402DD. Auch hier gibt die Modellbezeichnung bereits Aufschluss über die Art dieses Vinyldrehers. DD steht für Direct Drive, es handelt sich also um einen direktbetriebenen Plattenspieler. Ein typisches Masselaufwerk, könnte man meinen? Typisch? Mitnichten, auch für dieses Modell hat sich das Thorens-Entwickler-Team ein paar pfiffige Features ausgedacht. Zunächst einmal funktioniert der Antrieb nicht nach DJ-Prinzip. Es handelt sich ja auch nicht um einen Player für den Einsatz in der Disco – auch wenn er hier theoretisch genutzt werden kann – sondern um ein sehr hochwertiges HiFi-Produkt. Der Teller fährt hier nicht superschnell, sondern sauber und akkurat auf Soll-Geschwindigkeit. Aber keine Angst, bis es losgehen kann, dauert es nicht lang. Wir sprechen hier über gefühlte zwei bis drei Sekunden!
Alles dabei
Der TD 402DD kommt sofort spielfertig mit vorinstalliertem Tonabnehmer AT VM95 E aus dem Hause Audio-Technica zum Kunden. Der Clou hier: Beim TA VM95 E handelt es sich um ein aufrüstbares Nadelsystem. Bedeutet: Wünscht man sich eine bessere Nadel oder einen anderen Schliff, lässt sich nur der Nadelaufsatz tauschen. Die Basis des Systems muss nicht teuer nachgekauft werden. Besagtes MM-Nadelsystem sitzt wiederum auf einem Wechselheadshell mit Bajonett-Verschluss. Wird das Nadelsystem vielleicht doch irgendwann mal getauscht, muss man also nicht mühselig am Tonarm herumschrauben, sondern entfernt einfach das Wechselheadshell und montiert den neuen Tonabnehmer ganz bequem auf.
Apropos Tonarm: In diesem Player setzt Thorens auf einen hochwertigen Karbonarm mit der Modellbezeichnung TP 72. Damit man mit dem TD 402DD auch tatsächlich sofort loslegen kann, ist er gleich noch mit einem integrierten MM-Phono-Vorverstärker ausgestattet. Bedeutet: Es werden tatsächlich keinerlei Extras benötigt, um den Plattenspieler an nahezu jedem Stereo- oder Mehrkanalverstärker zu betreiben. Wer bereits einen hochwertigen Phono-Pre-Amp besitzt, kann den integrierten Verstärker (über den rückseitig platzierten Kippschalter) aber auch deaktivieren und seine externe Lösung verwenden.
Zuverlässigkeit und Verarbeitung
Wie im TD 1601 wird das Thema Komfort auch im „kleineren Modell“ groß geschrieben. Aus diesem Grund kommt auch der TD 402DD mit einer automatischen Endabschaltung. Von ihrer Zuverlässigkeit dieser Automation konnten wir uns in der Redaktion selbst überzeugen. Der Motor wurde tatsächlich sofort abgeschaltet, nachdem die Nadel das Ende der Plattenrille erreicht hatte. Ein weiteres Highlight ist die sogenannte Auto-Start-Schaltung: Ist sie aktiviert, wird der Motor erst beim Herüberschwenken des Tonarms gestartet.
In der Disziplin „Verarbeitung“ ist der Thorens dann ebenfalls ganz vorn mit dabei. Wie der TD 1601 kommt auch er im typischen Thorens-Design. Pflichtbewusst setzt die Traditionsmarke auch hier auf eine massive, richtig gut gearbeitete Holzzarge. Unebenheiten in den Spaltmassen oder unsaubere Übergänge sucht das kritische Auge hier vergebens. Stattdessen findet man eine hochglänzende Oberfläche, die wahlweise auf Tiefschwarz oder eleganter Nussbaumholz-Optik basiert.
Ansprechendes Design
Dazu passend platziert Thorens seine im klassischen Design gehaltenen Schalter nicht auf oder in die Zarge, sondern direkt auf die Deckplatte. Sie besteht übrigens aus gebürstetem Aluminium und stellt einen sehr hübschen und passenden Kontrast zur Zarge und Haube dar. Direkt darüber scheint der Plattenteller zu schweben. Wie im bereits von uns getesteten TD 202 setzt Thorens auch hier auf einen auf den ersten Blick einfachen Ring, der innenseitig aufgesetzt ist und Eigenresonanzen des Tellers auf ein Minimum reduzieren soll. Auch die Bodenankopplung passt technisch wie optisch: Der TD 402DD steht auf sehr schön gestalteten und effektiv absorbierenden Füßen, die wahlweise in schwarzer oder silberfarbener Ausführung erhältlich sein sollen.