Home » Tests » Plattenspieler Technics SL-1200G – High End-Comeback des Klassikers
21. Oktober 2022
von Volker Frech
RedakteurDie Rückkehr des Klassikers: Technics präsentiert seinen beliebten SL-1200, der insbesondere bei der DJ-Fraktion Kult-Status besitzt, aktuell in der G-Version: Diese Edel-Edition mit Vierschicht-Chassis, Magnesium-Tonarm und Spezial-Antrieb hebt das Spitzenlaufwerk in High End-Regionen – und zeigt, dass der Direktantriebler SL-1200G auch für audiophile Vinylisten ein Laufwerk-Leckerbissen ist.

Der Technics SL-1200G ist ein bildschönes, elegantes Edel-Laufwerk. Hier ist es in silberner Ausführung mit gebürstetem Aluminium-Oberdeck zu sehen. Alternativ gibt es diesen Plattenspieler in Schwarz, dann heißt er SL-1210G.
Das ist wahre Liebe: 27.000 Unterstützer baten anno 2015 in einer Petition, dass Technics die Produktion der eingestellten SL-1200-Serie wieder aufnehmen möge. Ein Jahr später erfolgte die Wiederbelebung der legendären Reihe: Anlässliche des 50-jährigen Bestehens präsentierte Technics mit dem Grand Class SL-1200GAE ein Jubiläums-Modell, das allerdings auf 1.200 Exemplare limitiert und binnen 30 Minuten ausverkauft war. Der parallel angekündigte SL-1200G sollte ursprünglich die einfacher ausgestattete Version werden. Doch nach dem Überraschungs-Erfolg des GAE verschob Technics diesen Plan, um allen leer ausgegangenen Fans einen nahezu ebenbürtigen Plattenspieler anbieten zu können. So ist der SL-1200G aus der Gran Class-Reihe ein Spitzenlaufwerk geworden, das zwar die geliebten DJ-Features bietet, für den Club-Einsatz aber eigentlich zu edel ist. Welchen Aufwand Technics hier betrieben hat und welche Ausstattungs-Vielfalt dieser Plattenspieler bietet, schauen wir uns nun an.

Zum üppigen Ausstattungsportfolio gehört auch die Abdeckhaube. Ihre kugelförmige Auswölbung über der Tonarmbasis ist seit eh und je ein Design-Feature dieses Klassikers.
Technics-Trademarks
Natürlich fallen bei diesem Laufwerk sofort die Technics-Trademarks auf, die bei einem 1200er schlicht Pflicht sind. Das fängt bereits bei der links vorne positionierten großflächigen Start/Stopp-Taste an. Daneben sitzen traditionell die kleineren beleuchteten Auswahl-Tasten für die Geschwindigkeiten 33⅓ und 45 Umdrehungen pro Minute. Beim gleichzeitigen Betätigen beider Tasten fährt der Motor auf 78 UpM hoch. Direkt benachbart sitzt der Ein/Aus-Drehschalter, unter dem die blaue Stroboskop-Lampe sitzt. Zusammen mit den vier Spiegelreihen am Teller gibt sie exakte Auskunft über aktuelle Drehzahl. Die Spiegelreihen stehen für eine prozentuale Abweichung von der Normalgeschwindigkeit um +6,4, +3,3, 0 und -3,3 Prozent. Hier deutet sich schon an, wie präzise die Gleichlaufstabilität dieses Plattenspielers ist. Die Drehzahlfeineinstellung gelingt wie eh und je über den rechts verorteten „Pitch Adjust“-Schieberegler. Dieser Fader hat eine perfekt definierte Gängigkeit. So erlaubt er eine feine, stufenlose Veränderung der Nenndrehzahl im Rahmen von ±8 Prozent.

Technics-Trademarks: Der große Start/Stop-Taster und die kleinen beleuchteten Geschwindigkeit-Wahltasten gehören ebenso zu einem SL-1200er wie die das Stroboskop mit oberseitigem An/Aus-Drehschalter. Neben 33⅓ UpM und 45UpM kann der Sl-1200G für Schellack-Schätzchen auch auf 78 UpM eingestellt werden.
Top-Tools: Pitch Adjust, Nadelbeleuchtung, Anschluss mit Erdung
Über diesem „Pitch Adjust“-Schieberegler thront eine „x2“-Taste. Mit ihrer Betätigung wird die Änderungsmöglichkeit auf ±16 Prozent verdoppelt. Der Reset-Rastschalter bringt wie eh und je die Geschwindigkeit umgehend wieder auf die Nenndrehzahl. Diese feinen Drehzahl-Features sind, neben dem Direktantrieb, der zweite Grund, warum die Modelle der SL-1200 Lieblings-Laufwerke der DJs sind. Hierzu trägt auch die per Knopfdruck ausfahrbare Nadelbeleuchtung bei. Sie ermöglicht selbst bei schummrigster Raumbeleuchtung das Finden des richtigen Tracks auf der Platte. Auch die rückseitig versenkt eingelassenen Anschlüsse zum Schutz der Stecker tragen dieser Live-Einsatz-Tauglichkeit Rechnung. Zu den vergoldeten Cinch-Buchsen kommt eine Messing-Erdungsklemme. Hier wird das separate mitgelieferte Erdungskabel angeschlossen, mit dem sich Brummschleifen vermeiden lassen. Beim optischen und haptischen Erfahren all dieser Features sehen und spüren wir sofort die ungemein hochwertige Materialqualität und die perfekte Verarbeitung dieses Plattenspielers. Diesen Edel-Eindruck bekräftigt auch die massive, ein Zentimeter starke Deckplatte aus wunderschön gebürstetem Aluminium.

Das für DJs wohl wichtigste Werkzeug: Mit dem Pitch Adjust kann die Drehzahl zur kontinuierlichen um bis zu 16 Prozent erhöht oder gesenkt werden: um ±8 Prozent im normalen Modus, um den doppelten Wert, wenn man die über dem Fader positionierte „x2“-Taste betätigt. Mit dem Reset-Knopf setzt man die Geschwindigkeit umgehend auf die eigentlich eingestellte Nenndrehzahl (33⅓ UpM, 45UpM oder 78 UpM).
Massives Material für maximale Laufruhe
Dieses Alu-Oberdeck bildet den oberen Abschluss einer insgesamt vierschichtigen Chassis-Verbund-Konstruktion: Die silberne Metallplatte thront auf einem schwarzen Chassis aus dickwandigem Alu-Druckguß. Innwandig ist diese Wanne üppig ausgekleidet: einerseits mit schwergewichtigem Kautschuk, andererseits mit einem „Bulk Molding Compound“ (BMC) genannten, aus Glasfaser und verschiedenen Harzen bestehenden, hochsteifen und festen Faser-Matrix-Halbzeug. Dieses Vierschicht-Chassis bürgt für große Vibrationsresistenz. Sie wird durch die aufwändigen, höhenverstellbaren Absorberfüße mit interner Dämpfung unterstützt. Der massive Materialeinsatz schlägt sich im Gewicht nieder: Der so elegant anmutende SL-1200G wiegt nahezu 18 Kilo – fast doppelt soviel wie die einfache MK7-Version dieses Plattenspielers. Zum Gewicht trägt auch der knapp vier Kilo schwere Plattenteller bei. Seine dreilagige Konstruktion besteht aus einem Aluminium-Druckguss-Träger, auf den oberseitig eine Messingscheibe fest verschraubt aufliegt und unterseitig eine Beschichtung aus einer schwingungsdämpfenden Gummimischung appliziert ist. Das sorgt für hohe Massenträgheit und Laufruhe. Sie wird durch eine abschließende hochexakte Feinwuchtung optimiert, was der unterseitige „Balanced“-Aufkleber attestiert.

Der fast vier Kilo schwere, dreilagige Teller trägt mit seiner Massenträgheit zur Laufruhe bei. Davor sehen wir die Nadelbeleuchtung. Sie ist in dunkler Umgebung überaus hilfreich, um den richtigen Track auf der Platte zu finden. Der lichtspendende Zylinder wird mit dem benachbarten kleinen Taster in die Höhe gefahren und aktiviert. Zum Ausschalten drückt man den Zylinder wie einen Taster nach unten. Er rastet schließlich ein und die Beleuchtung wird ausgeschaltet.
Motor-Meisterwerk mit Präzisions-Steuerung
Unter dem Teller sitzt das Herzstück des SL-1200G: der Antrieb. Er besteht zum einen aus dem Motor. Wie immer ist er bei diesem Klassiker als Direktantrieb ausgelegt. Dies ermöglicht im Gegensatz zu riemengetriebenen Plattenspielern jene hohe Beschleunigung, die fürs DJing so essentiell ist. Beim SL-1200G beträgt die Anlaufzeit ultraflotte 0,7 Sekunden! Der Direktantrieb erfordert einen extrem ruhig laufenden Motor, weil seine Rotation unmittelbar auf die Achse übertragen wird. Hierfür besitzt der SL-1200G ein neu entwickeltes Motor-Meisterwerk: Über dem mit neun Spulen bestückten Stator bewegt sich ein Rotor im Zwillingsaufbau ohne Eisenkern. Dies vermeidet die unerwünschten Rastmomente mit Polruckeln und reduziert die Beanspruchung des Motorlagers sowie Mikro-Vibrationen bei der Drehung. Für die Gleichmäßigkeit der Rotation sorgt zudem eine megapräzise, quarzgetaktete Motorsteuerung. Die kontinuierliche Drehzahlsteuerung vollführt ein mikroprozessorgesteuerter Controller mithilfe von speziellen Positionssensoren. So punktet der SL-1200G mit exzellentem Gleichlauf und extrem präziser Regelmöglichkeit. Selbst die Anlaufgeschwindigkeit und die Abbremsgeschwindigkeit sind einstellbar.

Das zentimeterstarke Oberdeck ohne Plattenteller erlaubt einen Blick auf die Rotorwelle, unter welcher der Gleichstrom-Motor für den Direktantrieb samt elektronischer Präzisionssteuerung sitzt. Zudem erkennt man die Einstellmöglichkeiten für die Anlauf- und Abbremsgeschwindigkeit sowie die USB-Port für Updates und eine Schnittstelle für den Service.
Exzellenter Magnesium-Tonarm
Das sichtbare Highlight dieses Plattenspielers ist nun sein Tonarm. Der SL-1200G bietet, wie das limitiert-vergriffene GAE-Schwestermodell, einen Tonarm aus Magnesium. Die preiswerteren Technics-Plattenspieler begnügen sich hier mit Aluminium. Magnesium bietet ein besseres Verhältnis von großer Leichtigkeit und hoher Dämpfungswirkung. Beide Eigenschaften werden durch das Kaltziehen des Materials im Produktionsprozess noch gesteigert. Ansonsten erweist dieser Arm als typisch Technics: Er ist s-förmig geschwungen, mit einem Gegengewicht versehen und dadurch statisch ausbalanciert – und kardanisch gelagert. Durch diese doppelte Aufhängung schneiden sich die vertikale und die horizontale Drehachse des Arm in einem einzigen, zentralen Punkt. Dies ermöglicht eine sehr sensible und taumelfreie Bewegung des Arms. Die Agilität der Aufhängung wird durch hochpräzise Kugellager befördert. Dieser exzellente Arm ist nun in jeder nur erdenklichen Weise einstellbar. Mit einem Haupt- und zwei Zusatz-Gegengewichten bietet er eine große Flexibilität hinsichtlich der einsetzbaren Tonabnehmersysteme. Das Anti-Skating-Drehrad ermöglicht einen Ausgleich der Zugkräfte, die auf die Nadel wirken.

Der Tonarm ist beim SL-1200 traditionell s-förmig, kardanisch gelagert und mit Gegengewicht statisch ausbalanciert. In der edlen G-Version ist dieser Neun-Zoll-Tonarm in Magnesium realisiert. Diese exklusive Ausführung ist ansonsten dem vergriffenen GAE-Jubiläumsmodell und dem Reference Class-Modell SL-1000R vorbehalten – und natürlich dem schwarzen Schwestermodell des SL-1200G, dem SL-1210G.
Leichtes Setup, flotter Systemwechsel
Für einen optimalen Eintauch-Winkel der Nadel zur Platte ist der gesamte Tonarm in seiner Höhe verstellbar. Das geht nach Lösen des Sicherungshebels leicht durch Drehen des großen, gerändelten Rings, der die Basis einfasst. Dadurch wird der gesamte zylindrische Block einfach-geschmeidig gesenkt oder gehoben. So lässt sich bei raumgreifenderen Abtastsystemen die größere Höhe des Korpus ausgleichen. Hier hilft die Skalierung an der Tonarm-Basis. Wer diese Höhe verstellt, muss dann mitunter auch den Tonarm weiter absenken können. Auch das hat Technics bedacht: Konsequenterweise lässt sich die Höhe des Tonarm-Lifts einstellen. Prima! Das Tonarm-Rohr mündet vorderseitig in einem SME-Bajonett-Schraubanschluss. Hier wird die mitgelieferte Kopfplatte einfach eingesteckt und mit der Überwurfmutter arretiert. Dadurch lässt sich in Sekundenschnelle die Headshell austauschen. Das ermöglicht den leichten Wechsel zwischen verschiedenen Systemen bis hin zum Schellack-Abtaster. Mit 78 UpM ist der SL-1200G ja auch für diese alten Schätzchen geeignet. Der Plattenspieler wird ab Werk ohne System geliefert.

Der Tonarm ist, wie immer bei einem 1200er, kardanisch gelagert: Das Tonarmrohr sitzt in einer vertikalen und horizontalen Doppel-Aufhängung. Die Kontaktstellen sind mit Präzisions-Kugellagern realisiert. So ist der Arm zuhöchst bewegungssensibel. Über das Gegengewicht ist er statisch ausbalanciert. Zu dem hier sichtbaren Hauptgewicht mit vorgesetzter Skalierungsscheibe gibt es zwei Zusatzgewichte. So harmoniert der Arm mit verschiedensten Abtastsystemen. Der Lifthebel ermöglicht ein exaktes Heben und Senken des Arms. Die Maximalhöhe des Lifts ist veränderbar. Auch das trägt zur Kompatibilität mit verschieden dimensionierten Tonabnehmersystemen bei.
Aufbau und Einrichtung des SL-1200G
Wir haben zwei Systeme in petto, die bereits unter einer SME-kompatiblen Kopfplatte montiert sind. Als erstes kommt das Transrotor Uccello zum Zuge. Dieses erstklassige MM-System ist schnell in den SL-1200G integriert – auch dank einer pfiffigen mitgelieferten Überhanglehre: Mit ihr entfällt das leidige Einstellen mittels einer auf den Plattenteller aufgelegten Schablone. Stattdessen wird die Headshell samt vormontiertem System in die Aufnahme der L-förmige Lehre gesteckt und das System so in den Führungsschlitzen der Kopfplatte verschoben, dass die Nadel mit dem Längs-Schenkel der Lehre bündig abschließt. Jetzt noch darauf achten, dass das System bei der Draufsicht genau parallel zur Headshell sitzt, Schrauben festziehen – fertig. Das horizontale Ausbalancieren des Tonarms und das anschließende Einstellen der Auflagekraft ist mithilfe der Gegengewichte und dem am Arm davor gesetzten Skalierungsring ebenfalls flott erledigt. Noch schneller geht die Antiskating-Einstellung dank der Skala auf dem Rändel-Rad: Hier wird der gleiche Wert wie bei der Auflagekraft eingestellt.

Mit dem kleinen Antiskating-Rad kompensiert man die Zugkraft, die im Betrieb bei rotierender Platte auf die Nadel wirkt. Dies verhindert Verzerrungen und eine ungleichmäßige Beanspruchung von Nadel und Vinyl. Mit dem darunter sichtbaren großen gerändelten Rad, das die Tonarmbasis umringt, kann man den gesamten Tonarmblock anheben oder absenken. So erreicht man trotz verschieden großer Abtastsystem immer einen idealen Eintauchwinkel der Nadel.
Der Technics SL-1200G in der Praxis
Als Klangkette hinter dem SL-1200G agieren als Phono-Vorverstärker der Lehmannaudio Decade, als Vollverstärker der Hegel 360 und als Lautsprecher die Audio Physic Midex. Wir starten mit George Bensons „Rainy Night in Georgia“. Die Klangkette, den Tonabnehmer und die Musik, die er abtastet, kennen wir gut. Darum wissen wir, was der Plattenspieler hier leistet – und das ist schlicht famos! Die Wiedergabe fällt gleich in den ersten Takten durch etliche Pluspunkte auf: Zum einen erleben wir eine sehr große Gelassenheit, Souveränität und Entspanntheit. Die Musik klingt, als könnte es gar nicht anders sein. Zudem erleben wir eine wunderschöne Klarheit und Transparenz – und damit einen tollen Detailreichtum. Das ist prima, denn bei diesem Stück gibt es eine Menge zu entdecken: Der als Sänger und Gitarrist auftretende Benson hat hier eine üppig besetzte Begleitband im Rücken, die aus einem zweiten Gitarristen, einem Streicher-Ensemble, Keyboards, Orgel, Bass und Schlagzeug besteht.

Vorderseitig mündet der Tonarm in einem SME-Bajonett-Anschluss. Hier wird Kopfplatte samt ihrem darunter montierten System einfach eingeschoben und mit der Überwurfmutter arretiert. Diese pfiffige Lösung ermöglicht ein schnelles Wechseln der kompletten Headshell/Tonabnehmer-Einheit. So braucht nicht jedes Mal das System neu justiert werden. Technics liefert mit dem SL-1200G eine Headshell mit. Hier haben wir jedoch eine unserer eigenen Kopfplatten eingesetzt, da hier schon ein System passend montiert ist. Es handelt sich um das MC-System Goldring Ethos.
Detailreichtum für das Wie-echt-Gefühl
Das ergibt ein instrumentenreiches, dichtes Klangbild. Doch der SL-1200G sorgt dafür, dass alle Feinheiten zu hören sind. Das beginnt natürlich bei Benson, der mit seiner angenehmen, warmen Stimme im Vordergrund steht. Neben der Gesangslinie hören wir die zarten Vibrati bei den leisen, mit Kopfstimme intonierten Passagen, das leichte Aufrauen bei den eindringlicheren Passagen. Es sind solche Nuancen, die für ein Wie-echt-Gefühl sorgen, weil so eben eine authentische Stimme klingt. Doch auch die Instrumente hinter Benson sind samt und sonders mit Leichtigkeit auf der imaginären Bühne zu verorten und zu erleben: Wir hören die cleveren Akkord-Ajoutierungen des Keyboards und das typische Schillern dieses Fender Rhodes. Wir genießen die Melodie-Girlanden der Gitarre, die den Gesang umgarnend und dank der feinen Anschlag-Abstufungen von John „Jubu“ Smith ungemein lebhaft und lebendig klingt. Auch das hinten postierte Schlagzeug hat eine tolle Präsenz: Wir registrieren selbst das sanft gestreichelte Ride-Becken im Anschlag wie im langsamen Ausklang.

Clever: Technics liefert neben der Headshell (sie ist hier ohne montiertes System an den Tonarm angeschraubt) auch eine L-förmige Lehre. Mit ihr ist flott der korrekte Überhang einstellbar: Die Headshell wird in die Lehre gesteckt, anschließend justiert man das unter der Kopfplatte vormontierte System so, dass die Nadelspitze bündig mit dem Schenkel-Ende der Lehre abschließt.
Herausragende Dynamik, mitreißende Frische
Neben dem Detailreichtum beeindruckt uns die herausragende Dynamik: Mit dem SL-1200G kommen John Robinsons Drum-Beats ansatzlos und wie aus dem Nichts – das gilt für die feine Beckenarbeit inclusive der präzisen Hi-Hat, ebenso für die dezent mit Rimclick gespielte, aber trotzdem durchsetzungsstarke Snare, erst recht für die satten Toms oder die trockene und doch vollen Punch bietende Bassdrum: Die Anschläge sind knackig, die Wiedergabe ist frisch– und diese mitreißende Frische macht sich in der gesamten Wiedergabe bemerkbar. Dies liegt auch an der feinen Brillanz, die dem SL-1200G zueigen ist. Durch seine Schwingungs- und Resonanz-Resistenz präsentiert sich dieses Laufwerk agil und straff, hier werden weder der Mitten- noch der Bassbereich angedickt. So ist der Klang hier ungemein neutral und bis runter in den Bass klar und konturiert. Wir erhöhen leicht das Auflagegewicht, so kann bei einem sensiblen Plattenspieler die Basswiedergabe nuanciert kräftigen – und ja, der SL-1200G bildet dies sofort ab.

Durch sein elegantes Design harmoniert der SL-1200G – gerade in der silbernen Ausführung – perfekt mit einem hell-modern eingerichtetem Ambiente.
Straffes, klares Klangbild
Diese Eindrücke bestätigen sich bei verschiedensten Musiken – sei es Klassik in Form des Sommer-Prestos aus den „Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi, sei es Emo-Pop Marke „Still Waters Run Deep“ von Carolin No, sei es Electro, wie ihn Trentemøller mit „The Forest“ zelebriert: Der SL-1200G sorgt für ein offenes, klares, straffes Klangbild, glänzt mit Frische, Agilität und Dynamik, liefert eine überaus stabil-präzise Wiedergabe mit breiter und tiefer Bühne. Bei Trentemøller erleben wir natürlich keine Bühne, sondern einen Kunstraum, in dem die Sounds und Samples, das Knistern und Knarzen von allen Seiten auf uns hereinprasselt, kurz aufpoppt, von links nach rechts oszilliert, während Synthesizer-Sounds als Klangschwaden durch den Raum wabern. Aufgrund der Dynamik und Agilität des SL-1200G ist dieses Sound-Erlebnis besonders eindrucksvoll. Auch die immens tiefreichenden Bass-Frequenzen, mit denen Trentemøller effektvoll spielt, bleiben mit dem straffen SL-1200G satt, laufen aber nie Gefahr, zu wummern – und entfalten so ihre volle Wirkkraft.

Das Chassis besteht aus einer massigen vierschichtigen Konstruktion: Unter dem zentimeterstarken Alu-Oberdeck und in der dickwandigen Alu-Druckguß-Wanne sitzt eine Auskleidung und Ausfüllung mit schwerem Kautschuk und Bulk Molding Compound. Dieses Chassis trägt wesentlich zum Gesamtgewicht von fast 18 Kilo bei und bewirkt eine grße Resistenz gegen Vibrationen. Hierzu tragen auch die Füße bei: Sie sind mit einer schwingungsabsorbierenden Dämpfung versehen. Jeder Füß ist in der Höhe verstellbar. So kann man den Plattenspieler perfekt horizontal nivellieren.
Immenser Zugewinn mit MC-System
Nun wechseln wir das System: Auf einer zweiten Headshell haben wir den MC-Abtaster Goldring Ethos montiert. Schnell ist er am Arm angebracht, diesen balancieren wir nun neu aus und stellen anschließend das richtige Auflagegewicht ein. Unseren Lehmannaudio Decade setzen wir ebenfalls auf die passenden Impedanz- und Kapazitätswerte. Wir starten wieder mit Bensons „Rainy Night in Georgia“ – und erleben einen immensen Zugewinn. Das MC-System liefert noch mehr Details, klingt noch offener, freier, agiler und dynamischer. Gepaart mit den Pluspunkten des SL-1200G verstärken sich die Frische und die pure Spielfreude, die wir bereits zuvor erlebt haben. Die Wiedergabe hat nun eine geradezu traumhafte Selbstverständlichkeit, Leichtigkeit und Entspanntheit. Haben wir vorher schon gemeint, jede Kleinigkeit hören zu können, so entdecken wir nun noch feinere akustische Informationen. So gewinnt die Benson-Einspielung deutlich an Räumlichkeit, weil wir die Rauminformationen des Studios, in dem die Aufnahme stattgefunden hat, deutlicher wahrnehmen können.

Durch die Auswölbung der Haube wird die darunter sitzende Tonarmbasis clever-dezent in Szene gesetzt. Sie erlaubt auch ein Absenken der flachen Haube, wenn der Tonarmlift-Hebel aufgestellt ist.
Immersiver Klangkosmos
Die Instrumente haben nun zudem eine größere Plastizität. Das fällt uns etwa bei Bensons Sologitarre auf. Der Stahl der Metallsaiten, jeder Anschlag und jeder gegriffene Ton ist präsenter, so dass wir die Gitarre und Besons Finger förmlich sehen können. Auch die Streicher haben nun eine größere Eindringlichkeit und Strahlkraft: Waren sie vorher eher ein Geigenteppich, so sind nun die einzelnen Instrument zu hören. Das Anschwellen ihres Tons, gerne in Pop-Songs als herzwärmender Effekt eingesetzt, entfaltet nun eine noch größere Wirkung. Dieses Plus erleben wir auch bei den anderen Musikstücken – bis hin zu Trentemøllers Wald-Vertonung. Der Klangkosmos ist noch immersiver, das Knacken und Knistern noch agiler, die hohe Taktrate an Geräuschen aus verschiedensten Richtungen verdreht uns förmlich den Kopf. Wow! Konstant ist hingegen die klangliche Konturierheit und Straffheit – diese Aufgeräumtheit trägt zur Transparenz der Wiedergabe bei und kommt deshalb einer derart bassstarken, mit den tiefen Frequenzen spielenden Elektro-Track entgegen.

Der Technics SL-1200G ist durch seine versenkten Anschlüsse sehr wandnah aufstellbar. Sp passt er auch auf schmalere Sideboards.
Fazit
Die Rückkehr des Klassikers ist ein Triumphzug: Der Technics SL-1200 bietet in der edlen G-Version in Vollendung alle Features, die diesen Direktantriebler zum wohl meistverkauften Plattenspieler der Welt und zum Liebling aller DJs gemacht haben. Zur schnellen Beschleunigung in 0,7 Sekunden, zum kontinuierlichen Pitch Adjust bis ±16 Prozent, zur Stroboskop-Drehzahlanzeige und zur Nadelbeleuchtung kommt der s-förmige, kardanisch gelagerte, sensibel agierende Top-Tonarm – hier in der exzellent-exklusiven Magnesium-Ausführung. Für Bestwerte in puncto Laufruhe und Gleichlaufstabilität sorgen ein aufwändiges Motor-Meisterwerk mit Präzisions-Steuerung, ein gewichtiger dreilagiger Plattenteller und eine massige vierschichtige Chassis-Konstruktion, die diesem Plattenspieler 18 Kilo Gewicht und höchster Vibrationsresistenz bescheren. So glänzt der SL-1200G mit entspannter Souveränität, ausgezeichneter Agilität, toller Dynamik, Detailreichtum und straff-konturiertem Klangbil bis runter in den Bass. Zur hervorragenden Material-und Verarbeitungsqualität kommt eine Fülle an Einstellmöglichkeiten. Mit all diesen Qualitäten erreicht dieses Spitzenlaufwerk High End-Niveau – und ist deshalb ist der SL-1200G auch für audiophile Vinylisten ein Laufwerk-Leckerbissen.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: Björn Kanka
Klasse: Referenzklasse
Preis/Leistung: angemessen
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Technische Daten
Modell: | Technics SL-1200G |
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Produktkategorie: | Plattenspieler |
Preise: | 3.999,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Silber (SL-1200G) - Schwarz (SL-1210G) |
Vertrieb: | Panasonic Marketing Europe GmbH, Hamburg Tel.: +49 40 85 49 0 www.technics.com |
Abmessungen (HBT): | 173 x 453 x 372 mm |
Gewicht: | - Plattenspieler inkl. Teller und Haube: 17,35 kg - Plattenteller: 3,6 kg |
Prinzip: | - Direktantrieb - manuell |
Geschwindigkeiten: | - 33⅓ Upm - 45 Upm - 78 UpM |
Gleichlaufschwankung: | 0,025% W.R.M.S. (JIS C5521) (Herstellerangabe) |
Drehzahlanlaufzeit: | 0,7 s von Stillstand auf 33⅓ UpM |
Tonarm: | - S-Form - 9 Zoll - statisch ausbalanciert |
Tonabnehmer: | - ohne Tonabnehmer |
Rumpelgeräuschspannunsgabstand: | 78 dB (IEC 98A, bewertet) (Herstellerangabe) |
Ausgang (analog) | 1 x unsymmetrisch (Cinch) |
Lieferumfang: | - Technics SL-1200G - Headshell (mit SME-Bajonett-Schraubanschluss) - Befestigungsschrauben-Set für Tonabnehmer - Gegengewicht + 2 Zusatzgewichte (separat aufschraubbar) - Überhang-Lehre (zur Tonabnehmer-Justage) - Gummimatte - Staubschutzhaube - Cinch-Kabel (1,5 m) - Erdungsleitung (1,5 m) - 3 Netzkabel (Schuko, UK, CEI 23-50 [u.a. für Italien], jew. 1,5 m) - Puck für Singles - Bedienungsanleitung + Ergänzende Anleitung (Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Polnisch, Schwedisch, Spanisch, Tschechisch) - Garantie-Erklärung |
Pros und Contras: | + agile-dynamische, sensible, souverän-ruhige Wiedergabe + ultrapräzise Motorsteuerung, exzellente Gleichlaufstabilität + Headshell abnehmbar und schnell wechselbar dank SME-Bajonett-Schraubanschluss + ausgezeichnete Verarbeitung + sensibel agierender Tonarm + 3 Gewichte für große Flexibilität i.B.a. System-Gewicht und Auflage-Anforderung + höhenverstellbarer Tonarm + höhenverstellbare Füße + Tonarmlift mit einstellbarer Lifthöhe + Staubschutzhaube im Lieferumfang + Antiskating-Mechanismus + Anlaufgeschwindigkeit einstellbar + Abbremsgeschwindigkeit einstellbar + 3 Geschwindigkeiten: 33⅓, 45 und 78 UpM + schnelle Beschleunigung + Drehzahlermittlung mit Stroboskop und 4 Stroboskop-Spiegelreihen am Teller + Pitch Adjust zur kontinuierlichen Drehzahlveränderung (bis ±16 %) + Nadelbeleuchtung (abschaltbar) + USB-Schnittstelle zur Firmware-Aktualisierung - tief versenkte Anschlüsse erschweren das Anziehen der Erdungsklemme |
Benotung: | |
Klang (60%): | 96/100 |
Praxis (20%): | 98/100 |
Ausstattung (20%): | 98/100 |
Gesamtnote: | 97/100 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis/Leistung: | angemessen |
Getestet mit: | Getestet mit: - Phono-Vorverstärker: Lehmannaudio Decade - Verstärker: Hegel H360 - Lautsprecher: Audio Physic Midex 2 - Signalkabel: Viablue SC-6 Air - Lautsprecherkabel: Viablue SC-6 Single-Wire |