TEST: QED Golden Anniversary XT – Jubiläumskabel mit technischen Finessen aus 50 Jahren Forschung

Sichtbares

Deswegen hat es QED auch verdient, in unseren Gefilden viel Beachtung zu bekommen. Das QED Golden Anniversary XT sticht als Jubiläumskabel verständlicherweise aus dem restlichen, sehr dezent wirkenden Portfolio der Engländer heraus. Die Ummantelung ist transparent, sodass man die verwendete X-Tube-Plus-Technologie und die Verseilung der Leitungen wunderbar sehen kann. Mir persönlich gefällt es immer, wenn man Technik, die für besseren Klang sorgt, sichtbar macht. Ich werde später noch ein paar detailliertere Worte zu den verwendeten Steckern finden und bemerke an dieser Stelle nur, dass sie sehr vertrauenerweckend und stabil wirken. Auch an dieser Stelle wird ein sehr guter erster Eindruck geschaffen. Als einziger mir bekannter Hersteller gewährt QED übrigens eine lebenslange Garantie. Das ist schon bemerkenswert und unterstreicht das Selbstvertrauen der Engländer in die eigenen Produkte.

Kennzahlen

Dem technisch Interessierten gebe ich zunächst gern ein paar Zahlen in die Hand. Der Querschnitt liegt bei 2 x 2,5 Quadratmillimeter, was ein praktikabler Wert ist. Wichtig ist sicher auch noch die Induktivität des Leiters, da bei übermäßig hohem Wert die Frequenzen im oberen Bereich gedämpft werden. Mit 0,58 µH/m ist diese allerdings so gering, dass Besitzer eines Golden Anniversary XT keine Sorgen haben müssen, Abstriche im Hochton hinnehmen zu müssen. Es verhält sich über den kompletten Frequenzbereich für Audiosignale absolut gleichmäßig. Für die goldene Farbe sorgt eine Schicht Mylar in diesem Farbton. Mylar ist ein Markenname für Polyethylenterephthalat (PET), was sehr gute Isolationseigenschaften besitzt.

X-Tube-Plus-Technologie

QED nutzen hier eine Technologie, die sie als “X Tube Plus” bezeichnen. Dabei werden zehn Bündel von signalführenden Leitern um einen Kunststoffschlauch geführt, der im Inneren Luft enthält. Neun dieser zehn Bündel bestehen aus nahezu sauerstofffreiem OFC-Kupfer, ein Bündel des teureren “Ultra Pure Ohno Continuous Cast” (OCC) kommt noch hinzu. Luft auf der anderen Seite ist ein exzellentes Dielektrikum. Dank dieser Anordnung, bei der die Leitungen einen Kunststoffschlauch quasi umhüllen, kann der Skin-Effekt minimiert werden. Dieser sorgt dafür, dass sich bei hohen Frequenzen die Signalleitung zusehends eher am Außenrand des Leiters abspielt. So würden hohe Frequenzen nur eine geringe Fläche geboten, während tiefe Frequenzen den gesamten Leiterquerschnitt nutzen könnten. Genau diese frequenzabhängige Leitfähigkeit bekämpft QED, da der Leiter ja im Prinzip nur eine Außenhaut für einen elektrisch nicht leitenden Schlauch bildet. Woanders kann das Signal also eh nicht lang. Das ist aufwendig, lohnt sich aber messtechnisch und klanglich.

Verdrillung

Die beiden Stränge sind von dem goldenen Mylar-Schlauch und einer weiteren Isolierschicht überzogen und so verseilt, dass sie nicht parallel zueinander liegen. Dadurch wird eine Beeinflussung des elektrischen Feldes wirkungsvoll unterdrückt. Ein sich stets änderndes elektrisches Feld bildet sich gezwungenermaßen in einem Leiter und kann dafür sorgen, dass ungewünschte Signale von einem in den anderen Strang induziert werden und diese sich so gegenseitig beeinflussen. Der Einfluss des einen auf den anderen Leiter ist maximal, wenn sie nahe beieinander und parallel liegen. QEDs Anordnung sorgt für eine gewisse Distanz und dafür, dass die beiden Stränge immer unter einem Winkel zueinander stehen. Auch wenn es einen höheren Aufwand bei der Fertigung bedeutet, ist das eine zusätzliche Maßnahme, um die Reinheit des Musiksignals zu erhalten.

Airloc-Stecker

Hinter dem Splitter teilen sich die beiden Leiter auf. Von da ab werden sie einzeln geführt und standesgemäß terminiert. QED verwendet beim Golden Anniversary XT seine Airloc-Forté-Stecker, die per Kaltschweißverfahren mit den Leitern verbunden sind. Dabei werden Steckerkontakt und Leiter unter einem sehr hohen Druck zusammengepresst, bis eine stabile Verbindung ohne Lufteinschlüsse zusammenkommt. Der elektrische Widerstand ist bei einer solchen Verbindung minimal, da die beiden Komponenten quasi miteinander vereint werden. Außerdem besteht keine Oxidationsgefahr – die zwischen den Kontakten enthaltene Luft wurde schließlich herausgepresst. Kabel und Stecker gehen eine massive Verbindung ein und werden quasi zu einem einzigen Werkstück verbunden, ohne durch Lot verschiedene Materialübergänge ins Spiel zu bringen. Das ist definitiv ein Argument dafür, dass man sich hier die Lautsprecher-Leitung fürs Leben kauft.

Kontaktfreudigkeit

Die Pole der Bananenstecker sind ebenfalls etwas ganz besonders Feines. Das ist auch wichtig, schließlich ist genau der Punkt, an dem das Kabel mit dem Verstärker oder Lautsprecher verbunden wird, sehr kritisch. Man will ja nicht an dieser kleinen Stelle wieder Signalqualität verlieren, die man auf der restlichen Übertragungsstrecke so gewissenhaft erhalten hat. In den Forté-Buchsen sorgt eine Feder dafür, dass der Pin kräftig und somit satt kontaktierend in die Buchse gepresst wird. Das sorgt für maximale Kontaktfläche und stabilen Halt. Die Stecker sind zudem mit 24 Karat vergoldet, was ebenfalls dafür sorgt, dass man sich über Probleme durch eine über die Zeit gebildete Oxidationsschicht keine Gedanken machen muss.

Praxis

Das QED Golden Anniversary XT neigt dazu, in der Form zu bleiben, in der man es aus der Packung holt – leicht zusammengerollt. Das legt sich aber mit Zeit. Beim ersten Verlegen sollte man allerdings trotzdem aufpassen, dass es sich an manchen Stellen nicht so rollt, dass sich eine Schlaufe bildet. Das ist aber kein großes Ding. Vielmehr freut man sich sofort über den spürbaren Kontaktschluss der Stecker, die wirklich sanft, aber satt in die Bananenbuchsen meines Verstärker und der Lautsprecher eingeführt werden. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber für mich ist das immer ein Ereignis, das unglaublich befriedigend ist. Man spürt förmlich, wie der Federmachanismus im Stecker den Pin satt gegen die Innenwände der Buchse drückt.

Klangeinfluss

Über den Klang eines Kabels möchte ich gar nicht schreiben. Das klingt, als würde das Kabel einen solchen erzeugen. Vielmehr ist es ja der Einfluss auf den Gesamtklang der Kette, der hier beschrieben werden sollte. Der Verstärker, den ich für den Test nutzte ist eigentlich einer, der mit seinem hohen Dämpfungsfaktor dafür sorgt, dass Kabelunterschiede nicht so hoch ausfallen. Trotzdem war es schon erstaunlich, wie unmittelbar der positive Effekt, den das QED Golden Anniversary XT in die HiFi-Kette bringt, spürbar war. Druckvoller, freier und spürbar besser aufgelöst tönte die Musik. Wir verlassen auch den Bereich der Autosuggestion – das, was ich da hörte, war zu eindeutig klarer und besser definiert als vorher.

Einarbeitungszeit

Die heiße Frage war natürlich: Kommt da nach einer gewissen Zeit noch was oder ist die Leitung “out of the box” bereits im finalen Zustand? Nun, ein wenig tut sich schon noch mit der Zeit. Woran das immer im Einzelnen liegt, mag ich kaum mutmaßen. Doch ein wenig “Luftigkeit” kommt nach einigen Stunden der Benutzung schon noch hinzu. Wir reden hier natürlich nicht von maßgeblichen Änderungen, denn das Golden Anniversary XT ist im Werkzustand schon so gut, dass es jeder, der es testet, behalten wollen wird. Doch es ist doch auch etwas Schönes, wenn man sich auf eine leichte Verbesserung freuen kann, die da noch kommt.

Fazit

Insgesamt bleibt mir nur zu sagen: 50 Jahre Erfahrung und Forschung haben sich ausgezahlt. Das Golden Anniversary XT ist wunderbar gemacht, clever konstruiert und lässt sich ausgezeichnet nutzen. Der klangliche Zugewinn ist deutlich vernehmbar und je länger man das Lautsprecherkabel nutzt, umso stärker wird der positive Eindruck. Mit dieser Lautsprecherleitung der Extraklasse wird man lange Zeit, sicher nochmal 50 Jahre, absolut glücklich sein.

Technische Daten